Rückzieher vom Rückzieher

Elon Musk will Twitter doch wieder kaufen

05.10.2022
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Zwei Wochen vor Prozessbeginn hat Elon Musk angeboten, den 44 Milliarden Dollar schweren Twitter-Kauf wie ursprünglich vereinbart abzuschließen. Der Deal soll die Entwicklung seiner X-App vorantreiben, so Musk.
Hat der Streit zwischen Elon Musk und Twitter mit der Übernahme ein Ende? Fortsetzung folgt
Hat der Streit zwischen Elon Musk und Twitter mit der Übernahme ein Ende? Fortsetzung folgt
Foto: Rokas Tenys - shutterstock.com

Der vermutlich reichste Mensch der Welt, Elon Musk, kommt nicht aus den Schlagzeilen. Nur einen Tag, nachdem er zuletzt mit seinem auf Twitter präsentierten "Friedensplan" für die Ukraine einen gewaltigen Shitstorm ausgelöst hatte, sorgte der Tesla-Chef prompt für die nächste Überraschung. Wie aus einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht, hat Musk dem Kurznachrichtendienst Twitter angeboten, die Übernahme zu den ursprünglichen Bedingungen abzuschließen.

Einzige Voraussetzung laut SEC-Filing: Twitter soll seine Klage gegen Musk unverzüglich aussetzen und die für den 17. Oktober angesetzte Verhandlung und alle anderen, damit zusammenhängenden Verfahren bis auf weiteres auf Eis legen.

Der Nachrichtendienst Bloomberg hatte am Dienstag zuerst über Musks Kurswechsel berichtet, woraufhin die NYSE den Handel mit Twitter-Aktien vorübergehend aussetzte. Als der Handel nach der offiziellen Bestätigung wieder aufgenommen wurde, schnellte der Kurs in die Höhe und schloss bei 51,80 Dollar, knapp 22 Prozent mehr als am Vortag.

Musk hatte Ende April mit dem Twitter-Board vereinbart, die Company für 54,20 Dollar pro Aktie oder insgesamt 44 Milliarden Dollar in bar zu übernehmen. Rund zweieinhalb Monate später machte der Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk allerdings einen Rückzieher und trat von dem Deal zurück. Als Grund nannte der als exzentrisch bekannte Milliardär in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC die von Twitter zu niedrig angesetzte Zahl der sogenannten Spam-Bots. Gleichzeitig beschuldigte er das Unternehmen, ihm nicht genügend Informationen zu diesem Thema gegeben und sich selbst falsch dargestellt zu haben.

Musks Rücktritt von dem Deal hatte zur Folge, dass Twitter Mitte Juli eine Klage wegen Vertragsbruch vor dem Delaware Chancery Court einreichte. In der Klageschrift versuchte Twitter nicht nur, Musks Argumente zu entkräften, die Company bezeichnet die nun eingeschlagene Exit-Strategie des Tesla- und SpaceX-Chefs zudem als heuchlerisch und arglistig.

Satz mit X

Warum Musk Twitter nun doch kauft, nachdem er monatelang darum gekämpft hatte, aus dem Geschäft auszusteigen, bleibt unklar. Rechtsexperten gehen allerdings davon aus, dass der Multimilliardär vor Gericht nur geringe Chancen gehabt hätte, seine Gründe für die Kündigung des Kaufvertrags glaubhaft darzulegen. Der Verweis auf die hohe Zahl von Fake-Accounts und die Vorwürfe des Ex-Sicherheitschefs von Twitter alleine reichten dafür nicht aus.

Wie auch immer, auf seinem bevorzugten Nachrichtenkanal Twitter versuchte Musk, den wiederaufgenommenen Kauf positiv darzustellen. "Der Kauf von Twitter ist ein Beschleuniger für die Schaffung von X, der App für alles", twitterte der Milliardär am Dienstag. Um kurz darauf anzufügen: "Twitter beschleunige das Vorhaben um drei bis fünf Jahre, ich kann aber auch falsch liegen."

Musk hat bereits früher angedeutet, dass er eine eigene Social-Media-Plattform ins Leben rufen will, falls der Kauf von Twitter nicht zustande kommt. Anfang August antwortete er auf Twitter auf eine entsprechende Frage lapidar mit einer URL: X.com.

X.com war der Name der von Musk mitgegründeten Online-Bank. Diese wurde 2000 mit dem Wettbewerber Confinity verschmolzen und später in PayPal umbenannt. Der Multimilliardär hatte die Domain 2017 von PayPal zurückgekauft. Damals erklärt er, die Domain habe einen "großen sentimentalen Wert" habe und sollte am besten als Dach-Website genutzt werden, die die Nutzer zu Musks anderen Unternehmen wie Tesla und SpaceX führt.