Satya Nadella eröffnet Ignite

Diese Trends sieht der Microsoft-Boss

05.11.2021
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
„In den nächsten zehn Jahren werden wir mehr Digitalisierung erleben als in den letzten 40 Jahren zusammen“, orakelte Microsoft-CEO Satya Nadella zum Auftakt der Entwicklerkonferenz Ignite 2021.

"Der digitale Wandel war noch nie so gegenwärtig wie heute", betonte Nadella in seiner Eröffnungs-Keynote. Die Art und Weise, wie Unternehmen Produkte und Services verkaufen, wie sie Kunden betreuen, sich vermarkten, produzieren und mit Ihren Mitarbeitern umgehen - all das befinde sich im Umbruch. Nadella nannte vier zentrale Trends, die nach seiner Ansicht jedes Unternehmen in den nächsten Jahren grundlegend verändern werden.

Alle Prozesse in den Unternehmen befinden sich im Umbruch, sagte Satya Nadella, CEO von Microsoft, zum Auftakt der Ignite 2021.
Alle Prozesse in den Unternehmen befinden sich im Umbruch, sagte Satya Nadella, CEO von Microsoft, zum Auftakt der Ignite 2021.
Foto: Microsoft

1. Schöne neue Arbeitswelt

"Wir erleben einen Wandel in der Art und Weise, wie, wann und wo wir arbeiten", stellte der Microsoft-Chef fest. Darüber hinaus würden sich aber auch immer mehr Menschen die Frage stellen, warum sie arbeiten. Dies führe zu zwei Herausforderungen, die Nadella als das "hybride Paradoxon" bezeichnete.

Siebzig Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünschten sich mehr Flexibilität was Home-Office und Remote Work anbelangt. Genauso viele Beschäftigte würden sich aber auch mehr persönliche Kontakte wünschen. Wer viel oder wenig Zeit im Office verbringen möchte, verfolge im Prinzip das gleiche Ziel: möglichst konzentriert zu arbeiten. Jedes Unternehmen brauche eine neue digitale Struktur für die Zusammenarbeit, rät Nadella.

Digitale und physische Räume müssten zusammengeführt werden. Es gelte, die Verbindungen zwischen den Beschäftigten unabhängig vom Arbeitsort zu stärken und dabei die Mission des Unternehmens fest im Blick zu behalten. Gleichzeitig müsse die Kommunikation zwischen Managern und Belegschaften optimiert werden - gerade in Zeiten von Remote Work.

Wichtig sei auch, dass die Beschäftigten eine Balance zwischen eigenem Wohlbefinden und Effektivität fänden und dabei nicht auf ihre Weiterentwicklung verzichten müssten. "Produktivität und Flexibilität schließen sich nicht gegenseitig aus", stellte Nadella fest. Betriebe müssten auf die Wünsche ihrer Belegschaft eingehen, auch um die so wichtigen Fachkräfte zu halten. Es falle auf, dass zum Ausgang der Pandemie mehr Menschen als je zuvor ihren Arbeitsplatz wechseln wollten.

2. Hyper-vernetzte Unternehmen

Nadella beobachtet, dass derzeit viele Geschäftsabläufe in den Betrieben auf den Prüfstand gestellt und umgebaut werden - im Vertrieb, im Kundendienst und in der Produktion. "Eine umfassende Umgestaltung der Geschäftsprozesse ist im Gange." Dabei kommen auf die Betriebe neue Anforderungen zu. Beispielsweise werde die Ausfallsicherheit der Lieferkette der Schlüssel dafür sein, den Geschäftsbetrieb am Laufen zu halten. Im Kundenkontakt würden Omnichannel-Reichweiten und -Services an Bedeutung gewinnen. Der Manager rechnet auch damit, dass Vertriebs- und Marketingprozesse bis zum Jahr 2025 mehr proaktiv als reaktiv ablaufen werden. "In Zukunft wird jeder Geschäftsprozess kollaborativ sein, von Daten und KI unterstützt werden und die digitale und physische Welt miteinander verbinden."

Nadella spricht von der "nächsten Stufe der Echtzeit-Hyperkonnektivität", um diese Herausforderungen zu meistern. Das gelte für die Verbindung zwischen einzelnen Unternehmen genauso wie zwischen Konsumenten und Anbietern. "Daten und Informationen müssen ungehindert fließen können", fordert der Microsoft-CEO.

3. Alles wird digital

"Jedes Unternehmen wird zu einem digitalen Unternehmen", prognostiziert Nadella. Der Aufbau digitaler Fähigkeiten müsse oberste Priorität haben. Dafür benötigten die Betriebe die passende technische Basis. Der Microsoft-Chef spricht an dieser Stelle von einer Multi-Cloud-/Multi-Edge-Infrastruktur und den entsprechenden Tools, mit denen alle im Unternehmen an neuen Lösungen arbeiten könnten.

Nach Einschätzung des Microsoft-Chefs wird die Datenverarbeitung in den Betrieben zunehmend dezentral ablaufen und immer stärker in die reale Welt eingebettet werden. Dafür benötigten Unternehmen eine verteilte, intelligente und autonome Datenverarbeitungs-Struktur, mit deren Hilfe sich Anwendungen überall schnell erstellen, verwalten und bereitstellen ließen. Neue Tools könnten helfen, professionelle Entwickler und auch Fachexperten enger zusammenzubringen.

Nadella geht auch davon aus, dass sich die Anwendungsmodelle rapide verändern werden. Weg von einem zentralistischen Ansatz hin zu verteilten Anwendungen, die mit neuen intelligenten Umgebungsfunktionen im Edge laufen. "Der Anteil der industriellen Steuersysteme, die Analyse- und KI-Funktionen enthalten, wird in den nächsten vier Jahren um das Sechsfache steigen", prognostiziert der Microsoft-CEO.

4. Allumfassende Security

Die End-to-End-Security sieht Nadella als weiteren zentralen Trend, der die künftige Digitalisierung bestimmen wird. "Cyberbedrohungen sind die größte Gefahr für die digitale Transformation und das Risiko Nr. 1 für jedes Unternehmen", warnt der Manager. Mit der zunehmenden Dezentralisierung und damit einhergehend der wachsenden Komplexität des IT-Betriebs während der Pandemie hätten die Gefahren weiter zugenommen.

Cyberkriminalität koste die Wirtschaft weltweit jedes Jahr mehr als sechs Billionen Dollar. Bis 2025 werde der jährliche Schaden auf zehn Billionen Dollar ansteigen. "Jedes Unternehmen benötigt wirksame Tools für die Aspekte Identität, Sicherheit, Compliance, Datenschutz und Verwaltung", empfiehlt Nadella. "Und sie brauchen eine plattformübergreifende Multi-Cloud-Zero-Trust-Architektur."