Der 24. August 1995 veränderte die Welt von Heimcomputer-Besitzern für immer. An diesem Donnerstag brachte Microsoft Windows 95 auf den Markt. Unvergesslich blieb dabei auch, wie Microsoft-Gründer Bill Gates und der spätere CEO Steve Ballmer zu den Klängen des Rolling-Stones-Songs "Start me up" während der Windows-95-Launch-Party auf der Bühne tanzten:
Die Windows-95-Sause
Zudem unterlegte Microsoft mit dem Stones-Song einen TV-Werbespot für Windows 95. Das Betriebssystem entwickelte sich dank umfangreicher technischer Möglichkeiten und hoher Stabilität (zur damaligen Zeit) innerhalb kürzester Zeit zu einem Verkaufsschlager.
Seitdem hat sich viel getan: Digitale Anwendungen sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken, das Internet hat eine zentrale Rolle im Leben der meisten Menschen übernommen. Praktisch jeder in Deutschland trägt inzwischen einen Rechner in Form eines Smartphones mit sich herum, der die meisten Rechenzentren im Jahr 1995 in den Schatten stellen würde. Veränderungen hat es immer wieder gegeben und auch in der Zukunft wird sich die digitale Welt weiter wandeln. Aber wie wird sie aussehen?
Hologramm statt Desktop?
Eine absehbare Entwicklung ist die Miniaturisierung. Sprich: Die mobilen Endgeräte werden künftig noch weiter schrumpfen. Wo vor 25 Jahren noch ein Desktop-Rechner nötig war - im stilsicheren Beige mit einem enormen Röhrenmonitor - nutzen die meisten Menschen in Deutschland heutzutage in ihrem digitalen Alltag oftmals primär Smartphones und Tablets oder maximal einen Laptop. Echte Desktop-Geräte sind zumindest in Haushalten seltener geworden. Und es ist absehbar, dass die mobilen Endgeräte noch kleiner werden und auch im Arbeitsalltag der Weg hin zu kleinen und mobilen Lösungen gehen wird.
Passend dazu wird auch die Virtualisierung enorme Fortschritte machen. Denn trotz aller Innovationen im Bereich von Virtual und Augmented Reality - man denke nur an die Chancen durch etwaige Virtual-Reality-Brillen- werden Informationen bislang in den allermeisten Fällen noch auf Bildschirmen - wenn auch sehr dünnen, leichten und hochauflösenden - angezeigt. Das könnte sich aber innerhalb der nächsten 25 Jahre ändern, wenn alternative Technologien Fuß fassen und auch in Masse skaliert werden können. Beispielsweise wenn Brillengläser und Kontaktlinsen zu Bildschirmen werden - oder Bilder sogar gleich auf die Netzhaut projiziert werden. Wahrscheinlich werden sich auch Hologramme irgendwann durchsetzen, ebenso wie Anwendungen, die mittels Gestik und Mimik gesteuert werden können und deshalb irgendwann überhaupt keine Eingabewerkzeuge mehr brauchen.
Rechenleistung sticht
Überhaupt werden technische Lösungen immer direkter in den Alltag integriert werden. Wearables, also Endgeräte, die etwa in Kleidung eingenäht und nah am Körper getragen werden, gibt es teilweise jetzt schon. Und auch Smartwatches sind äußerst beliebt. So lassen sich mit diesen Geräten beispielsweise auch Daten im Alltag und beim Sport messen und können so ein lebendiges Ökosystem von gesammelten, eigenen Daten erzeugen. Das Ergebnis: Träger sind nicht nur Empfänger von Informationen, sondern generieren sie selber, stellen sich in den Mittelpunkt und können auf diese Weise ihr eigenes Verhalten und ihre eigenen Werte analysieren und optimieren - ein Trend, der sich in Zukunft nur noch verstärken wird, wobei Smartwatches vermutlich nur eine Übergangslösung auf dem Weg zu fortgeschritteneren Lösungen wie bildgebenden Kontaktlinsen, In-Ear-Smartphones oder implantierten Miniatur-Health-Chips sein dürften.
