Folgendes Szenario: Sie arbeiten für ein Unternehmen, das seit Dekaden erfolgreich auf dem Markt tätig ist und qualitativ hochwertige Produkte herstellt. Die Firma hat sich einen guten Ruf aufgebaut und gilt als innovativ und verlässlich. Weil Ihr IT-Ökosystem jedoch immer komplexer und umfangreicher wird, sieht sich Ihr Unternehmen im Laufe der Zeit mit immer mehr Technical Debt konfrontiert. Diese Schulden setzen sich aus Legacy-Technologien, Architektur-Inkonsistenzen und ineffizienten Entwicklungs- und Deployment-Methoden zusammen.
Die Folgen:
Erhöhte Wartungskosten: Auch simple Dinge kosten schlicht mehr Geld - etwa, weil die Änderung einer Datenbank dazu führt, dass Hunderte von Applikationen nicht mehr funktionieren.
Geringere Entwicklungsgeschwindigkeit: Technische Schulden führen zu komplexerem Code, der es wiederum schwieriger macht, neue Funktionen hinzuzufügen oder Änderungen schnell umzusetzen.
Qualitäts- und Zuverlässigkeitsprobleme: Wenn Techincal Debt Qualität und/oder Zuverlässigkeit von Kernprodukten beeinträchtigen, leiden Unternehmensreputation und Kundenvertrauen, was wiederum zu Umsatzeinbußen führt.
Mitarbeiterfluktuation: Übermäßige technische Schulden stellen ein Problem dar, wenn es darum geht, Top-Talente zu gewinnen und zu binden. Die ziehen nämlich vor, mit modernen Technologien, effizienten Architekturen und sauberen Codebasen zu arbeiten.
Erst verstehen, dann beheben
Welche Möglichkeiten haben Sie, die Dinge zu verbessern? Zunächst gilt es, das Problem zu verstehen und zu erfassen. Technische Schulden sind im Grunde lediglich eine Metapher, um die Auswirkungen von suboptimalen Praktiken respektive Entscheidungen bei der Technologieentwicklung und -bereitstellung zu beschreiben.
Das kann eine schlechte Architektur sein, weil IT-Manager effizientere Wege übersehen haben oder der falsche (Cloud-)Anbieter, der nur gewählt wurde, weil bereits eine Vertragsbeziehung bestand. Solche Dinge führen zu Lösungen, die zwar funktionieren, dabei aber Technical Debt aufbauen, statt zu beseitigen. Mit anderen Worten: Technische Schulden sind in der Regel eine Ansammlung selbstverschuldeter Fehlentscheidungen, die von Führungskräften zu verantworten sind, die sich nicht die Mühe gemacht haben, das Gesamtbild zu verstehen.
Der wichtigste Rat, um keine technischen Schulden anzuhäufen, lautet also: Treffen Sie kluge Entscheidungen, wenn es um die Auswahl respektive den Einsatz von Technologien geht. Hinterfragen Sie sämtliche Lösungen - jede hat ihre Vor- und Nachteile, die es abzuwägen und zu verstehen gilt.
Unternehmen, die bereits beträchtliche Technical Debt angehäuft haben, hoffen, diesen IT-Schuldenberg - zumindest teilweise - mit Hilfe von Cloud Computing oder digitalen Transformationsinitiativen beseitigen zu können. Das Problem daran: Wenn man nicht weiß, was man tut, ist die Wahrscheinlichkeit groß, die Dinge nur noch schlimmer zu machen. Es genügt ein Blick auf abertausende von Anwendungen und Datenbanken, die in den vergangenen Jahren in die Cloud verlagert wurden, deren Betrieb sich dann im Vergleich zu vorher allerdings als kostspieliger erwiesen hat. Das liegt jedoch nicht an der Technologie des Cloud Computing, sondern am mangelnden Verständnis der Vor- und Nachteile der neuen Zielplattform für spezifische Anwendungen und Datenbanken.
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.