Box-CEO im Interview

"Die Zukunft der Arbeit ist Digital First"

07.07.2020
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Aus Sicht von Box-CEO Aaron Levie wird die Zukunft der Arbeit auch nach COVID-19, dem "größten Homeoffice-Experiment aller Zeiten", weiter digital bleiben.
Geht es nach Box, werden solche Szenarien künftig eher zur Ausnahme: Durch die Pandemie verlagere sich die Arbeit in Richtung "Digital First" - ist CEO Aaron Levie überzeugt.
Geht es nach Box, werden solche Szenarien künftig eher zur Ausnahme: Durch die Pandemie verlagere sich die Arbeit in Richtung "Digital First" - ist CEO Aaron Levie überzeugt.
Foto: gpointstudio - shutterstock.com

"Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass es ein einziges großes Ereignis gibt, in diesem Fall eine Gesundheitskrise, das als logische Folge zu einer digitalen Transformation führt", erklärte Box-CEO Aaron Levie in einer Videokonferenz mit europäischen Journalisten. Denn Social Distancing bedeute nun mal per Definition, dass man digitale Schnittstellen als Kommunikations- und Transaktionsmittel einsetzen müsse.

Und natürlich müsse man auch in der Lage sein, die Daten irgendwie zu bewegen. Box sei dabei zu einem der führenden Tools geworden, mit denen Unternehmen dies erreichen können, so Levie: "Wir waren froh, diese Rolle für so viele unserer Kunden spielen zu können. Es hat ihnen wirklich bewiesen, wie wichtig, wie kritisch diese Infrastruktur für die Unterstützung ihres Unternehmens ist."

Von Nice-to-have zu Must-have

Wie der Box-CEO berichtete, erfolgte die Entwicklung vom "Nice-to-have"-Kooperations-Tool zur geschäftskritischen Infrastruktur über alle Branchen hinweg. So sei die Nutzung bei nationalen und lokalen Behörden um 140 Prozent gestiegen, Unternehmen aus den Bereichen Health Care und Life Science hätten Box zur Aufrechterhaltung kritischer Geschäftsprozesse genutzt, Banken hätten sich an Box gewandt, um neue Kunden an Bord zu holen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, Medien- und Unterhaltungsunternehmen hätten wichtige Prozesse auf Box in Gang gehalten, und, und, und.

Box-CEO Aaron Levie geht davon aus, dass man in Sachen Arbeit das Rad nicht mehr zurückdrehen kann.
Box-CEO Aaron Levie geht davon aus, dass man in Sachen Arbeit das Rad nicht mehr zurückdrehen kann.
Foto: Box

Die Auswirkungen der Pandemie führten zu einem grundlegenden Wandel in der IT-Strategie, so Levies Fazit: "In einer Million Jahren hätten wir nicht gedacht, dass einer der größten Katalysatoren und einer der größten Use Cases, die das Cloud-Wachstum vorantreiben, eine Pandemie und die damit verbundenen Umstände sein würden. Aber offensichtlich hat sich dadurch die IT-Strategie aller Beteiligten auf der ganzen Welt völlig verändert. Und die Art und Weise, wie wir heute über Arbeit denken, unterscheidet sich grundlegend von der noch vor drei Monaten."

Remote-Arbeit bringt Vorteile

Die erzwungene Trennung der Pandemie habe die Vorteile der Remote-Arbeit deutlich gemacht, erklärte er und verwies als Beispiel auf Zoom Meetings. Es habe in den letzten Wochen Tage gegeben, an denen er Videoanrufe mit Menschen in Japan, in London und in drei Zeitzonen in den USA geführt habe. In der typischen Geschäftsumgebung vor März sei das einfach nicht möglich gewesen.

