Oracle-Datenbank ablösen

EnterpriseDB verspricht Postgres-Umstieg ohne Risiko

28.04.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit einem Migrationsprogram verspricht EnterpriseDB Oracle-Kunden einen schnellen Umstieg auf PostgreSQL und deutlich geringere Kosten.
Viele Unternehmen fürchten die Risiken, wenn sie die Datenbank wechseln. EDB verspricht nun eine No-Risk-Migration von Oracle auf PostgreSQL.
Viele Unternehmen fürchten die Risiken, wenn sie die Datenbank wechseln. EDB verspricht nun eine No-Risk-Migration von Oracle auf PostgreSQL.
Foto: alphaspirit.it - shutterstock.com

Datenbankspezialist EnterpriseDB (EDB) will Anwenderunternehmen dazu anregen, Oracle-Datenbanken abzulösen und auf PostgreSQL umzusteigen. Dafür haben die EDB-Verantwortlichen eine Initiative namens "Guaranteed Postgres Migration Program" gestartet. Viele Oracle-Anwender würden über hohe Kosten, unflexible Verträge und eine begrenzte Leistung ihrer Installationen klagen, hieß es in einer Mitteilung des Postgres-Anbieters.

"Es gibt viele Gründe, warum Oracle-Kunden mit EDB auf Postgres umsteigen", sagte Celest Turner Hall, Senior Vice President of Product Marketing bei EDB, und verwies auf das eigene Oracle-kompatible Postgres. "Mit dem EDB Guaranteed Postgres Migration Program haben wir die größten Hürden für den Umstieg von Oracle beseitigt", verspricht der Manager.

EnterpriseDB umwirbt Oracle-Kunden schon seit vielen Jahren:

PostgreSQL von EnterpriseDB: Open-Source-Datenbank statt Oracle-Rechnung

Das neue Migrationsprogramm soll für eine schnellere und effizientere Migration sorgen. Anwender könnten bis zu 80 Prozent der Kosten für Oracle-Lizenzen und -Support einsparen, stellt EDB interessierten Unternehmen in Aussicht. Der Umstieg funktioniere innerhalb von 20 Tagen und fast alle Datenschemata aus der Oracle-Datenbank ließen sich automatisiert in das neue System übertragen.

Bei Nichtgefallen - Geld zurück

Wer sich für eine Migration qualifiziert, dem versprechen die EDB-Verantwortlichen eine "Null-Risiko-Garantie". Es müssten keine Migrationskosten gezahlt werden, sollten sich die Erwartungen im Zuge des Umstiegs nicht erfüllen, hieß es. Wer sich in das Abenteuer eines Oracle-Umstiegs stürzen möchte, muss EDB zufolge

  • ein neuer Migrations-Kunde sein,

  • ein Migrations-Assessment erfolgreich abschließen und

  • eine EDB Enterprise Plan Subscription mit mindestens 64 Rechenkernen abschließen.

Für die Migration setzen die EDB-Verantwortlichen einen bestimmten Arbeitsaufwand an. Alle Services, die darüber hinausgingen, müssten die Anwender separat bezahlen, heißt es in den Geschäftsbedingungen. Auf seiner Website bietet das Unternehmen ein Migrationsportal sowie ein Migrations-Toolkit an. Letzteres beinhaltet beispielsweise ein Befehlszeilen-Tool für die Migration von Tabellen und Daten aus einem Oracle-System nach PostgreSQL.

Als Zielsystem bringt der Datenbankanbieter seinen EDB Postgres Advanced Server (EPAS) ins Spiel. Anwender erhielten damit die Datenbank PostgreSQL inklusive einer Reihe von Enterprise-Features, die die notwendige Performance, Sicherheit und Verfügbarkeit der Datenbank garantieren sollen. Beim Betriebsmodell könnten Anwender zwischen einer selbst verwalteten Datenbankinstanz On-premises beziehungsweise in einer Private-, Hybrid- oder Public-Cloud sowie "EDB BigAnimal" wählen, einem Managed Service als Database-as-a-Service (DBaaS) in der Public Cloud.

Datenbankmigration - Risiken und Kosten schrecken ab

"Wir wissen von einer Reihe von Oracle-Anwendern, die PostgreSQL zumindest für einen Teil ihrer bestehenden Datenbank-Workloads ausprobieren möchten", sagte Carl Olofson, Research Vice President von IDC. Viele würden aber durch die Risiken und die Kosten eines Umstiegs abgeschreckt. "Obwohl EDB mit dem EDB Postgres Advanced Server und der nativen Public-Cloud-Unterstützung mit BigAnimal eine solide Enterprise-Grade-Plattform bietet, sind Datenbankmigrationen oft mit Komplikationen verbunden", konstatierte der Analyst. Das Migrationsprogramm von EDB biete Unternehmen daher einen guten Startpunkt, ihre PostgreSQL-Reise zu beginnen.

Legacy-Datenbanken: Cloud frisst Database

Einer der Vorteile von PostgreSQL gegenüber Oracle ist die Tatsache, dass es quelloffen ist, sagte Tony Baer, leitender Analyst von dbInsight. "Als Open-Source-Datenbank hat PostgreSQL den Vorteil, dass die Kunden zwischen vielen Implementierungen von Anbietern wählen können und somit weniger Gefahr besteht, sich an einen bestimmten Anbieter zu binden", so Baer. Allerdings sollten Unternehmen auch bedenken, dass die Oracle-Datenbank mit ihrer umfangreichen SQL und der Verfügbarkeit von Datenbank-Automatisierungstools eine hohe Reife aufweise.

Baer warnte auch, dass die lockere Open-Source-Lizenz von PostgreSQL zahlreiche Forks begünstigt habe. Forks sind parallel entwickelte Abspaltungen, die sich von der ursprünglichen Version unterschieden. Unternehmen müssten deshalb sorgfältig prüfen, ob die PostgreSQL-Implementierung des jeweiligen Anbieters ihren Anforderungen entspricht. "EDBs primäres Wertversprechen ist, dass sie PostgreSQL-Experten sind und dies mit einer gesunden Beteiligung am PostgreSQL-Open-Source-Projekt untermauern", konstatierte der Analyst.