Windows 95 Launch

Ein Meilenstein wird 25

Kommentar  24.08.2020
Von 
Olaf Riedel leitet den Sektor Technologie, Medien und Telekommunikation bei Ernst & Young (EY) in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dabei greift er auf mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Beratung unterschiedlichster Unternehmen zurück – vom Start-up bis zum internationalen Konzern.
Windows 95 erblickte vor 25 Jahren das Licht der Welt. Microsofts Betriebssystem war damals ein Meilenstein für die Welt der Heimcomputer. Wir schauen, wie digitale Anwendungen in 25 Jahren aussehen werden.
Vor 25 Jahren fand der Launch von Windows 95 statt. ("Windows 95 Launch Memorabilia", https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode)
Vor 25 Jahren fand der Launch von Windows 95 statt. ("Windows 95 Launch Memorabilia", https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode)
Foto: Flickr.com / Marcin Wichary / CC BY 2.0

Der 24. August 1995 veränderte die Welt von Heimcomputer-Besitzern für immer. An diesem Donnerstag brachte Microsoft Windows 95 auf den Markt. Unvergesslich blieb dabei auch, wie Microsoft-Gründer Bill Gates und der spätere CEO Steve Ballmer zu den Klängen des Rolling-Stones-Songs "Start me up" während der Windows-95-Launch-Party auf der Bühne tanzten:

Die Windows-95-Sause

Zudem unterlegte Microsoft mit dem Stones-Song einen TV-Werbespot für Windows 95. Das Betriebssystem entwickelte sich dank umfangreicher technischer Möglichkeiten und hoher Stabilität (zur damaligen Zeit) innerhalb kürzester Zeit zu einem Verkaufsschlager.

Seitdem hat sich viel getan: Digitale Anwendungen sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken, das Internet hat eine zentrale Rolle im Leben der meisten Menschen übernommen. Praktisch jeder in Deutschland trägt inzwischen einen Rechner in Form eines Smartphones mit sich herum, der die meisten Rechenzentren im Jahr 1995 in den Schatten stellen würde. Veränderungen hat es immer wieder gegeben und auch in der Zukunft wird sich die digitale Welt weiter wandeln. Aber wie wird sie aussehen?

Hologramm statt Desktop?

Eine absehbare Entwicklung ist die Miniaturisierung. Sprich: Die mobilen Endgeräte werden künftig noch weiter schrumpfen. Wo vor 25 Jahren noch ein Desktop-Rechner nötig war - im stilsicheren Beige mit einem enormen Röhrenmonitor - nutzen die meisten Menschen in Deutschland heutzutage in ihrem digitalen Alltag oftmals primär Smartphones und Tablets oder maximal einen Laptop. Echte Desktop-Geräte sind zumindest in Haushalten seltener geworden. Und es ist absehbar, dass die mobilen Endgeräte noch kleiner werden und auch im Arbeitsalltag der Weg hin zu kleinen und mobilen Lösungen gehen wird.

Passend dazu wird auch die Virtualisierung enorme Fortschritte machen. Denn trotz aller Innovationen im Bereich von Virtual und Augmented Reality - man denke nur an die Chancen durch etwaige Virtual-Reality-Brillen- werden Informationen bislang in den allermeisten Fällen noch auf Bildschirmen - wenn auch sehr dünnen, leichten und hochauflösenden - angezeigt. Das könnte sich aber innerhalb der nächsten 25 Jahre ändern, wenn alternative Technologien Fuß fassen und auch in Masse skaliert werden können. Beispielsweise wenn Brillengläser und Kontaktlinsen zu Bildschirmen werden - oder Bilder sogar gleich auf die Netzhaut projiziert werden. Wahrscheinlich werden sich auch Hologramme irgendwann durchsetzen, ebenso wie Anwendungen, die mittels Gestik und Mimik gesteuert werden können und deshalb irgendwann überhaupt keine Eingabewerkzeuge mehr brauchen.

Rechenleistung sticht

Überhaupt werden technische Lösungen immer direkter in den Alltag integriert werden. Wearables, also Endgeräte, die etwa in Kleidung eingenäht und nah am Körper getragen werden, gibt es teilweise jetzt schon. Und auch Smartwatches sind äußerst beliebt. So lassen sich mit diesen Geräten beispielsweise auch Daten im Alltag und beim Sport messen und können so ein lebendiges Ökosystem von gesammelten, eigenen Daten erzeugen. Das Ergebnis: Träger sind nicht nur Empfänger von Informationen, sondern generieren sie selber, stellen sich in den Mittelpunkt und können auf diese Weise ihr eigenes Verhalten und ihre eigenen Werte analysieren und optimieren - ein Trend, der sich in Zukunft nur noch verstärken wird, wobei Smartwatches vermutlich nur eine Übergangslösung auf dem Weg zu fortgeschritteneren Lösungen wie bildgebenden Kontaktlinsen, In-Ear-Smartphones oder implantierten Miniatur-Health-Chips sein dürften.

Doch trotz Miniaturisierung, besserer Integrierbarkeit in den Alltag und innovativen Visualisierungslösungen werden eigenstände Rechner nicht komplett aus dem Alltag verschwinden. Für bestimmte Anwendungen werden sie die erste Wahl bleiben - etwa für die Bearbeitung von Musik und Videomaterial, für das Gaming oder für die Analyse komplexer Probleme oder Herausforderungen in der Wissenschaft. Herausstechender Faktor wird dann aber ganz klar die Rechenleistung sein.

Autonomer Datenschutz

Ein weiteres Thema, das die digitale Zukunft enorm prägen wird, ist die Vernetzung der Geräte untereinander. vor 25 Jahren war dies noch kaum vorstellbar - man war schon froh, wenn neue Geräte problemlos vom Computer erkannt wurden - aber bereits heute stehen Computer und andere technische Geräte in einer Beziehung zueinander und werden mit Blick daraufhin weiterentwickelt. Künftig wird es so sein, dass die Geräte untereinander autonom kommunizieren und Daten austauschen, um auf diese Weise die Nutzererfahrung bis ins kleinste Detail zu optimieren.

Dies kann allerdings nur mit einem konsequenten Fokus auf den Datenschutz einhergehen, wobei grundlegende Fragen wie das Recht an eigenen Daten - welche gehören überhaupt dazu und welche sind öffentlich - noch zu klären sind. Aus diesem Grund wird sich wohl auch in Zukunft die öffentliche Diskussion darum drehen, wie weit und in welcher Form der Einzelne die Hoheit über seine Daten ausüben und behalten kann - ein Thema, das vor 25 Jahren, als das öffentliche Internet noch in den Kinderschuhen steckte, kaum breite Relevanz hatte. Die heute noch bestehenden, erheblichen Unsicherheiten, wie mit Daten umgegangen werden darf und wem welche Daten eigentlich genau gehören, lohnt es sich angesichts der fortschreitenden Digitalisierung auf jeden Fall auf- und auszuräumen. (hi/fm)