Doch trotz Miniaturisierung, besserer Integrierbarkeit in den Alltag und innovativen Visualisierungslösungen werden eigenstände Rechner nicht komplett aus dem Alltag verschwinden. Für bestimmte Anwendungen werden sie die erste Wahl bleiben - etwa für die Bearbeitung von Musik und Videomaterial, für das Gaming oder für die Analyse komplexer Probleme oder Herausforderungen in der Wissenschaft. Herausstechender Faktor wird dann aber ganz klar die Rechenleistung sein.
- 30 Jahre Windows - Windows 1.0
Windows 1.0 wird unter dem Codenamen "Interface Manager" entwickelt und am 20. November 1985 veröffentlich. Das erste grafische Betriebssystem für den PC kostete damals 99 US-Dollar, war aber nur mäßig erfolgreich, weil es an Anwendungen fehlte. - Windows 2.11
Auch in der folgdenen Windows-Version erinnert die grafische Benutzeroberfläche noch stark an textorientierte Benutzerschnittstellen. Das 1989 erschienene Windows 2.11 enthält bereits Microsoft Word. - Windows 95
Das unter dem Arbeitstitel "Chicago" entwickelte Windows 95 erscheint im August 1995. Dem Release geht eine ausführliche Testphase voraus, Teilnehmer müssen dabei eine Geheimhaltungserklärung unterschreiben. - Windows NT 3.51 Server
Die Weiterentwicklung von Windows NT 3.5 erscheint im Mai des Jahres 1995 und unterstützt neuere 32-Bit-Anwendungen. Je nach Installationsvariante ist es auf Diskette(n) oder CD-ROM erhältlich. - Windows NT 4.0
Der Nachfolger von NT 3.51 erscheint im Juli 1996 und ist der letzte Vertreter der Windows NT-Reihe. Das Betriebssystem verfügt über die grafische Benutzeroberfläche von Windows 95 und kommt mit Assistenten für die Konfiguration daher. - Windows 98
Das unter dem Codenamen "Memphis" entwickelte Windows 98 erscheint am 25. Juni 1998. Das Betriebssystem bietet kaum sichtbare Neuerungen gegenüber Windows 95, bietet allerdings USB-Unterstützung und eine anpassbare Benutzeroberfläche. - Windows 2000
Windows 2000 wird auf Basis des eingestellten Windows NT 4.0 entwickelt und ist der Vorgänger von Windows XP. Das Betriebssystem erscheint in einer 32-Bit- und 64-Bit-Version. Die Arbeiten an der 64-Bit-Variante werden aber bald eingestellt. - Windows ME
Das letzte Betriebssystem auf MS-DOS-Basis: Windows ME (Millennium) erscheint (verspätet) am 14. September 2000. Probleme mit Internet Explorer und Windows Player verzögern den Release mehrfach. - Windows XP
Im Oktober des Jahres 2001 erscheint Windows XP (Codename "Whistler"), der technische Nachfolger von Windows 2000. Das Betriebssystem richtet sich in erster Linie an Heimanwender und kommt mit einer frischen Benutzeroberfläche daher. - Windows 7
Das in vielen Bereichen überarbeitete Windows 7 kommt am 22. Oktober 2009 auf den Markt. Eine weitgehend neue Benutzeroberfläche, bessere Systemsicherheit und der Einsatz von Bibliotheken im Windows-Explorer sind neu. - Windows 8
Als Nachfolger von Windows 7 kommt Windows 8 am 26. Oktober 2012 in den Handel. Erstmalig sind dabei zwei Benutzeroberflächen enthalten: das Windows 8 Modern UI und die klassische Desktop-Ansicht. - Windows Server 2012
Die Server-Version des zuvor veröffentlichten Windows 8 kommt im September 2012 auf den Markt. Mit der Modern-UI-Oberfläche, einem komplett überarbeiteten Taskmanager und den Active Directory Domain Services hebt sich das Programm von den Vorgängern ab. - Windows RT
