EAM in Kassel zählt mit einem Versorgungsgebiet von rund 1,4 Millionen Kunden zu den größten Stromnetzbetreibern in Deutschland. Ende 2019 musste das Rechenzentrum komplett erneuert werden und das gleiche galt auch für die Hardware. CIO Robert Haastert entschied sich für eine Cloud-Lösung. Für die Migration von knapp 80 Applikationen, mehr als 400 Servern und rund 26.000 GB Speichervolumen in die Cloud wählte er den Projektname "Nemeischer Löwe".
Herkules ist das Wahrzeichen von Kassel. Eine rund acht Meter hohe Kupferstatue des griechischen Helden mit Fell des von ihm erlegten Nemeischen Löwen krönt ein rund 71 Meter hohes Bauwerk im Bergpark Wilhelmshöhe. Dieser Herkules mit seiner erfolgreich gemeisterten ersten Heldentat sollte auch das Team von Robert Haastert zu großen Leistungen inspirieren.
Das sagt die Jury:
"Sehr mutig, eine Migration dieser Größe in einem Kalenderjahr und während Corona durchzuführen. Ein sehr schnelles Projekt. Vielleicht ist es manchmal gar nicht gut, sich zu viel Zeit zum Nachdenken zu geben." |
Im laufenden Betrieb in die Public Cloud
Im März 2020 startete das Projekt mit der Anbindung an die Public Cloud in Frankfurt am Main, die Ende April abgeschlossen war. Anfang Mai begann die Migration der Applikationen. Dann ging es Schlag auf Schlag: Jede Woche zogen zwischen fünf und zehn Systeme in die Wolke, und das alles bei laufendem Betrieb und natürlich sollte bei keinem der zahlreichen Kunden in dieser Zeit das Licht ausgehen.
Ende August konnte das Projektteam aufatmen, denn neben den Applikationen waren auch die zentralen SAP-Systeme mit etwa 1.000 Nutzern sowie alle besonders kritischen Geschäftsprozesse erfolgreich migriert. "Wir haben innerhalb von sechs Monaten als erster Stromnetzbetreiber Deutschlands alle kaufmännischen und technischen Applikationen im laufenden Betrieb in die Public Cloud migriert", sagt der CIO stolz.
Haastert ist stolz auf sein Team
Die Entscheidung für Microsoft Azure Cloud war eine strategische, wie Haastert betont, denn für Betreiber von kritischer Infrastruktur habe die Bedrohung durch Hackerangriffe enorm zugenommen. Mit einem starken Partner sieht sich Haastert besser aufgestellt. Das Projektteam setzte sich aus 20 EAM-Mitarbeiterinnenund -Mitarbeitern und einem 80-köpfigen Team der IT-Dienstleister von Microsoft und Accenture zusammen.
In den Hochphasen unterstützten noch bis zu zehn Spezialisten den Migrationsprozess. "Als CIO bin ich besonders stolz auf mein Team. Jeder CIO ist nur so gut wie sein Team und ich habe eines der besten."
Seit knapp zwei Jahren ist Haastert CIO von EAM. Um sich vom stressigen Projektgeschäft zu erholen, liest der 52-Jährige keine griechischen Heldenepen, sondern widmet sich einer Jugendliebe, nämlich Depeche Mode und ihrem Best of Album. Damit vergisst er den Alltagsstress und träumt nur gelegentlich von Löwen. (kf/rs)