Barfuß, bauchfrei, Bermuda

Dresscode: Sommersünden im Büro

25.06.2024
Von  und
Anke Quittschau ist Beraterin in Sachen Etikette und Business-Knigge bei der Agentur korrekt!.
Christina Tabernig ist Beraterin für Fragen der Etikette und Business-Knigge bei der Agentur korrekt!.
Bei 30 Grad im Schatten kommt mancher IT-Manager oder IT-Profi ins Schwitzen - besonders, was den Dresscode im Büro anbelangt.

Der Sommer in Deutschland steht vor der Tür und stellt diejenigen, die im Büro arbeiten müssen, jeden Morgen vor die Frage: Was ziehe ich heute an? Sind jetzt tatsächlich Seidenstrümpfe und dunkle Kostüme angesagt? Dürfen es auch mal Bermudas sein? Offene Sandalen, luftiges Top? Welche Dresscodes sind im Büro erlaubt?

Die Stil-Expertinnen Christina Tabernig (links) und Anke Quittschau.
Die Stil-Expertinnen Christina Tabernig (links) und Anke Quittschau.
Foto: Korrekt

"Es ist immer wieder Ermessenssache, wie weit man sich aus dem Fenster lehnen möchte", sagt Benimm-Trainerin Christina Tabernig von der Agentur korrekt! und fährt fort: "Jeder sollte sich fragen, was sein Kunde von ihm erwartet und in wie weit er dem Image seiner Firma gerecht werden muss?" Denn schon durch die Beantwortung dieser Fragen lassen sich viele Lösungen finden.

Wir haben die Trainerinnen Anke Quittschau und Christina Tabernig von korrekt! gebeten, die wichtigsten Tipps für die heiße Jahreszeit für uns zusammenzufassen:

"Wir haben selber viele Trainings in heißen Sommermonaten veranstaltet. Oft haben uns die Kunden vorher angerufen und um legere Sommerkleidung gebeten. Dem ist grundsätzlich nichts entgegenzusetzen und es ist eigentlich eine sehr nette Geste. Bei diesen Temperaturen kann man bestehende Regeln auch aktiv außer Kraft setzen. Da wir in Deutschland nicht in einer Air-Condition-Gesellschaft leben wie in den USA, haben wir es durchaus schwerer, was die Konzentration in heißen Räumen angeht. Aber zurück zum Dresscode":

Männer in Bermudas?

Männer müssen auf jeden Fall eine lange Hose tragen. Sie können keineswegs wie in Australien oder den USA in Shorts ins Büro kommen. Niemals!

Solange Sie keinen Kundenkontakt haben, können Sie auch ein kurzärmeliges Hemd tragen, dann aber ohne Krawatte und leger ohne Sakko. Gehen Sie jedoch zum Kunden, kommen Sie im Grunde nicht um einen Anzug mit langärmeligem Hemd und Krawatte herum. Vor allem für Führungskräfte gilt: Je höher sie auf der Karriereleiter angelangt sind, desto eher müssen sie den Anzug auch im Sommer tragen.

Das Schuhwerk der Herren sollte immer geschlossen sein. Mit Sandalen, Birkenstocks oder Latschen geht niemand ins Büro. Slipper ohne Socken sind nur in der Freizeit möglich.

Frauen: Von Miniröcken und Spaghettiträgern

Frauen haben eine größere Auswahl an Schuhen, aber die Zehen sollte man auch nicht sehen.
Frauen haben eine größere Auswahl an Schuhen, aber die Zehen sollte man auch nicht sehen.
Foto: Lisa S. - shutterstock.com

Die weibliche Geschäftswelt hat es da etwas einfacher. Mit Rock und Bluse ist eine Frau schon meist gut gekleidet. Aber auch hier gilt, je höher die Management-Etage, in der Sie sich bewegen, desto strenger ist Ihr Dresscode.

