Arbeiten im Beratungshaus

Es geht auch ohne Studium

05.07.2010
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
IT-Consulting-Häuser stellen wieder ein. Manche im großen Stil. Auch für Nichtakademiker eröffnen sich Chancen, wie das Beispiel Accenture zeigt.

Als sich Christiane Leitner nach einem Job umsah, stellte sie sich auf eine mühsame Suche ein. Schließlich hatte die Informatikkauffrau, die in einem kleinen Softwarehaus arbeitete, kein Studium vorzuweisen. Doch dann erlebte sie eine positive Überraschung. Die IT-Beratung Accenture öffnete auch Bewerbern mit IT-Ausbildung die Tür. Nach einem Telefon- und zwei persönlichen Interviews hatte Leitner das Vertragsangebot in der Tasche, mittlerweile arbeitet die 29-Jährige seit zwei Jahren als "Senior Programmer" für Accenture.

Einstiegsprogramm

Ihr Schwerpunkt liegt darauf, die Möglichkeiten des SAP-Systems auszunutzen, um es je nach den Prozessanforderungen des Kunden anzupassen: "Ich stelle das SAP-System so ein, dass die Prozesse entsprechend den Designs ablaufen, die meine Kollegen mit dem Kunden entwickelt haben. Wenn der Kunde mit seinen Prozessen Probleme hat, kontaktiert er mich, damit ich die Ursachen der Schwierigkeiten analysieren und diese beheben kann."

Christiane Leitner besuchte ein achtwöchiges Einarbeitungsprogramm bei Accenture.
Christiane Leitner besuchte ein achtwöchiges Einarbeitungsprogramm bei Accenture.
Foto: Christiane Leitner

Leitner arbeitet im SAP-Runcenter von Accenture in Kronberg, sie hat sich im SAP-System auf Produktionsplanung spezialisiert. Ihre Kenntnisse sind gefragt, wenn ein neuer Standort des Kundenunternehmens in SAP eingepflegt oder in der Lagerwirtschaft ein neuer Regaltyp eingerichtet werden muss. Daneben entwickelt sie fachliche Trainings für das "Jump-Start-Program", das sie selbst durchlaufen hat.

Mit diesem achtwöchigen Programm macht Accenture die Einsteiger fit für den praktischen Einsatz: Die Entwickler vertiefen Themen wie Java oder Abap, die Berater lernen dort neben theoretischem SAP-Wissen anhand von Fallstudien, wie Projekte durchgezogen werden. Die 500 Stellen, die die IT-Beratung im Laufe dieses Jahres besetzen will, sind zu 70 bis 80 Prozent für Einsteiger gedacht.

Simone Wamsteker: 'Wer ohne Studium einsteigt, bekommt mehr Zeit, sich einzuarbeiten.'
Simone Wamsteker: 'Wer ohne Studium einsteigt, bekommt mehr Zeit, sich einzuarbeiten.'
Foto: Simone Wamsteker

Simone Wamsteker, Leiterin Channel-Management bei Accenture, erklärt, warum die Beratung auf diese Einstiegsprogramme setzt: "Die Kunden stellen höhere Anforderungen an Berater, da sie komplexere Systemlandschaften haben und auch größeres Fachwissen haben. Dementsprechend muss auch der Berater über ausgeprägtes Know-how verfügen."

Strukturierte Aufgaben

Während die angehenden Berater ein Studium vorweisen müssen, haben Bewerber mit IT-Ausbildung gute Chancen, wenn sie wie Christiane Leitner bei Accenture Entwickler werden wollen. Dazu Wamsteker: "Systementwickler brauchen vor allem tiefe technische Skills, aber auch soziale Kompetenzen, wie es die Arbeit im Team erfordert. Wer ohne Studium einsteigt, bekommt mehr Zeit, sich einzuarbeiten, und auch strukturiertere Aufgaben."

Um Bewerber auf sich aufmerksam zu machen, nutzt Accenture mittlerweile auch Web-2.0-Plattformen wie StudiVZ oder Facebook. Die besten Bewerber bekommt die Beratung aber immer noch über die eigenen Mitarbeiter.