Die durchschnittliche S&P-500-Zugehörigkeit von Unternehmen lag 1958 bei 61 Jahren. 2016 waren es nur noch 24 Jahre, so eine Studie von Innosight. Angesichts der aktuellen Fluktuationsrate wird die Hälfte des S&P 500 über die nächsten 10 Jahre ausgetauscht. Zudem wird der technologische wie kulturelle Wandel die traditionellen Geschäftsmodelle und die Arbeitsweise der Menschen weiterhin aus dem Gleichgewicht bringen. Die Botschaft war noch nie so klar: Anpassung oder Tod.
Als Reaktion darauf suchen viele Unternehmen nach Möglichkeiten, der Bürokratie zu entkommen: den traditionellen Modellen der Führungshierarchie, dem Projektmanagement nach der Wasserfall-Methode, den zentralisierten Diensten und Top-down-Innovationen. Die Aussicht darauf, schneller zu werden und eine Disruption selbst voranzutreiben, fasziniert Unternehmen aller Art. Sie sind begierig nach digitaler Transformation und bereit dafür. Sie wissen nur nicht, wie man es macht.
Einige versuchen es dennoch. Die sehr erfolgreiche niederländische Pflegeorganisation Buurtzorg hat eine Zentrale mit nur 50 Mitarbeitern, die mehr als 14.000 Menschen vor Ort unterstützt. Der chinesische Gerätekonzern Haier hat seine 60.000 Mitarbeiter in 2.000 autonome Teams gegliedert und ist inzwischen der schnellst wachsende Player in seinem Markt. Amazon stellt Code sekündlich bereit. Spotify ist in Squads (Mini-Teams) organisiert, die auf Autonomie sowie Verantwortlichkeit setzen und echte Agilität liefern.
Von Push zu Pull
Die Zukunft der Arbeit ist agiler, dezentraler, autonomer, transparenter, funktionsübergreifender, integrierter und interoperabler als sich die meisten Unternehmen vorstellen können. Das ändert alles, auch den Workflow. Das Analoge muss digitalisiert werden. Was manuell ist, muss automatisiert werden. Was isoliert ist, muss verbunden werden. Und was verborgen ist, muss sichtbar gemacht werden.
Unternehmen brauchen Partner, die ihnen bei der Bewältigung dieser Transformation helfen. Die Frage ist nicht, ob sie passieren wird, sondern wie. Wer wird sie vorantreiben? Wer wird sie genehmigen? Und welche Spieler oder Plattformen werden so aufgestellt sein, dass sie die Führung übernehmen?
Auch unsere Aufgaben bei der Arbeit ändern sich. Unternehmen ermöglichen ihren Teams, mehr Entscheidungen zu treffen und sich weniger auf hierarchische Kontrollstrukturen zu verlassen. Dadurch tendieren Teams zu einem "Pull-basierten" Workflow. Statt darauf zu warten, von einem Manager oder einem Ticketing-System informiert zu werden, suchen sie selbst nach der gerade wichtigsten Aufgabe: im eigenen Backlog, in einem Shared Space oder einfach durch Erkennen und Handeln.
Dieser Shift erfordert verschiedene Arten von Plattformen und Tools. In Zukunft wird es weniger um die Kontrolle und Organisation von Aufgaben zur allgemeinen Effizienzsteigerung gehen, als vielmehr um übergreifende Transparenz. Eine Transparenz, die die Klarheit der Rollen, die Verantwortlichkeit und die Verbindung zum eigentlichen Projektziel unterstützt. Es wird weniger darum gehen, wer agiert und wer reagiert, als um ein Netzwerk leistungsfähiger Agenten, die mit ein und demselben System ihre Arbeit erledigen.
Diese Rollenveränderung wird durch neue Mitarbeitergenerationen beschleunigt. Die Generation Z hat sich als äußerst lernbegierig erwiesen. Sie ist eifrig dabei, neue Fähigkeiten zu erwerben und neue Dinge auszuprobieren. Alles, was sie je wissen musste, findet sich auf YouTube oder Google. Sie ist auch die erste Generation der "No Code"-Hacker. Und nach ihrer Erfahrung lässt sich Technologie anpassen, vernetzen oder sogar mit wenigem bis gar keinem technischen Wissen erstellen. Es braucht nur die Bereitschaft, sich einzuarbeiten und richtig zuzupacken.
