Alle Jahre wieder lädt Apple zu seiner herbstlichen Produktvorstellung ein und Millionen von Fans und Neugierige schalten sich weltweit zu, um zumindest virtuell an der Keynote teilzunehmen. Ihr Hauptmotiv ist dabei Entertainment, nachdem die wesentlichen Details der Neuvorstellungen ohnehin bereits im Vorfeld durchgesickert waren.
So war auch 2023 bereits Wochen vor dem Apple Event bekannt, dass:
beim iPhone 15 sämtliche Modelle USB-C statt Lightning erhalten,
nun auch das einfache iPhone 15 mit Dynamic Island ausgestattet ist und
die Pro-Versionen neue Chips und Kameras, ein edles und ultraleichtes Titan-Gehäuse mit dünnen Rahmen sowie eine Aktionstaste bekommen. Und natürlich dass es sich dabei - wie immer - um die schnellsten iPhones handelt, die es je gab.
bei der Apple Watch Series 9 und der Apple Watch Ultra 2 die meisten Veränderungen gegenüber dem Vorgängermodell unter der Haube stattfinden sowie
Apple künftig auf Lederarmbänder verzichten und stattdessen verstärkt auf recyceltes oder zumindest umweltfreundliches Material setzen möchte.
Das Problem: Wer dem Apple-Marketing nicht komplett verfallen ist, konnte sich mit diesen Infos im Hinterkopf leichter auf die Defizite konzentrieren, die die neuen Geräte weiterhin aufweisen.
So etwa, dass Apple trotz jahrelanger Entwicklung bei seiner Smartwatch eine wesentliche Eigenschaft von Uhren vergessen hat: Die Apple Watch 9 unterstützt zwar nun dank moderner Chips noch flüssigere Animationen, schnelleres und genaueres Diktieren sowie Siri on Device. Auf eine Akkulaufzeit von mehreren Tagen warten Nutzer aber nach wie vor vergebens. Oder anders ausgedrückt: Die Apple Watch verstärkt den Drang, wieder eine konventionelle Armbanduhr tragen zu wollen.
Auch die Existenzberechtigung der Apple Watch Ultra 2 - für diese verspricht Apple im Energiesparmodus immerhin 72 Stunden Akkulaufzeit - ist bei einem Preis von knapp 900 Euro mehr als fragwürdig. Außer für Apple natürlich. Aber man wird ja mal träumen dürfen.
Technologisch längst ausgereizt
Auch bei der Vorstellung des iPhone 15 drängte sich unvoreingenommenen Zuschauern das Gefühl auf, dass es - zumindest aus Anwendersicht - keinen Sinn ergibt, eine nach 16 Jahren bereits ausgereifte Hardware Jahr für Jahr weiter zu verbessern. Und was radikale Designänderungen wie ein Klapp- oder Faltmodell anbelangt, wagt das hochprofitable Unternehmen keine Experimente, sondern betreibt Business as usual. Einzige Ausnahme war der von der EU erzwungene Wechsel von Lightning auf USB-C, der selbstredend als eigenmotivierter Move verkauft wurde.
Bald viele überrascht von der Alientechnologie... pic.twitter.com/0Mb7HajlWs
— Carsten Knobloch ???? (@caschy) September 12, 2023
Dabei lässt sich nicht von der Hand weisen, dass das obligatorische Chip-Upgrade, Optimierungen bei Kamera, Speicher und Akku schön und gut sind. Begeisterungsstürme für die neuen iPhones ruft das jedoch nicht hervor. Und auch der Umstand, dass man nun endlich das Resident Evil 4 Remake auch auf dem iPhone spielen kann, wird wohl keinen Gamer von den Socken hauen.
In diesem Zusammenhang war auch der Einspieler mit Mother Nature, das Highlight des Events, etwas fragwürdig. In dem sehenswerten Video (Ted Lasso lässt grüßen) rechtfertigt sich das Apple-Management gegenüber Mutter Natur und verweist auf seine fortschreitenden Maßnahmen zur CO2-Einsparung und Ressourcenschonung.
In der Tat ist Apple bei seinen Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit weit vorne. Das umweltfreundlichste Produkt ist allerdings eines, das gar nicht erst produziert wird, weil man das alte Gerät getrost weiter verwenden kann. Aber das erklär' mal jemand den Shareholdern...
Mother Nature: You know what would really save the environment? Stop shipping devices around the world from Asia. #AppleEvent
— Paul Thurrott (@thurrott) September 12, 2023