Aber was geht nun gar nicht? Grundsätzlich kann man sagen, alles was für den Strand tauglich ist, ist kein Outfit für das Büro. Also niemals: Bauchfrei, Spaghetti-Träger oder Schultern zeigen in konservativen Unternehmen. Auch Schuhe, die vorne offen sind, sind hier nicht angebracht. Röcke und Kleider sollten Knie umspielend sein oder länger. Miniröcke enden höchstens eine Handbreit über dem Knie. Also zu breite Gürtel oder Hot-Pants sind nicht für den Einsatz im Büro gedacht. Längere Shorts, die am Knie enden, können durchaus passend kombiniert eingesetzt werden. Frauen haben einfach einen größeren Spielraum.

Vermeiden Sie aber Kleidung zu tragen, bei der man Schweißränder oder Flecken gut sehen kann. Hierunter fallen Farben, die durchgeschwitzt deutlich dunkler werden als der Ursprungston. Dazu gehören etwa lindgrüne Seidenblusen, khaki-farbene Kleider oder Sakkos. Um große Schweißflecke unter dem Arm zu vermeiden, können Sie spezielle Einlagen einnähen oder kleben, die den Schweiß aufnehmen. Models kleben sich oft einfach nur Slipeinlagen ein.

Wie spreche ich ein Schweißproblem an?

Schweißgeruch bei Kollegen oder Mitarbeitern sollte man auf jeden Fall ansprechen, denn der Schwitzende riecht es oft selber nicht; er hat sich an seinen Geruch gewöhnt. Das gleiche kann passieren, wenn jemand über einen langen Zeitraum das gleiche Parfum verwendet und die richtige Dosis nicht mehr einschätzen kann.

Sprechen Sie das Schweißproblem auf jeden Fall unter vier Augen an und möglichst auf der gleichen Geschlechterebene. Beginnen Sie mit verständnisvollen Einleitungssätzen wie "Es fällt mir nicht leicht das anzusprechen . . ." oder "Es ist mir etwas unangenehm, aber mir ist aufgefallen . . .".

Wenn man jemanden wirklich gut kennt, dann kann man ihm auch sagen: "Hör mal, du hast heute ganz schönen Mundgeruch." Oder: "Heute riechst du aber sehr intensiv nach Schweiß." Versuchen Sie diese Nachricht aber möglichst freundlich zu übermitteln und geben Sie dem Betroffenen das Gefühl, dass Sie es gut mit ihm meinen. Niemand wird dann beleidigt sein. Ihre Kollegen werden eher dankbar für Ihre Ehrlichkeit sein.

Flecken auf der Kleidung

Was passiert, wenn man nach der Mittagspause einen Eisfleck auf der Bluse hat? Wenn Sie keine Sofortlösung wie Reinigungstücher oder Wasser zur Verfügung haben, müssen Sie einfach damit leben.

Passiert Ihnen dies auf dem Weg zum Meeting, hilft am Schluss nur die Flucht nach vorne. Entschuldigen Sie sich charmant für Ihren Aufzug und erwähnen Sie vielleicht, dass Sie normalerweise nicht so rumlaufen.

Hightech im Businessdress

Mit Hilfe moderner Technologien werden Anzüge und Kostüme heute resistent gegen Flecken und Gerüche ausgestattet. Hightechfasern machen dies möglich. Viele Kleidungsstücke sind schon mit der Nanotechnologie ausgestattet und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Anzüge mit geruchsschluckender Funktion gibt es beispielsweise von Bugatti ab 199,95 Euro. Blusen und Hemden die den Geruch stoppen von Eterna (um 49 Euro). Fleckabweisende Krawatten gibt es von Bugatti oder Olymp ab 29,95 Euro.

Schon Freiherr von Knigge sagte in seinem Werk "Über den Umgang mit Menschen" (1788): "Kleide dich bequem, aber reinlich und geschmackvoll - egal wie heiß es ist."