Diese jüngeren Mitarbeiter wollen ausgefeilte, erstklassige Werkzeuge, die ihnen die Flexibilität geben, von überall und jederzeit zu arbeiten. Sie sind mit intuitiver Technologie aufgewachsen. Folglich akzeptieren sie die Kluft zwischen äußerst benutzerfreundlicher Consumer-Technologie und sperriger Unternehmens-Software immer weniger. Viele von ihnen haben kaum Zeit mit Desktop-Computern verbracht und stattdessen ihr Leben lang Smartphones und Tabletts zur Hand gehabt. Für sie ist die Zukunft der Arbeitsplatz-Software nicht bloß in erster Linie mobil, sondern in vielen Fällen ausschließlich mobil.
Selig sind die Werkzeugmacher
Künftig werden diese neuen Rollen und Akteure die Mitarbeitererfahrung prägen. Und für Unternehmen, die Toptalente anwerben wollen, wird die Qualität der Mitarbeitererfahrung (oder ihr Fehlen) weiterhin ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal sein.
Die entscheidenden Momente im Arbeitsleben eines Mitarbeiters werden oft durch die Interaktion mit Unternehmens-Software geprägt. Wie reibungslos ist mein Onboarding-Erlebnis? Kann ich schnell in den Familienurlaub gehen und aus diesem zurückzukehren? Ist es einfach, in Echtzeit Feedback zu geben und zu erhalten - und zwar so, dass meine Entwicklung unterstützt wird? Software prägt jeden dieser Momente, und das Design der Software ist untrennbar mit ihnen verbunden.
Inmitten dieses Kulturwandels wächst die Kluft zwischen den IT- und Nutzer-Teams. Die IT-Abteilung ist für Effizienz, Skalierbarkeit, Compliance und Sicherheit zuständig. Sie erwartet eine Welt, in der ihr eine zentrale Kontrolle ermöglicht, das Unternehmen zu schützen und zu fördern. Die Teams am Rande haben eine andere Vision. Sie wollen die besten, einfachsten, schnellsten und die am umfassendsten integrierten Tool.
Oft ist es ein Wettlauf zwischen alter und neuer Garde. Und das alte Team verliert. Für jedes WebEx gibt es ein Zoom, und für jedes Zoom gibt es ein Talky.io. Mit geringer oder gar keiner Zustimmung der IT richten Gruppen ihre eigenen Slack-Arbeitsplätze, Trello-Boards, WeChats und dutzende weiterer Ad-hoc-Tools ein - oft unter Verwendung persönlicher E-Mail-Adressen. Die Hersteller dieser Tools setzen als Verkaufstaktik auf die unbemerkte Einführung. Sie zielen darauf ab, das Unternehmen von innen heraus zu erobern.
Solche Tools wurden ursprünglich als kompakte, singuläre Anwendungen für einen bestimmten Zweck entwickelt. Mittlerweile sind sie kompatibel und hochgradig mit anderen Tools außerhalb von Unternehmensplattformen integriert. Diese Kombination ermöglicht Teams außerhalb der IT-Abteilung, eigene automatisierte Workflows selbst aufzubauen und zu warten.
Um End-to-End-Workstreams aller Art zu unterstützen, treffen die wichtigsten Marktakteure Entscheidungen zur Konsolidierung, Partnerschaft und Integration. So haben wir von ServiceNow eine Partnerschaft mit Slack geschlossen, damit Nutzer unserer digitalen Workflow-Plattform Benachrichtigungen direkt in ihren Slack-Kanälen erhalten können.
Software kann das Verhalten prägen. Jeder Enterprise-Service spiegelt Ansichten wider, wie Arbeit geleistet werden sollte. Wenn PowerPoint uns Gliederungspunkte bietet, werden wir in Gliederungspunkten kommunizieren. Wenn uns E-Mail-Software eine BCC-Funktion liefert, werden wir heimlich Empfänger hinzufügen, die etwas eigentlich nicht wissen sollten. Solche Überlegungen sind wichtiger denn je. Jede Funktion und jede Voreinstellung sind eine Möglichkeit, Nutzern zu helfen, sich in die richtige Richtung zu bewegen - oder sie zu ermutigen, dort zu bleiben, wo sie sind.
Wenn Software weiterhin ein Wasserfall-Projektmanagement widerspiegelt, das die Auftragsabwicklung um bürokratische Genehmigungs- und Konformitätsprüfungen anreichert, werden wir dauerhaft am Status quo festhalten. Anders, wenn Software auf Transparenz setzt, Netzwerke sowie Fluid-Teams unterstützt und Anwendern ermöglicht, so zu arbeiten, wie sie es wünschen. Dann können wir in großem Maßstab sinnvolle Veränderungen freisetzen. Die Nutzer dort abzuholen, wo sie heute stehen, und ihnen den Schritt in die Zukunft zu erleichtern, ist ein Balanceakt.