Mercedes nutzt ChatGPT in der Produktion, Siemens führt einen auf ChatGPT basierenden internen Service ein, Bosch plant zum Jahresende ein eigenes BoschGPT und das Pharmaunternehmen Merck hat mit MyGPT@Merck eine eigene Version von ChatGPT installiert. Daran, dass große Industrieunternehmen generative KI nutzen, haben wir uns gewöhnt.
dm als KI-Vorreiter im Handel
Neu ist dagegen, dass jetzt auch mittelständische Handelsunternehmen wie die Drogeriemarkt-Kette dm auf den KI-Zug aufspringen und eigene KI-Lösungen für ihre Mitarbeiter ausrollen. dm führt etwa für die 3.300 Kolleginnen und Kollegen am Unternehmenssitz mit dmGPT einen eigenen KI-Chatbot ein.
Laut Roman Melcher, als dm-Geschäftsführer verantwortlich für das Ressort IT/dmTECH, will sich das Unternehmen mit dmGPT "als Vorreiter im Bereich künstliche Intelligenz in der Handelslandschaft positionieren und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen sicheren Umgang mit dem KI-Chatbot bieten".
Human in the Loop
Auf diese Weise will das Unternehmen seine Mitarbeiter zum Umgang mit künstlicher Intelligenz befähigen. Dabei geht dm nach dem Prinzip 'Human in the Loop' vor. Menschliche Entscheidungen in Bezug auf Veröffentlichungen, Weiterverwendungen, Prüfungen und Freigaben von Ergebnissen bleiben weiterhin erhalten.
Risiken minimieren
Zur Eigenentwicklung entschloss sich dm, um die Risiken in Bezug auf Datenschutz-Konflikte und fehlende vertragliche Rahmenbedingungen zu minimieren. So gab etwa Andreas Gessner, IT-Bereichsleiter bei dm, gegenüber dem Handelsblatt zu Protokoll, dass "europäische Firmen die Nutzung von ChatGPT eigentlich verbieten müssten". In seinen Augen ist es derzeit nicht möglich, mit OpenAI Verträge abzuschließen, die konform mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) seien.
GPT-3.5 als Basis
Vor diesem Hintergrund entschloss sich die Drogeriemarkt-Kette gemeinsam mit Microsoft als Technologiepartner das eigene KI-Tool dmGPT zu entwickeln. Es basiert auf einer unternehmenseigenen Version des KI-Sprachmodells GPT-3.5
Dabei biete dmGPT einen ähnlichen Funktionsumfang wie das Original ChatGPT und nutze die gleiche Technologie im Hintergrund. Allerdings laufe dmGPT ausschließlich auf der dm-Infrastruktur. Der neue dm-Chatbot werde auf der unternehmenseigenen Cloudinfrastruktur bereitgestellt. So will dm die gleichen Sicherheitsstandards im Umgang mit Daten sicherstellen wie bei allen anderen Anwendungen und Programmen im Unternehmen.
Pilotprojekt im Juli
dmGPT startete im Juli dieses Jahres als Projektpilot und wurde von 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beim Tochterunternehmen dmTECH getestet. In dieser Zeit wurden etwa 35.000 Aufforderungen - sogenannte Prompts - eingegeben.
Die User können laut dm individuell Aufgaben an dmGPT abgeben. Dabei kann es sich um die Bearbeitung von Texten, die Unterstützung bei der Programmierung, das Ausbessern von Programmfehlern oder die Erstellung von Konzepten handeln. Auch Recherche oder die Erstellung von Social-Media-Beiträgen könnten mithilfe von dmGPT erfolgen.