Fusionitis ist eigentlich nicht Sache von ServiceNow. CEO Bill McDermott betont, dass das phänomenale Wachstum seines Unternehmens organisch zustande gekommen und nicht Resultat größerer Akquisitionen oder Merger ist. Doch ganz ohne Zukäufe kommt auch ServiceNow nicht aus. Die Strategie besteht im Wesentlichen darin, innovative Technologie zu akquirieren, um die Now Platform funktional aufzuwerten. Bei drei der vier letzten Akquisitionen ging es um die Steigerung der Workflow-Effizienz.
Intellibot - intelligenter automatisieren
Die Einbindung von Altsystemen in Automatisierungsprozesse über Robotic Process Automation (RPA) ist die Spezialität von Intellibot, eines 2015 gegründeten Startups aus Seattle. Dessen RPA-Software hilft Unternehmen, wiederkehrende Aufgaben auf intelligente Weise zu automatisieren, denn damit lassen sich sowohl moderne Business-Software als auch Altsysteme einfacher integrieren.
Hintergrund der Übernahme ist die Tatsache, dass die Automatisierung von Geschäftsprozessen und Workflows häufig vom ständigen Wechsel zwischen veralteten Systemen und modernen Tools ausgebremst wird. Da Altsysteme sich nicht lückenlos in moderne Plattformen integriert lassen, müssen viele Aufgaben manuell ausgeführt werden. Wenn beispielsweise der Rechnungsbeleg eines Kunden gesucht werden soll, passiert dies oft über die Suche in einer alten Anwendung, die womöglich eigens für diesen Zweck programmiert wurde. Die Bestellnummer muss in einem unternehmensspezifischen ERP-System nachgeschlagen und der ursprüngliche Servicevertrag in einer 20?Jahre alten Client-Server-Anwendung abgerufen werden.
Die Software von Intellibot überwindet mittels RPA diese manuellen Prozesse, und zusammen mit der Now Platform ermöglicht sie Produktivitätssteigerungen und eine höhere Wertschöpfung aus den vorhandenen Funktionen mit künstlicher Intelligenz?(KI) und maschinellem Lernen?(ML). Intellibot ergänzt damit die bestehenden Automatisierungsfunktionen der Now Platform, zu denen KI/ML, der IntegrationHub, Creator?Studio für die Low-Code-App-Entwicklung, Flow?Designer, Virtual?Agent, Natural Language Understanding und Document?Intelligence zählen.
Swarm64 - leistungsfähigeres Datenhandling
Swarm64 ist ein ursprünglich norwegisches Startup mit Sitz in Berlin und ein Spezialist im Bereich Performance-Steigerung und Skalierung von Datenbanken. Für die Bereitstellung intelligenter Workflows brauchen die meisten Anwenderunternehmen ein hybrides Datenbankmodell, das sowohl Transaktionen als auch Analysen unterstützt. Um unternehmensweit wertvolle Einblicke zu gewinnen, müssen die Unternehmen in der Lage sein, große Datenmengen zu verarbeiten und gleichzeitig ausgefeilte Analysen durchzuführen, bei denen künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen zum Einsatz kommen.
Die auf Open Source basierende Datenbanktechnologie von Swarm64 eignet sich besonders für die Verarbeitung großer Datensätze. Dadurch lassen sich umfangreiche Datentransaktionen einfacher verwalten und zugleich anspruchsvolle Analysen in Echtzeit ausführen, die unternehmensweite Einblicke bieten. Damit ist auch die Orchestrierung umfangreicher, sind intelligente Workflows möglich, ohne dass deren Leistung und Skalierbarkeit beeinträchtigt ist.
Die Fähigkeit, mehr Daten in kürzerer Zeit abzufragen, betrachtet ServiceNow als Gamechanger. Dank der Technologie von Swarm64 lassen sich Daten effektiver und effizienter in verschiedenen Anwendungsfällen verwalten und zugleich komplexe Datenanalysen im großen Maßstab und mit hoher Geschwindigkeit ausführen. Anwenderunternehmen können so schneller Informationen aus einer größeren Anzahl von Datenquellen abrufen und die Skalierbarkeit der Now Platform wesentlich verbessern.
Mapwize - der schnellere Weg zum hybriden Arbeitsplatz
Mapwize ist ein Anbieter für Indoor-Mapping und Navigation mit Sitz im französischen Lille. Der Begriff Indoor-Mapping beschreibt die Kartografie des Inneren von Gebäuden, damit sich Menschen darin besser zurechtfinden. Letzteres wird immer wichtiger, je populärer hybride Arbeitsmodelle und je variabler Büroräumlichkeiten werden. Denn immer häufiger suchen Arbeitende die Büros ihres Arbeitgebers nur noch auf, wenn sie Meetings wahrnehmen oder mit den Kollegen kreativ zusammenarbeiten wollen, während die selbstständige produktive Arbeit im Home-Office stattfindet.
Die Funktionalität von Mapwize ist auf Effizienzsteigerung bei der gesamten Belegschaft und an sämtlichen Arbeitsorten ausgerichtet, sodass die (Zusammen-)Arbeit einfacher wird. Mithilfe von Mapwize können Arbeitende von ihrem mobilen Endgerät oder Desktop aus Sitzplätze, Besprechungsräume und Arbeitsbereiche reservieren sowie auf Ressourcen am Arbeitsplatz zugreifen. Teams, die für die Arbeitsplätze verantwortlich sind, können die Raumnutzung optimieren, indem sie die Raumpläne auf Basis des Nutzungsverhaltens und der daraus resultierenden Bedarfe verwalten.
ServiceNow plant, die Mapping-Funktionalitäten von Mapwize in die Now Platform zu integrieren, um die Nutzung flexibler und agiler Arbeitsplätze zu fördern. Sie sollen Teil der Workplace-Space-Mapping-Anwendung (PDF) bzw. der Workplace Service Delivery Solution werden. Auf diese Weise haben Mitarbeiter und Workplace-Teams immer alles zur Hand, was sie brauchen, um zeitgemäße Arbeitsplätze zu schaffen und sich darin zurechtzufinden.
ServiceNow hat übrigens während der letzten anderthalb Jahre mehrere Startups übernommen, die sich auf künstliche Intelligenz spezialisiert haben. Wie mithilfe von deren Technologie die Lücke zwischen Mensch und Maschine geschlossen werden soll, lesen Sie hier.