Windows RT ist Microsofts Betriebssystem für Geräte mit Chips der ARM-Architektur wie Smartphones oder Tablets. Das Betriebssystem weist viele Parallelen zu Windows 8 auf. Aufgrund schwacher Absatzzahlen wird die Produktion von Windows-RT-Devices Anfang 2015 eingestellt. - Windows 8.1
Unter dem Codenamen "Windows Blue" entwickelt, soll das Update die Unzufriedenheit vieler Benutzer mit Windows 8 aus der Welt räumen. Deshalb kehrt auch der Start-Button zurück. Die Verknüpfung zu Microsofts Cloud-Dienst OneDrive wird jetzt standardmäßig angezeigt. - Windows 10
Mit Windows 10 bringt Microsoft laut CEO Satya Nadella 2015 nicht nur die nächste Version seines Betriebssystems auf den Markt, sondern eine völlig neue Windows-Generation. Der Shift auf Windows 10 markiert auch den Umstieg auf Windows as a Service: Künftig sollen keine neuen Windows-Versionen nach bisherigem Muster mehr folgen - stattdessen werden inkrementelle Verbesserungen in Form größerer und kleinerer Updates veröffentlicht. Win 10 bringt im Vergleich zu seinen Vorgängern zahlreiche Neuheiten mit, etwa den IE-Nachfolger Edge, virtuelle Desktops oder die digitale Assistentin Cortana. Parallel zu Windows 10 stellte Microsoft auch den Nachfolger zu Windows Server 2012 - Windows Server 2016 - vor. - Windows 11
Microsoft stellte mit Windows 11 offiziell eine neue Generation seines Betriebssystems vor und erklärte, damit eine neue Ära einläuten zu wollen. Die Idee, ein neues Windows zu bauen, entstand wohl in der Corona-Pandemie. Man habe Windows 11 darauf ausgelegt, auf verschiedenen Gerätetypen zu laufen und unterschiedliche Bedienmodi zu unterstützen, hieß es von Seiten Microsofts. Der Konzern hat bei Windows 11 vor allem Design und Bedienerführung vereinfacht. Darüber hinaus soll Windows 11 enger mit dem Collaboration-Tool Teams verknüpft werden. Wieder zurück in Windows 11 sind die aus der Version 7 bekannten Widgets. Der Redmonder Konzern bewirbt sein neues Betriebssystem darüber hinaus als besonders sicher. Die Architektur sei als Zero Trust angelegt, zudem sei das System Secure by Design. Wichtige Sicherheits-Features wie zum Beispiel Verschlüsselung seien von Haus aus aktiviert.
Autonomer Datenschutz
Ein weiteres Thema, das die digitale Zukunft enorm prägen wird, ist die Vernetzung der Geräte untereinander. vor 25 Jahren war dies noch kaum vorstellbar - man war schon froh, wenn neue Geräte problemlos vom Computer erkannt wurden - aber bereits heute stehen Computer und andere technische Geräte in einer Beziehung zueinander und werden mit Blick daraufhin weiterentwickelt. Künftig wird es so sein, dass die Geräte untereinander autonom kommunizieren und Daten austauschen, um auf diese Weise die Nutzererfahrung bis ins kleinste Detail zu optimieren.
Dies kann allerdings nur mit einem konsequenten Fokus auf den Datenschutz einhergehen, wobei grundlegende Fragen wie das Recht an eigenen Daten - welche gehören überhaupt dazu und welche sind öffentlich - noch zu klären sind. Aus diesem Grund wird sich wohl auch in Zukunft die öffentliche Diskussion darum drehen, wie weit und in welcher Form der Einzelne die Hoheit über seine Daten ausüben und behalten kann - ein Thema, das vor 25 Jahren, als das öffentliche Internet noch in den Kinderschuhen steckte, kaum breite Relevanz hatte. Die heute noch bestehenden, erheblichen Unsicherheiten, wie mit Daten umgegangen werden darf und wem welche Daten eigentlich genau gehören, lohnt es sich angesichts der fortschreitenden Digitalisierung auf jeden Fall auf- und auszuräumen. (hi/fm)