Smart Port as a Service

Drei deutsche Seehäfen erhalten 5G-Campus-Netze

28.08.2023
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
5G für die Digitalisierung der Hafenlogistik – dazu erhalten die Seehäfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven 5G-Campus-Netze.
Zur Digitalisierung der Hafenlogistik vernetzt Eurogate seine Containerterminals im Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven mit 5G.
Zur Digitalisierung der Hafenlogistik vernetzt Eurogate seine Containerterminals im Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven mit 5G.
Foto: Deutsche Telekom

Um die Digitalisierung ihrer Hafenlogistik voranzutreiben, hat der Bremer Containerterminal-Betreiber Eurogate die Deutsche Telekom mit dem Aufbau von drei 5G-Campus-Netzen beauftragt. Künftig will Eurogate so in den Häfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven neben dem öffentlichen Mobilfunknetz der Telekom zusätzlich eigene 5G-Industriefrequenzen im Bereich 3,7 bis 3,8 Gigahertz (GHz) für kritischen Datenverkehr nutzen.

Digitalisierung der Hafenlogistik

Eurogate will mit dem Netz unter anderem

  • die Vernetzung von Steuerungs- und Prozesskontrollsystemen,

  • die Automatisierung des Containerumschlags durch den Einsatz automatischer und/oder autonomer Hafenumschlagsgeräte,

  • die Unterstützung der Containeran- und -auslieferung durch autonome LKW,

  • sowie die Anbindung der industriellen Hafenumschlagsanlagen an die Cloud und Nutzung der Daten im Rahmen eines digitalen Zwillings eines Containerterminals,

vorantreiben.

Port-As-A-Service

Für die Realisierung der 5G-Campus-Netze, zusammen mit weiteren digitalen Infrastruktur-Maßnahmen im Rahmen des Projekts Smart Port as a Service , veranschlagt Eurogate ein Projektvolumen von 3,7 Millionen Euro.

Neue 5G-Antennen für die Campus-Netze werden auf Lichtmasten installiert.
Neue 5G-Antennen für die Campus-Netze werden auf Lichtmasten installiert.
Foto: Deutsche Telekom

2,9 Mio. Euro werden im Rahmen der Förderrichtlinie "Digitale Testfelder in Häfen" durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert. Hierbei wird der Aufbau digitaler Testfelder in Häfen unterstützt, um reale Erprobungsräume für Innovationen im Bereich Logistik 4.0 zu schaffen.

Lichtmasten als Antennenträger

Die geplanten Campus-Netze sollen insgesamt eine Fläche von 5,6 Millionen Quadratmetern an den drei Container-Terminals mit 5Gversorgen. Dazu werden zum einen vor Ort bestehende Mobilfunk-Anlagen erweitert. Zum anderen installiert die Telekom auf den Terminal-Geländen in Bremerhaven und Hamburg jeweils drei und in Wilhelmshaven zwei zusätzliche 5G-Funkstandorte. Hierzu werden keine neuen Masten errichtet, sondern vorhandene Lichtmasten als Träger für die 5G-Antennen genutzt. Der Aufbau der drei 5G-Campus-Netze soll bis Frühjahr 2024 abgeschlossen sein.

Dual-Slice-Campus-Netz

Dabei wird die Telekom die Hafenterminals jeweils mit einem sogenannten Dual-Slice-Campus-Netz ausstatten. Bei dieser Technik versorgt ein öffentliches 5G-Netz etwa Mitarbeitende, externe Dienstleister, Zulieferbetriebe etc. Das zusätzliche rein private 5G-Netz wird im lokalen 5G-Industriespektrum im Bereich 3,7 bis 3,8 GHz betrieben.

Das Campus-Netz besteht aus öffentlichem und privaten 5G-Netz.
Das Campus-Netz besteht aus öffentlichem und privaten 5G-Netz.
Foto: Deutsche Telekom

Auf diese Weise erhält Eurogate im Grunde zwei 5G-Frequenzbänder. Pro Endgerät sind so im privaten 5G-Bereich Geschwindigkeiten von bis zu 1,5 Gbit/s realisierbar.

CUPS-Architektur

Eine Besonderheit des Projekts ist, dass die Telekom hier erstmals eine neue Netzarchitektur im Rahmen ihrer Campus-Netz-L-Lösung einsetzt. Diese Architektur ermöglicht eine sogenannte CUPS (Control and User Plane Separation).

Dabei wird ein zentrales 5G-Kernnetz innerhalb des Telekom Netzes mit einem lokalen User Gateway für Eurogate kombiniert. Das heißt, das Management des 5G-Campus-Netzes erfolgt zentral durch die Telekom, die anwendereigenen Daten verbleiben jedoch ausschließlich vor Ort auf dem eigenen Campus.

Mehr Sicherheit

Dies soll eine möglichst hohe Sicherheit gewährleisten, ohne dass die Unternehmen zusätzlich in ein eigenes, vollständiges Kernnetz investieren müssen. Zudem sorgt das lokale User-Gateway für geringe Latenzen, denn die Daten nehmen den direkten Weg vom Endgerät über das private Netz zur Unternehmens-IT.