Mit dem Handy-Bezahlsystem Wero-wallet will die European Payments Initiative (EPI) endlich den großen internationalen Zahlungsdienstleistern wie PayPal, Visa, Mastercar, Apple Pay oder Google Pay das Wasser abgraben und beim Online-Bezahlen selbst mitverdienen. Doch noch wirkt das Ganze eher wie der Kampf eines Davids gegen viele Goliaths - sowohl, was die Funktionen anbetrifft als auch die Akzeptanz. Doch Wero hat einen entscheidenden Trumpf in der Hinterhand: Die Kosten.
Sofortüberweisung per Handy
Fangen wir mit den Funktionen an. Jetzt in der Startphase sind lediglich Überweisungen von Handy zu Handy möglich - dafür aber in Echtzeit, sprich Instant Payment. Wero verspricht auf seiner Webseite, dass eine Überweisung innerhalb von zehn Sekunden beim Empfänger gutgeschrieben sei. Ebenfalls positiv: Das in Deutschland übliche 22-stellige IBAN-Monster braucht es dazu nicht. Es genügen der Name des Empfängers oder die Mobilfunknummer. Allerdings müssen sowohl Sender als auch Empfänger Wero verwenden.
Mehr Funktionen ab 2025
Nach der Überweisungsfunktion soll es dann 2025 auch möglich sein, per Handy mit Wero im Online-Handel zu bezahlen. Damit könnte Wero eine Alternative zu giropay sein, dessen weiterer Betrieb in der heutigen Form zum 31.12.2024 eingestellt wird. Ab 2026 soll dann auch die Bezahlmöglichkeit im stationären Handel zur Verfügung stehen. Um das Wero-wallet zu verwenden, braucht der Handynutzer in der Regel keine Extra-App - die Funktion soll in die Banking-Apps der Kreditinstitute integriert werden. Ansonsten gibt es zudem noch eine eigene App.
Noch geringe Akzeptanz
Nicht rosig bestellt ist es anfangs jedoch um die Akzeptanz von Wero. Hierzulande sind laut Wero zu Beginn lediglich die Sparkassen, die Volksbanken (DZ Bank) sowie Sparda-Bank und PSD Bank mit von der Partie. Zeitnah folgen sollen die Deutsche Bank/Postbank sowie die BB Bank - zumindest sind deren Logos schon auf der Wero-Seite zu sehen.
Nur in drei Ländern nutzbar
Eben so wenig kann zum Start von einem europäischen Zahlungssystem die Rede sein. Hier rächt sich, dass die EPI lediglich 16 Gründungsbanken zählt und nur wenige Institute hinzukamen. So ist Wero zum Start lediglich in Deutschland, Frankreich und Belgien verfügbar. 2025 sollen die Niederlande dazukommen.
Zukunftspläne
Allerdings ist man bei Wero zuversichtlich, dass weitere Länder und Banken folgen werden. Ferner werde man schrittweise die Funktionen der digitalen wero-Wallet erweitern, damit neben Waren auch Dienstleistungen und Abonnements bezahlt werden können. Gerüchten zufolge plant Wero ferner, im Laufe des Jahres 2025 eine Bezahloption mit Käuferschutz im E-Commerce einzuführen, das berichtet zumindest paymentandbanking.com.
Harsche Kritik
Angesichts dieses Funktionsumfang sparten viele Medien nicht mit Kritik und in zahlreichen Internet-Foren startete ein wahrer Shitstorm. Kommentare wie "Braucht kein Mensch", "Deutschland/Europa kann einfach nicht Digital" gehörten dabei noch zur harmloseren Sorte.
Dabei vergessen die Kritiker häufig, dass die heutigen Platzhirsche wie PayPal, Visa und Mastercard auch nicht von heute auf morgen mit einer riesigen Zahl von Akzeptanzstellen glänzten. Zu Erinnerung: Anfangs dominierten etwa die 1950 vorgestellte Diners Club und die 1958 folgende Amex-Karte von American Express das Kreditkartengeschäft.
Geringere Gebühren
Und noch etwas fällt auf - bei der Kritik wird meist aus Verbrauchersicht argumentiert. Dabei könnte Wero insbesondere für Händler von Interesse sein, wenn ein Geldtransfer über Wero in der Praxis wirklich nicht mehr kostet als eine übliche Überweisung.
Denn bei PayPal muss der Handel 2,49 Prozent plus Fixgebühr von derzeit 35 Cent für jede Transaktion bezahlen. Zahlt der Käufer via Masterkarte oder Visa, dann ist das für den Handel auch kein Schnäppchen: Bei Kreditkarten werden 1,19 Prozent und bei Debit-Karten 0,89 Prozent fällig.
Unter diesem Aspekt - und der Prämisse, dass der Handel einen Teil der Ersparnisse an die Kunden weitergibt - könnte das spät gestartete Handy-Bezahlsystem Wero eventuell doch eine Chance haben, auch wenn der Weg lang ist. Zumindest bleibt es in Sachen Digital und Mobile Payment spannend.