Ultrasichere Kommunikation

EU plant 2024 Start eines Quantenverschlüsslungs-Satelliten

17.10.2022
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Die EU will 2024 einen Satelliten für die sichere Kommunikation per Quantenverschlüsselung in eine erdnahe Umlaufbahn schießen. Eagle-1 soll Europas erstes weltraumgestütztes Quantenschlüssel-Verteilungssystem werden.
Per Satellit will die EU ab 2024 die Verteilung von Quantenschlüsseln testen.
Per Satellit will die EU ab 2024 die Verteilung von Quantenschlüsseln testen.
Foto: vectorfusionart - shutterstock.com

Quantencomputer könnten bald zu einer Bedrohung sensibler und vertraulicher Kommunikation werden. Sie lösen nicht nur Probleme schneller als herkömmliche Supercomputer, sondern sie knacken auch bisher als sich geltende Verschlüsselungsalgorithmen. So könnte etwa laut Carina Kießling, Expertin für Quantentechnologie bei der Unternehmensberatung EY, bald die häufig verwendete RSA-Verschlüsselung obsolet sein. Eine Option, dieser Herausforderung im Zeitalter der Post-Quanten-Kryptografie zu begegnen, liefert die Quantentechnologie selbst: Ansätze wie Quantum Key Distribution (QKD) sollen künftig die symmetrische Verschlüsselung schützen.

Eagle-1 soll 2024 starten

Wie das in der Praxis funktioniert, will die EU nach einem Bericht der Website SPACE.com in zwei Jahren selbst testen: 2024 soll der Satellit Eagle-1 zur Technologiedemonstration einer quantenverschlüsselten Kommunikation gestartet werden. "Eagle-1 wird das erste weltraumgestützte System zur Verteilung von Quantenschlüsseln (QKD) für die Europäische Union sein und könnte zu einem ultrasicheren Kommunikationsnetz für Europa führen", so die Europäische Weltraumorganisation (ESA). Dabei soll die Quantenverschlüsselung, wie es bei der ESA weiter heißt, die europäische Autonomie stärken.

So funktioniert die europäsiche Quantum Key Distribution (QKD) per Eagle-1.
So funktioniert die europäsiche Quantum Key Distribution (QKD) per Eagle-1.
Foto: SES/ESA

Im Rahmen des Projekts arbeitet die ESA mit SES zusammen. Die Société Européenne des Satellitesist ein international tätiger kommerzieller Satellitenbetreiber, der unter anderem das Astra-System betreibt. SES wird im Rahmen des Projekts ein Konsortium von mehr als 20 europäischen Unternehmen bei der Entwicklung von Eagle-1 leiten. Dabei wird die eigentliche Satellitenplattform Eagle-1 von der italienischen Firma SITAEL bereitgestellt. Die Quantenschlüssel-Nutzlast wird von der deutschen Firma Tesat Spacecom gebaut und von SES betrieben. Unternehmen aus Österreich, Belgien, der Tschechischen Republik und der Schweiz sind ebenfalls an dem Projekt beteiligt.

Quantenschlüssel für mehr Sicherheit

Eagle-1 ist als ein kleiner Satellit konzipiert und soll in eine niedrige Erdumlaufbahn (LEO) geschossen werden. Allerdings wird er mit rund 300 Kilogramm für seine Größe ziemlich schwer sein. Eagle-1 soll drei Jahre in seiner Umlaufbahn verbringen, um die für eine neue Generation sicherer Kommunikation erforderlichen Technologien zu testen. Der Satellit wird dabei laut ESA die "Machbarkeit der Technologie zur Verteilung von Quantenschlüsseln, die die Prinzipien der Quantenmechanik nutzt" demonstrieren. Zudem sollen die Verschlüsselungsschlüssel so verteilt werden, dass jeder Abhörversuch sofort erkannt wird.

Zwar wird Eagle-1 Europas erster souveräner QKD-Satellit sein. Allerdings werden die Europäer nicht die ersten mit einem solchen Satelliten im All sein. Bereits 2016 startete China mit Micius den ersten speziellen Quantenkommunikationssatelliten.