Der IT-Markt erlebt zurzeit einen kräftigen Wirbelsturm. Zwar wird schon seit Jahren von der zunehmenden Bedeutung des Cloud-Computings und dessen rasant ansteigende Akzeptanz bei den CIOs geredet und geschrieben, doch seit ein paar Quartalen lässt sich dieser massive Umbruch auch anhand von Zahlen belegen.
Laut IDC fiel der weltweite Storage-Umsatz bei den fünf führenden Anbietern von 2014 auf 2015 um 4,3 Prozent auf 21,9 Milliarden Dollar. Am härtesten traf es IBM (-0,8 Mrd.), gefolgt von EMC (-0,5 Mrd.) und NetApp (-0,4 Mrd.). Dell konnte seinen Umsatz knapp halten, aber nur HP schaffte ein Plus von rund 650 Millionen Dollar.
Diese Zahlen sind umso dramatischer, da das Speichervolumen in den letzten zwei Jahren rasant angestiegen ist und es bei den Rechenzentren einen Trend zu den - wesentlich teureren - Flash-Speichern gibt. Beides müsste eigentlich den Storage-Markt in den Himmel treiben.
Die Gefahren aus den Clouds
Das ist genau genommen auch der Fall - aber leider anders, als es sich die Storage-Anbieter noch vor ein paar Jahren erhofft hatten. Denn dort oben am Himmel lauern ein paar dicke dunkle Wolken, die alle wohlbekannte Namen haben: Amazons AWS, Microsofts Azure, IBMs Softlayer, Google und Salesforce. Zusammen mit ein paar Nischenanbietern wirken sie wie ein Schwarzes Loch, das alle neuen Datenberge sofort aufsaugt und die großen Speichereinheiten im hauseigenen Rechenzentrum immer mehr überflüssig macht.
- EMC World 2016
Michael Dell spricht über die Zukunft von Dell und EMC. - EMC World 2016
Dell und EMC befinden sich noch in der Konsolidierungsphase. - EMC World 2016
Dell und EMC nehmen im 21 Gartner-Quadranten einen führenden Platz ein. - EMC World 2016
David Goulden erläutert die EMC-All-Flash-Strategie. - EMC World 2016
Das Dell-EMC-Portfolio in der Übersicht. - EMC World 2016
Dells Zukunftsvisionen. - EMC World 2016
Virtustream entwickelt sich weiter. - EMC World 2016
Zahlreiche Besucher der EMC World 2016 waren gespannt, wie es mit EMC weitergeht. - EMC World 2016
EMC-Chef Joe Tucci erläuterte auf der EMC World 2016 die Zukunft des neuen Unternehmens Dell Technologies.
Die klaren Anzeichen der Krise
Vom Aufbruch in die Cloud sind vor allem die etablierten IT-Anbieter betroffen, was sich in hektischen Fusionen, Konsolidierungen und Entlassungen widerspiegelt.
Herausragender Fall hierzu ist die Akquisition des Storage-Giganten EMC durch Dell. Mit 67 Milliarden Dollar ist das die bislang größte Übernahme in der IT-Geschichte. Das neue Unternehmen wird "Dell Technologies" heißen und unter diesem Dach sind dann nicht nur Dell und EMC vereint, sondern auch Pivotal, VMware, RSA, Virtustream und SecureWorks.
Storage-Abhängigkeit ist die Achillesferse
EMC ist zwar nicht das erste, aber das bislang größte und prominenteste Opfer der Cloud-Welle. Das liegt vor allem daran, dass es EMC trotz vieler Hightech-Akquisitionen nicht gelungen ist, seine Abhängigkeit vom Speichergeschäft nachhaltig zu reduzieren.
VMware hatte zwar im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 6,6 Milliarden Dollar, doch das war nur rund ein Viertel des EMC-Gesamtumsatzes von 24,7 Milliarden Dollar. Hinzu kommt, dass auch VMware mit dem Abwandern in die Cloud zu kämpfen hat. Mit vCloud Air wollte man den Wechsel auf die AWS-Plattform stoppen, doch die dafür erforderlichen immensen Infrastruktur-Investitionen gab es zu spät oder gar nicht.
Inzwischen rollen die bei VMware die vCloud-Köpfe. So schmiss jetzt auch Bill Father hin, der in den letzten Jahren vergeblich versucht hat, die vCloud zu einer attraktiven Amazon-Alternative aufzubauen. Seine Position wird auch nicht mehr neu besetzt. Den letzten Todesstoß gab es für die vCloud durch die im Januar eingegangene Kooperation mit IBM sowie mit der nicht erfolgten Konsolidierung der vCloud mit der EMC-Cloud Virtustream.