Der Box-CEO bezweifelt daher auch, dass die Dinge nach Ende der Pandemie wieder so werden wie vor dem Frühjahr 2020. Obwohl auch er gerne Menschen wieder persönlich treffen wolle, anstatt über eine Videoverbindung, bleibe die Zukunft der Arbeit weiterhin digital, prognostiziert Levie. Sicher seien die Auswirkungen von COVID-19 von Land zu Land unterschiedlich, so der Topmanager. "Aber unabhängig davon, ob ein Büro morgen oder in einem Jahr wiedereröffnet wird, ich denke, die Arbeit verlagert sich in Richtung Digital First."

Aus Sicht von Levie wird es in Zukunft zwar immer noch Büros geben, aber es wird nicht ausschließlich dort gearbeitet. "Die Mitarbeiter wollen nicht die Flexibilität aufgeben, von überall her arbeiten zu können oder flexiblere Arbeitszeiten zu haben, wenn sie ins Büro gehen", erklärte der Box-CEO. "Ich denke, was wir aus dieser Erfahrung gelernt haben, ist, dass wir virtuell viel mehr tun können, als man sich jemals vorgestellt hat."

Allerdings müssten die Arbeitgeber darauf achten, wie es ihren Mitarbeitern in dieser neuen Welt der Remote-Arbeit geht. Es sei wichtig, dass sie die richtige Atmosphäre schaffen, damit sich die Menschen die Zeit nehmen, die sie brauchen, um Pausen zu machen und sich um ihre Familien kümmern zu können.

Hybride Arbeitswelt

Deshalb erwartet er auch, dass es eine gewisse Rückkehr zur sozialen Interaktion geben wird: Ich glaube nicht, dass die Zukunft der Arbeit darin besteht, 14 Stunden am Tag vom Homeoffice aus zu arbeiten, und das über Jahrzehnte und Jahrzehnte hinweg. Ich glaube, man muss raus. Man muss die Menschen sehen, ob im Büro oder auf Konferenzen. Ich glaube nicht, dass all das verschwinden wird.

Box unterstütze diese Entwicklung, indem sich die Produkt-Roadmap für die kommenden Monate auf drei Säulen konzentriert, erklärte Levie: Sicherheit und Compliance, Workflow und Integration mit anderen Productivity-Anbietern. Dabei stünden neue Sicherheitsfunktionen und mehr Kontrollen rund um den Datenschutz sowie die verstärkte Integration von Best-of-Breed-Anbietern wie Slack und Zoom im Vordergrund. Box wolle seiner Mission treu bleiben, der Ort zu sein, an dem Unternehmen ihre wertvollen Inhalte in der Cloud speichern, sagte Levie.

Unternehmen werden nach wie vor ein großes Bedürfnis haben, ihre digitalen Informationen und ihre digitalen Inhalte verwalten zu können, erklärte der Box-CEO. Gleichzeitig hätten die Mitarbeiter aber den Wunsch, mit verschiedensten Tools zu arbeiten, sei es Slack, Teams, Zoom, Gmail oder welcher App auch immer. "Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass wir diese sichere Content-Management-Schicht aufbauen, die eine Verbindung zu all diesen Anwendungen herstellt", konstatierte Levie.

Alte Ideen, neue Möglichkeiten

Im Grunde genommen sei all das nicht Neues, räumte der Box-CEO ein. Blickt man eine Dekade zurück, habe es damals bereits rund um das Buzzword Enterprise 2.0 all diese Ideen von Consumerisation of IT und Social Enterprise gegeben. "Die Ideen waren alle da, aber sie mussten sich anders manifestieren, denn das Internet musste schneller werden, die Browser mussten besser werden, wir brauchten Technologien wie Zoom, die sich gerade erst in Entwicklung befanden", so Levie.

"Oder nehmen wir Groupware. Ich bin mir sicher, dass [Lotus-Gründer] Mitch Kapor irgendwann sagen wird, 'Wisst ihr, eigentlich war Lotus Notes der Erfinder von all dem und nun sind wir tatsächlich soweit, dass wir auf die Art und Weise virtuell und in Echtzeit arbeiten können, wie wir sie uns schon seit langem vorgestellt haben. Und [Notes-Erfinder] Ray Ozzie wird sagen, 'Ich habe es Euch schon immer gesagt'."