Oracle hat mit seinem Stellenabbau begonnen. Bereits im Juli war durchgesickert, der Datenbankspezialist wolle angesichts des schwierigeren wirtschaftlichen Umfelds Personal reduzieren, um seine Kosten zu senken. Angeblich soll es um Einsparungen in Höhe von etwa einer Milliarde Dollar gehen.
Laut einem Bericht der US-Nachrichtenagentur Bloomberg entlässt Oracle seit Anfang August Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bereichen Marketing und Kundenbetreuung (Customer Experience). Die Streichungen betreffen derzeit wohl hauptsächlich die USA, aber auch in anderen Ländern sind anscheinend Kürzungen geplant.
In welchem Umfang und Zeitraum ist derzeit nicht bekannt. Bloomberg zufolge sorgen die Entlassungen bei Oracle für viel Unruhe. Betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werde ad hoc mittgeteilt, dass ihre Stellen gestrichen würden, obwohl deren Vorgesetzte zuvor noch versichert hätten, die Jobs seien sicher.
Abteilungen in Auflösung?
In anderen Berichten ist von chaotischen Zuständen in Folge des Stellenabbaus die Rede. Das Magazin "Insider" berichtet, dass Oracles Marketingabteilungen teilweise in Auflösung begriffen seien. Einzelne Teams hätten sich halbiert. Mitarbeiter, die den IT-Anbieter verlassen hätten, wären erleichtert. Wer noch bei Oracle sei, würde versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Es gebe praktisch keine funktionierende Kommunikation, was Entlassungen und Sparmaßnahmen betreffe, hieß es.
Auch in Deutschland wird Kritik laut. In aktuellen Kommentaren auf dem Bewertungsportal Kununu ist die Rede davon, dass sich Oracle hierzulande "kaputt spare". Es gebe keinerlei Handlungsspielräume. Alles werde aus der US-Zentrale diktiert. Zudem fehle an allen Ecken und Ende Personal, außer im Cloud-Bereich.
Cloud-Umbau und Mega-Übernahme
Oracle befindet sich derzeit in einer schwierigen Situation. Zwar legte der Anbieter zuletzt passable Zahlen vor. Wie bei vielen anderen Softwarehersteller verändert sich derzeit jedoch das Geschäftsmodell. Statt Lizenz- und lukrativer Wartungseinnahmen geht es künftig um Softwareservices aus der Cloud . Auch Oracle stellt derzeit dementsprechend die Weichen um.
Dazu kommt, dass der Konzern aktuell die größte Übernahme seiner Firmengeschichte verdauen muss. Mit der 28,3 Milliarden Dollar teuren Übernahme des Healthcare-Spezialisten Cerner will sich Oracle in der Gesundheitsbranche etablieren. Einerseits vielversprechend, weil es an vielen Stellen noch massive Digitalisierungsdefizite gibt, andererseits aber auch ein schwieriges Pflaster, weil es häufig an Geld für Investitionen fehlt und strenge Regulierungsvorgaben die Möglichkeiten der Datennutzung stark einschränken.
In Deutschland fehlt Oracle derzeit eine Geschäftsleitung, um den Anbieter durch die stürmischen Zeiten zu steuern. Stefanie Kemp warf nach zwei Jahren als Country Lead das Handtuch. Sie verließ den IT-Anbieter Ende Juli, um wieder auf die Anwenderseite zu wechseln, als Chief Transformation Officer bei den Sana-Kliniken. Kurz vor ihrem Abschied hatte Kemp durchblicken lassen, dass sie sich durchaus das eine oder andere Mal geärgert habe, in einer US-Organisation zu arbeiten. Bestimmte Dinge hätten auch hier im Lande schnell entschieden werden können, sagte die Managerin der COMPUTERWOCHE. Ob sie die jetzigen Turbulenzen bei Oracle schon geahnt oder vorausgesehen hat, muss Spekulation bleiben.