Bedenken wegen Hardwarekomponenten

EU-Kommission untersucht VMware-Übernahme

22.12.2022
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Charlotte Trueman schreibt für unsere US-Schwesterpublikation Computerworld. Sie beschäftigt sich unter anderem mit den Themenbereichen Collaboration und Nachhaltigkeit.


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Wegen möglicher Preisabsprachen und vermindertem Wettbewerb nach dem Zusammenschluss nimmt nun auch die EU-Kommission den 61 Milliarden Dollar schweren Übernahme-Deal von Broadcom und VMware unter die Lupe.
Die mögliche enge Verzahnung zwischen Broadcom-Hardware und VMware-Software nach dem Deal bereitet Kartellwächtern weltweit Kopfzerbrechen.
Die mögliche enge Verzahnung zwischen Broadcom-Hardware und VMware-Software nach dem Deal bereitet Kartellwächtern weltweit Kopfzerbrechen.
Foto: Tada Images - shutterstock.com

Einen Monat nach der Ankündigung der britischen Wettbewerbsbehörde (CMA), die geplante Übernahme von VMware durch Broadcom zu untersuchen, haben die europäischen Kartellbehörden ihre eigene Untersuchung des 61-Milliarden-Dollar-Deals eingeleitet. In den USA ist die Federal Trade Commission (FTC) seit fünf Monaten mit ihrer eigenen Untersuchung des Geschäfts beschäftigt.

In einem am 20. Dezember veröffentlichten Pressemitteilung erklärte die EU-Kommission, sie "befürchte insbesondere, dass das Vorhaben Broadcom in die Lage versetzen könnte, den Wettbewerb auf dem Markt für bestimmte, mit der Software von VMware interoperable Hardwarekomponenten einzuschränken".

Verschlechterte Interoperabilität mit Fremdhardware

Eine vorläufige Prüfung habe ergeben, so die Kommission weiter, dass sich die Übernahme auf das Angebot von Netzwerkkarten (NICs) , Fibre-Channel-Host-Bus-Adaptern (FC-HBA) und Speicheradaptern auswirken könnte. So könnte Broadcom die Interoperabilität zwischen der VMware-Software und der Hardware der Wettbewerber zugunsten der eigenen Hardware verschlechtern oder Wettbewerber gar daran hindern, die Server-Virtualisierungssoftware von VMware zu nutzen oder den Zugang zu dieser Software zu beeinträchtigen.

"Dies würde zu höheren Preisen, geringerer Qualität und weniger Innovation für die Abnehmer und letztlich auch für die Verbraucher führen", erklärte die oberste EU-Wettbewerbshüterin Margrethe Vestager.

Außerdem will die Kommission untersuchen, wie sich die Übernahme durch Broadcom auf die von VMware gemeinsam mit Nvidia, Intel und AMD Pensando begonnene Entwicklung von Data Processing Units (DPU) oder SmartNICs - besser bekannt als Projekt Monterey - auswirken könnte.

Ein weiterer Punkt der Untersuchung betrifft die Möglichkeit, dass Broadcom die Virtualisierungssoftware von VMware mit seiner eigenen Mainframe- und Sicherheitssoftware bündelt und nicht mehr als eigenständiges Produkt anbietet. Dies würde eine Einschränkung der Auswahl und möglicherweise einen Ausschluss konkurrierender Software-Anbieter vom Markt bewirken, so die Kartellwächter.

Kritische Bewertungen von Analysten

Diese Befürchtungen sind nicht unbegründet. So äußerte Tracey Woo, Senior Analyst bei Forrester, bereits im September in einem Blogbeitrag Bedenken, dass Broadcom nach den Übernahmen von CA und Symantec die Preise erhöht, den Support verringert und nicht mehr in Innovationen investiert.

Broadcom-CEO Hock Tan hatte bereits versucht, diese Befürchtungen bei den Kunden von VMware zu zerstreuen. In einem Ende Oktober veröffentlichten Blogbeitrag schrieb er, dass "der Geschäftsgrundsatz von Broadcom für diese Transaktion darin besteht, sich auf das Geschäftsmodell zu konzentrieren, die Forschung und Entwicklung zu verstärken und die Umsetzung so zu gestalten, dass die Kunden den Wert des gesamten Portfolios an innovativen Produktangeboten erkennen - und nicht darin, die Preise zu erhöhen".

Nachdem Broadcom die Übernahmepläne am 15. November 2022 bei der EU-Kommission zur Genehmigung angemeldet hatte, muss diese innerhalb von 90 Arbeitstagen, also spätestens am 11. Mai 2023, eine Entscheidung treffen.

Broadcom nahm die Ankündigung einer genaueren Überprüfung gelassen hin - oder tat zumindest so. "Wir freuen uns darauf, unsere konstruktive Arbeit mit der Europäischen Kommission im Rahmen ihres gründlichen Prüfverfahrens fortzusetzen", erklärte das Unternehmen in einem Statement. "Wir machen Fortschritte bei unseren verschiedenen behördlichen Anträgen auf der ganzen Welt und haben die Genehmigung für Fusionen in Brasilien, Südafrika und Kanada sowie die Genehmigung für ausländische Investitionen in Deutschland, Frankreich, Österreich und Italien erhalten."

Das Unternehmen geht entsprechend weiterhin davon aus, dass die Transaktion im Jahr 2023 abgeschlossen werden kann.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation Network World.