- Die Studienteilnehmer
222 Mittelständler nahmen an der Studie teil. Zwei Drittel davon planen mit allen Cloud-Modellen. - Teilnehmende Branchen
Der größte Anteil der Teilnehmer kommt aus dem produzierenden Gewerbe. - Rolle der Cloud
Die Zahl der "Cloud-Verweigerer" liegt heute bei nicht einmal mehr 15 Prozent. - Zukunft gehört Multi-Cloud-Umgebungen
Die Zukunft liegt in Hybrid- und Multi-Cloud-Ansätzen. - Gründe für Cloud-Initiativen
Die Kundenanforderungen lassen Mittelständlern keine Wahl: der Weg führt in die Cloud. - IT-Abteilung entscheidet
IT-Abteilungen haben in Sachen Cloud den Hut auf. Doch kleine Mittelständler haben oft keine, dort entscheidet der Chef selbst. - Cloud-Anteil am IT-Budget
Vier von fünf Mittelständlern investieren weniger als 30 Prozent ihres IT-Budgets in Cloud-Technologien. - Flexibilität ist Trumpf
Anwender möchten flexibler und agiler werden. der Kostenaspekt ist nicht ganz so wichtig. - Immer noch Sicherheitssorgen
Datensicherheit und Datenschutz bleiben die hemmenden Faktoren. - Sichtbare Fortschritte
Die meisten Betriebe sind entweder in der konkreten Planungs- oder bereits in der Implementierungsphase. - Das wandert in die Cloud
E-Mail und Collaboration sind die bevorzugten Cloud-Anwendungen. - Vorhandenes wird verlagert
Am häufigsten werden bestehende Workloads migriert. - Offenheit ist Auswahlkriterium
Ein Public-Cloud-Anbieter muss vor allem offen sein und Integrationsmöglichkeiten bieten. - Bevorzugte Anbieter
AWS, Microsoft und SAP genießen die höchste Aufmerksamkeit im Mittelstand. - Cloud-Management
Als Cloud-Management-Lösungen sind VMware-Lösungen besonders beliebt. - Verantwortung beim Provider
Wer in die Public Cloud geht, sieht die Verantwortung für Betrieb und Sicherheit schwerpunktmäßig beim Anbieter. - Wann Externe ins Spiel kommen
Integration, Betrieb und Architektur sind Themen, bei denen Mittelständler Hilfe suchen. - Wichtig: Skills und Projekterfahrung
Cloud-Integratoren sollten gute Leute und Projekterfahrung haben. - Keine Alleingänge
Anwender arbeiten mit Externen zusammen.
Hoflieferant für einen schrumpfenden Markt
Produktmäßig positioniert sich das neue Unternehmen als Anbieter von sogenannten "Cloud-Ergänzungen", also als bevorzugter Lieferant von Infrastruktur für eine Hybrid-Cloud. "Infrastruktur muss intelligent gemanagt werden", stand auf einer der PowerPoint-Slides, die Michael Dell in seiner Keynote präsentierte. Demnach konkurriert man direkt mit Oracle, IBM und HP, die auch alle mit Hyper-Converged-Systems und hochintelligenter Management-Software die verbleibenden Rechenzentrums-Komponenten verwalten wollen.
Michael Dell sieht sich mit der EMC-Übernahme aber besser positioniert, da man ein umfassenderes und moderneres Portfolio besitze. "Es gibt nur wenige Überlappungen, stattdessen gibt es sehr viele Ergänzungen", sagte er über die Zukunft des neuen Unternehmens. "Diese Fusion ist eine Win-Win-Situation, denn zusammen haben wir im 21 Gartner-Quadranten einen führenden Platz", gibt er als Grund für seinen Optimismus gegenüber der Konkurrenz an.
Mehrere Analysten bestätigten das noch während der Veranstaltung. "Zusammen haben sie jetzt erstmals ein komplettes RZ-Portfolio, das horizontal vom Server über Storage bis zu Netzwerke reicht, und das vertikal sowohl kleine und mittlere Unternehmen, als auch große weltweiten Verbund-Zentren abdeckt; getrennt hätten sie das nie geschafft", sagte David Floyer, Chef der auf Big Data spezialisierten Marktforschungsagentur Wikibon.
Klare Ziele für die Channel-Strategie
In einer abschließenden gemeinsamen Pressekonferenz wurden der noch-EMC-Chef Joe Tucci und der neue Machthaber Michael Dell nach möglichen Konflikten beim Channel und den Produktüberlappungen befragt. "Es gibt nur im unteren Storage-Bereich geringfügige Überlappungen, doch EMC ist hier ein Riese, während die Dell-Produkte eher eine Server-Ergänzung sind", sagte Dell. Tucci wollte dazu nichts sagen, was man eventuell so interpretieren kann, dass er anderer Ansicht ist.
Übereinstimmende Meinungen gab es dagegen bei der Zukunft des gemeinsamen Channel-Vertriebes. "Ich denke, dass der Channel die Integration bereits vorweggenommen hat. Die Programme von EMC und Dell sind sehr ähnlich und ich erwarte keine größeren Probleme - im Gegenteil: Die Channel-Partner sind ein wesentlicher Bestandteil des neuen Unternehmens", sagte Michael Dell. Tucci stimmte ihm zu. "Jedes IT-Unternehmen ist heute auf leistungsstarke Channel-Partner angewiesen, da führt kein Weg dran vorbei", war seine knappe Erklärung über seine bisherige Channel-Strategie.
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No-Show: VMware und Pivotal
Während Tucci und Dell sehr ausführlich über die Zukunft des neuen Unternehmens sprachen, fiel vor allem die Abwesenheit der einst hochgelobten Partner und Tochtergesellschaften auf. So fehlten Paul Maritz, noch-CEO von Pivotal und Pat Gelsinger, noch-CEO von VMware.
Gelsinger war auf den früheren EMC-Veranstaltungen stets an der Seite von Tucci aufgetreten und galt allgemein als Kronprinz, der schon bald den Posten von Tucci übernehmen sollte. Doch dieser Traum scheint für Gelsinger jetzt endgültig geplatzt zu sein. (hal)