Die europäische KI-Gesetzgebung AI Act steht kurz vor der Verabschiedung, und die EU-Kommission schafft jetzt einen organisatorischen Rahmen, in dem der Einstieg in das KI-Zeitalter unterstützt und die Einhaltung der Regularien sichergestellt werden soll. Die vier großen, sektoralen KI-Test- und Versuchseinrichtungen (genannt: TEF), an denen seit Anfang 2023 gearbeitet wird, konzentrieren sich auf die Bereiche Smart City, intelligente industrielle Produktion, Landwirtschaft und Gesundheit.
Die Kommission spricht von "spezialisierten großflächigen Referenzstandorten, die allen Technologieanbietern in ganz Europa offen stehen" würden. Man wolle modernste KI-Lösungen in großem Maßstab testen und damit experimentieren. Das gelte für Software- und Hardwareprodukte (Robotik) genauso wie für Dienstleistungen - in realen Umgebungen. Geschaffen würden "physische und virtuelle Einrichtungen", in denen Produkt in realen Umgebungen geprüft werden könnten.
Die Finanzierung der Zentren ist mit stolzen 40 bis 60 Millionen Euro pro Projekt veranschlagt und soll zunächst über fünf Jahre laufen. Die Gelder sollen sowohl von der Kommission selbst als auch von den Mitgliedstaaten stammen.
CitCom.ai unterstützt Smart-City-Vorhaben
Die Einrichtung für Smart Cities ging zu Jahresbeginn unter dem Namen CitCom.ai an den Start. In einer Erklärung des leitenden Forschers Martin Brynskov von der Technischen Universität Dänemark heißt es, hier liege der Schwerpunkt auf KI-Lösungen, die im städtischen Verkehr - einschließlich autonom fahrender Autos - eingesetzt werden könnten. Man konzentriere sich auf KI-Fragen rund um Energie, Mobilität und Konnektivität. Laut Kommission soll Citcom.ai Städte und Gemeinden in der EU dabei unterstützen, den Übergang zu einem "grüneren und digitaleren Europa" zu meistern, ohne dass Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz gefährdet würden.
Die Produktion soll AI-Matters revolutionieren
Für Produktion und Fertigung ist AI-Matters das zuständige TEF. Es befindet sich offenbar in einem früheren Entwicklungsstadium als CitCom. Auf der Website des Projekts heißt es, der Fokus werde auf Dienstleistungen wie die Optimierung von Fabriken (Digital Twins), der Interaktion zwischen Mensch und Maschine und der Einführung neuer KI-Technologien im industriellen Umfeld liegen. Ein Katalog zu den unterstützten Diensten soll im September diesen Jahres verfügbar sein.
Um nachhaltige Landwirtschaft kümmert sich AgrifoodTEF
Um die Landwirtschaft kümmert sich das AgrifoodTEF. Es wird sich beispielsweise mit Themen wie der intelligenten, autonomen Unkrautbekämpfung und mit modernen Ackerbauverfahren beschäftigen. Auch sollen der KI-Einsatz im Gartenbau und der Einsatz intelligenter und nachhaltig nutzbarer Technologien in Viehzuchtbetrieben und Futtermittelproduktion unterstützt werden. Für dieses TEF spielen also ökologische Aspekte, aber auch Themen rund um Smart Farming und die Datennutzung in der Lebensmittelindustrie eine Rolle.
TEF-Health für KI im Gesundheitswesen
Das TEF-Health schließlich wird verschiedene Krankenhäuser als Live-Teststandorte nutzen, ebenso Laboreinrichtungen für KI und Robotik im Gesundheitssektor. Die Anwendungsfälle im E-Health-Umfeld werden sich nach Angaben der EU-Kommission auf die Bereiche Krebsbehandlung, Neurotechnik, Herz-Kreislauf-Gesundheit und Intensivpflege konzentrieren.
Entwickler von KI-Lösungen sollen durch Prüfungen der TEFs nicht zuletzt darin unterstützt werden, den AI Act einzuhalten, den das Europäische Parlament Anfang diesen Monats verabschiedet hat. Das Gesetz enthält Bestimmungen, die verschiedene Aspekte von KI-Systemen regeln, darunter Transparenzanforderungen für KI-generierte Inhalte, ein Verbot biometrischer KI-Überwachungssysteme im öffentlichen Raum sowie strenge Testanforderungen, um Risiken für die Gesellschaft auszuräumen.