Reaktion auf Terrorgefahr

EU-Minister fordern Smartphone-Hintertür

17.11.2020
Von 
Michael Söldner schreibt News zu den Themen Windows, Smartphones, Sicherheit, Hardware, Software, Gaming, Auto sowie Raumfahrt auf pcwelt.de.
Um auf die gestiegene Terrorgefahr reagieren zu können, fordern mehrere EU-Minister eine Hintertür in Smartphones.

Neben dem Thema Migration stand am Freitag vergangener Woche auch überraschend die steigende Terrorgefahr auf dem Programm der EU-Innenminister. So wolle man terroristische Inhalte im Internet künftig stärker bekämpfen und löschen. Dazu kommen verstärkte Grenzkontrollen an den EU-Außengrenzen, um die Sicherheit weiter zu erhöhen. Zugleich wurde jedoch auch der Zugriff auf verschlüsselte Unterhaltungen von EU-Bürgern gefordert. Durch eine Möglichkeit zum Mitlesen von Nachrichten in WhatsApp oder Signal wolle man „digitale Beweismittel sammeln und nutzen“. Innenminister Seehofer wolle alle nachrichtendienstlichen Möglichkeiten nutzen, die in der Theorie zur Verfügung stünden.

Die EU-Minister wünschen sich eine Mitlesemöglichkeit für verschlüsselte Messenger-Inhalte.
Die EU-Minister wünschen sich eine Mitlesemöglichkeit für verschlüsselte Messenger-Inhalte.
Foto: whatsapp.com

Generalschlüssel für die EU gefordert

In zwei vertraulichen und an die Öffentlichkeit gelangten Dokumenten zur Sitzung ist von einer Resolution der EU-Staaten zum Umgang mit Verschlüsselungstechnik die Rede. Es sei unerlässlich, Zugang zu elektronischen Beweismitteln zu erhalten. Durch die zunehmende Verschlüsselung sei dies aber extrem schwierig oder sogar unmöglich. Mit technischen Lösungen für einen rechtmäßigen Zugang zu verschlüsselten Daten wolle man darauf reagieren. Als Urheber der Dokumente gilt die Bundesregierung, die aktuell die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt.

Risiken einer Hintertür

Gemeinsam mit der Industrie wolle man demnach Lösungen zum Datenzugriff entwickeln, dennoch sollen die Produkte (Apps) weiterhin vertrauenswürdig bleiben. Die Verschlüsselungssysteme wolle man keinesfalls schwächen. Ein Generalschlüssel für die EU würde diese Sicherheit jedoch aushebeln. Zudem dürfte es schwierig werden, diesen Generalschlüssel unter Verschluss zu halten, wenn unzählige Polizeibehörden und Geheimdienste darauf Zugriff hätten. (PC-Welt)