Digital Leader Award 2016 – adidas Group

Digitales Arbeitsplatzkonzept bei der adidas Group

31.07.2016
Von  und
Yvonne Göpfert ist als freie Journalistin in München tätig.
Karen Funk ist freie IT-Fachjournalistin und Autorin. Bis Mai 2024 war sie Redakteurin beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Zudem leitete sie 17 Jahre lang den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT und für digitale Bildung ein. 2024 erschien ihr Buch "Hack the world a better place: So gestalten Unternehmen die Zukunft", das sie mit Julia Freudenberg, Geschäftsführerin der Hacker School, zum Thema Corporate Volunteering geschrieben hat.
Mit komplett mobilen und kabellosen Arbeitsplätzen will die adidas Group mit ihrem Konzept „MyArena“ die Kreativität der Mitarbeiter fördern.

"Ein kreatives Klima schaffen, einen Unterschied machen". Das ist einer der Grundpfeiler der Personalstrategie bei der adidas Group. Und diese Säule ist es auch, die einen wesentlichen Impact auf die wirtschaftliche Zukunft und das Innovationsmanagement im Konzern haben soll - indem sie die Mitarbeiter bestmöglich unterstützt, digital und mobil zu arbeiten und die interne IT-Strategie aktiv zu gestalten.

Mit seinem Projekt "MyArena" stellt sich die adidas Group der Jury des Digital Leader Award.
Mit seinem Projekt "MyArena" stellt sich die adidas Group der Jury des Digital Leader Award.
Foto: adidas

Das Projekt "MyArena" im Pitch Building am Stammsitz in Herzogenaurach ist der erste Schritt dahin, Mitarbeiter mit einem optimal auf die Bedürfnisse zugeschnittenen Arbeitsplatz auszustatten. Möglich wurde das durch eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit zwischen HR, Global Workplaces und Global-IT. Letzterer Bereich kümmerte sich dabei federführend um die digitale Transformation und führte neue Technologien und Konzepte ein, die zusammen mit der physischen Komponente des Gebäudes das neue Arbeitsplatzkonzept prägen. Es soll dabei den verschiedenen Aufgabenfeldern der Mitarbeiter gerecht werden und den Rahmen für das optimale Arbeitsergebnis schaffen.

Mit diesem Konzept sollen klassische hierarchische Silos einer großen Organisation überwunden und ein Umfeld geschaffen werden, das durch Interaktion, Innovation und Kreativität besticht- digitale Technologien fungieren hier als Vehikel und Enabler. Mit dem Projekt "Future workplace: MyArena at PITCH building" ist die adidas Group im Rennen um den Digital Leader Award 2016 in der Kategorie Spark Collaboration.

Projekt-Steckbrief

  • Finalist: adidas Group

  • Kategorie: Spark Collaboration

  • Projekttitel: Future workplace: MyArena at PITCH building

  • Zeitraum des Projekts: Go-live Datum: 3. August 2015

  • Projekt-Phase: live

  • Größe des Projektteams: ca. 15 Mitarbeiter

Die Digitalisierungsstory

Die Hauptherausforderung für den Bewerber adidas Group bestand darin, eine echte mobile Erfahrung in traditionell ausgestatteten Büros mit Festnetztelefon und zimmergebundenen Videokonferenzsystemen zu schaffen. Die gesamte Infrastruktur wurde durch ein nutzerzentriertes Set mobiler Lösungen ersetzt - mit WLAN als kabellosem Verbindungsglied. Das erforderte aufgrund der Gesamtkomplexität den Aufbau einer Reihe neuer Fähigkeiten und Fertigkeiten innerhalb der IT-Organisation. Doch auch Architekten, Designer und Experten im Change Management waren für die Umsetzung gefragt.

Konkret hat der Bewerber im Pitch-Gebäude die traditionelle Arbeitsweise komplett neu geformt: es gibt keine Einzelbüros, keine festen Schreibtische, Telefone und keine Kabel mehr und nur begrenzt Papier. Das neue Gebäude bietet mehr als 150 verschiedene Arbeitsplatzkonzepte, egal ob einzeln oder in Teams, lokal oder virtuell. Jedes Konzept findet sich in bestimmten Räumen mit unterschiedlichen Konfigurationen wieder: Es gibt Bereiche für konzentriertes Arbeiten, individuelle "Telefonboxen" für private Gespräche, Möbel für kleinere Meetings, Spielbereiche, Ruhebereiche sowie mehrere Möbel und Layouts für unterschiedliche Zwecke. Von den fast 40 Meetingräumen sind nur ein paar wenige buchbar, der Rest der Zimmer ist immer offen und zugänglich für alle. Über eine mobile App haben die adidas Group-Mitarbeiter Zugriff auf die Raumbelegung und -Verfügbarkeit. Organisationshierarchien werden bewusst gebrochen und vereinfacht, um eine kommunikative und kollaborative Umgebung zu fördern.

Die Umsetzung

Von Seiten der konkreten Umsetzung galt es viele Faktoren zu berücksichtigen: die Zahl der Mitarbeiter und Geräte im Gebäude, die unterschiedlichen Mobilitätsanforderungen, das Spannungsfeld Echtzeit-Anwendungen versus normale Anwendungen etc. Die größte Herausforderung bestand jedoch darin, die drahtlose Infrastruktur als Grundlage der Konnektivität für das gesamte Gebäude aufzubauen. Dabei waren die Anforderungen der adidas Group-Mitarbeiter in Bezug auf Verfügbarkeit, Stabilität, Kapazität und Leistung sprichwörtlich sportlich. Da im Pitch-Building neueste Technik sowie professionelle Implementierungstechniken zum Einsatz kommen, konnte dieser zentrale Aspekt der digitalen Infrastruktur im Gebäude adressiert werden.

Durch ausgewählte externe Partnerschaften (das Gros der Aufgaben wurde durch interne Ressourcen abgedeckt) kann man von Seiten des Sportartikelherstellers zudem schnell auf sich verändernde Anforderungen des Nutzerverhaltens reagieren. Zusätzlich wurde die virtuelle Zusammenarbeit für technische Teams etabliert, um end-to-end das Anforderungsmanagement im Blick zu behalten. So bekommen die Mitarbeiter im Pitch-Gebäude Technologien an die Hand, die unabhängig vom physischen Standort funktionieren. Damit sind die Mitarbeiter flexibler und können Aufgaben schneller erledigen.

Der Business-Nutzen

Auch wenn die an den Going-live angeschlossene Evaluierungsphase noch nicht abgeschlossen ist, konnte die Zufriedenheit der Mitarbeiter erhöht werden. Das zeigen interne Befragungen betroffener Mitarbeiter hinsichtlich der Punkte Zufriedenheit, Produktivität, Arbeitskultur, IT-Lösungen und persönliches Wohlbefinden. In persönlichen Interviews geben 84 Prozent der Befragten dem MyArena-Konzept eine gute Note. Eine klassische RoI-Betrachtung fand aufgrund des Zuschnitts des Projekts und seines Fokus auf eine Steigerung der Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit nicht statt. Derzeit analysiert der Bewerber aber die Kostenstruktur des Projekts, um für einen möglichen Rollout auf andere adidas Group-Standorte weltweit Entscheidungsgrundlagen zu schaffen.