Unternehmen müssen damit rechnen, in der nächsten Zeit mit Anfragen deutscher Verbraucher zu gespeicherten personenbezogenen Daten regelrecht überhäuft zu werden. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie von Veritas Technologies, für die rund 1000 Personen aus Deutschland befragt wurden. Demzufolge wollen 38 Prozent aller Deutschen innerhalb der nächsten sechs Monate von ihren neuen Datenschutzrechten Gebrauch machen, die mit der EU DSGVO seit 25. Mai wirksam sind. Die Hälfte der Befragten erklärte, ihre neuen Datenschutzrechte zumindest dann einfordern zu wollen, sobald ein Unternehmen ein Datenleck offenbart.
Die Umfrage zeigt also, dass viele Verbraucher offenbar fest dazu entschlossen sind, stärker eine Auge darauf zu haben, wer ihre persönlichen Daten wie verwendet. Bereits vor der DSGVO konnte man verlangen, dass Unternehmen Auskunft darüber geben, welche Daten diese gespeichert haben. Dazu gehören Geschlecht, Alter, Adresse, Konfession, Ausweis- oder Führerscheindaten. Ab dem 25. Mai kommen weitere Rechte hinzu. So können EU-Bürger Firmen unter anderem dazu auffordern, ihre personenbezogenen Daten zu löschen (Right to be forgotten). Die Firmen in Deutschland sind dazu verpflichtet, solche Anfragen innerhalb eines Monats beantworten.
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Banken und Social Media unter besonderer Beobachtung
Im Visier der Verbraucher dürften vor allem Social-Media-Dienstleister sowie Banken und Versicherungen stehen. 57 beziehungsweise 47 Prozent der Befragten gaben an, bei Unternehmen dieser Branchen bezüglich der Verwendung ihrer Daten nachhaken zu wollen. Es folgen der Handel (29 Prozent), Online-Dating-Dienstleister (26 Prozent) sowie Streaming-Dienstleister und das Gesundheitswesen mit jeweils 23 Prozent.
"Die jüngsten Ereignisse im Zusammenhang mit der Nutzung personenbezogener Daten bei Social-Media-Dienstleistern und Dritten haben dazu geführt, dass Verbraucher sich viel mehr dafür interessieren, wie Firmen ihre Daten nutzen und speichern", interpretiert Mathias Wenig, Senior Manager Technology Sales und Digital Transformation Specialist bei Veritas, die Umfrageergebnisse. "Unternehmen müssen in den kommenden Monaten mit einer Flut von Anfragen rechnen. Nur wenn sie zeigen können, dass sie eine kluge Governance-Strategie verfolgen und die Vorgaben der Verordnung erfüllen, werden sie das Vertrauen ihrer Kunden gewinnen."
Verbraucher haben kein Vertrauen in Datenschutz
Mit dem Vertrauen scheint es allerdings nicht weit her zu sein. Viele Verbraucher rechnen der Studie zufolge nicht damit, dass die Firmen ihre Anfragen im Sinne der Verordnung beantworten können. Die große Mehrheit (85 Prozent) meint, dass Unternehmen nicht in der Lage sein werden, alle personenbezogenen Daten zu finden und/oder zu löschen. Gut ein Viertel der Befragten (26 Prozent) erwartet, dass die Betriebe höchstens die Hälfte ihrer personenbezogenen Daten liefern werden.
Das macht deutlich, dass Verbraucher den Unternehmen keinen seriösen Umgang mit ihren Daten zutrauen. Neun von zehn Befragten gaben an, dass sie sich über den Schutz ihrer persönlichen Daten Sorgen machen. Fast die Hälfte (44 Prozent) erklärte, sie hätten keinen Einblick, wie Unternehmen ihre Daten nutzen oder weitergeben. 15 Prozent fürchten sogar, dass ihre persönlichen Daten gestohlen werden.
Motiv Rache
Für die Konsumenten geht es deshalb vor allem um bessere Einsichten und mehr Kontrolle. 54 Prozent wollen wissen, welche personenbezogenen Daten Unternehmen erfassen und verarbeiten. 46 Prozent gaben an, sich unwohl zu fühlen, wenn ihre Daten auf Systemen liegen, über die sie keine Kontrolle haben. Insgesamt trauen fast vier von zehn Verbrauchern den Firmen nicht zu, ihre persönlichen Daten wirksam zu schützen. Fast ein Drittel will deshalb besagte Unternehmen auf die Probe stellen und prüfen, ob diese ihre Datenschutzrechte wertschätzen, bevor sie weiterhin Geschäfte mit ihnen machen. Rund vier Prozent der Deutschen gaben Rache als Motiv für Datenanfragen an. Sie wollen ihre Rechte nur deshalb in Anspruch nehmen, um Unternehmen zu schaden, von denen sie sich ungerecht behandelt fühlen.
Die Umfrageergebnisse machen deutlich, dass Unternehmen in der Lage sein müssen, alle personenbezogenen Daten einzusehen, zu schützen und unabhängig von ihrem Speicherort auf sie zuzugreifen, lautet das Fazit von Veritas-Manager Wenig. Diese Anfragen schnell und effizient zu beantworten, sei von großer Bedeutung. "Firmen, die dies unterschätzen, setzen die Loyalität ihrer Kunden und ihre Reputation aufs Spiel."
Konsumenten wollen schlechten Datenschutz abstrafen
Tatsächlich könnten Unternehmen, die den Datenschutz auf die leichte Schulter nehmen, Geschäftseinbußen erleiden. Laut der Umfrage wollen Verbraucher die Firmen, die ihre Daten schlecht schützen bestrafen. 61 Prozent erklärten, sie würden nicht mehr bei einem solchen Unternehmen einkaufen. 44 Prozent würden zumindest ihre Markentreue in Frage stellen. Acht von zehn (81 Prozent) deutschen Verbrauchern wollen darüber hinaus Freunde und Familienmitglieder dazu animieren, das betreffende Unternehmen zu boykottieren.
Die Umfrage zeigte allerdings auch, dass sich guter Datenschutz auszahlen kann. So wollen Verbraucher die Unternehmen belohnen, die pfleglich mit ihren Daten umgehen. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) geben an, dass sie mehr Geld bei den Firmen ausgeben würden, denen sie vertrauen. Mehr als ein Viertel erklärte, sogar bis zu 25 Prozent mehr Geld bei den Unternehmen ausgeben zu wollen, die den Datenschutz ernst nehmen.
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"Das Vertrauen bei Verbrauchern wurde durch viele Datenlecks und globale Skandale ausgehöhlt, weil Unternehmen ein mangelndes Verständnis für den Schutz privater Daten offenbarten", zieht Tamzin Evershed, Senior Director und globale Datenschutzbeauftragte bei Veritas, Bilanz. Die Verbraucher forderten deshalb von Unternehmen mehr Transparenz und verlangten Rechenschaft von ihnen. "Unter dieser neuen Norm werden Verbraucher jene Organisationen belohnen, die Daten sorgsam verwalten, während sie jene bestrafen, die es nicht tun." Unternehmen müssten sich daher als zuverlässige Datenmanager beweisen, um das Vertrauen ihrer Kunden zu behalten.