Spätestens seit der CeBIT 2011 ist klar, dass das Thema Cloud Computing im Markt angekommen ist. So stand die weltgrößte IT-Messe unter dem Leitmotiv „Work and Life with the Cloud“. Neben der stark frequentierten „Cloud Computing World“ des Branchenverbands Bitkom fokussierten auch fast alle großen IT-Anbieter ihre Messeauftritte auf das Thema Cloud.
Die Experton Group sieht nicht nur die Kommunikationsaktivitäten auf der zurückliegenden CeBIT als einen eindeutigen Indikator für die wachsende Business-Relevanz des Themas Cloud Computing in Deutschland. Vor allem zeigt eine Vielzahl von konkreten Projekten, dass immer mehr Unternehmen von einer ersten Evaluierungs- in die konkrete Planungs- und Investitionsphase umschalten, wie wir aus einer Vielzahl von Beratungsmandaten erfahren haben.
Nach unseren Analysen und Prognosen werden die Ausgaben und Investitionen deutscher Unternehmen für Cloud Services, Cloud-Technologien und Cloud-Beratung von 2010 bis 2015 im Durchschnitt um mehr als 40 Prozent pro Jahr wachsen. Das stärkste durchschnittliche Wachstum in diesem Zeitraum – über 50 Prozent pro Jahr – werden dabei die Cloud Services erreichen, die von 548 Millionen Euro auf fast 4,8 Milliarden Euro ansteigen werden. Gleichzeitig sollen das Marktvolumen für Cloud-Technologien von 400 Millionen Euro auf 2,6 Milliarden Euro und die Ausgaben für Cloud-Beratung und -Integration von 194 Millionen Euro auf 800 Millionen Euro ansteigen.
- CloudVendor Benchmark 2011
Im Folgenden liefert Experton eine Marktübersicht anhand von Kurzporträts zehn ausgewählter Anbieter. Diese basieren auf den Ergebnissen einer im Frühjahr 2011 vorgenommenen Anbieterbewertung, in der insgesamt 58 Cloud-Anbieter detailliert untersucht wurden (Studie „CloudVendor Benchmark 2011“): - Cisco
Cisco verfügt über ein breit ausgebautes Portfolio an Infrastrukturkomponenten für den Bau und Betrieb von Cloud-Rechenzentren und seit der Übernahme von WebEx über eine führende SaaS-Collaboration-Lösung. Das Joint Venture „Virtual Computing Environment Coalition (VCE)“ zusammen mit EMC und VMware bietet interessante Sourcing-Alternativen im Bereich Cloud Infrastructure. Eine Schwäche ist das fehlende IaaS-Angebot von Cisco. - Citrix
Citrix zählt mit der XenServer-Produktfamilie zu den technologisch führenden Anbietern im Cloud-Middleware-Umfeld, wenn auch auf der Marktseite die Transformation vom klassischen Virtualisierungsanbieter hin zum Cloud-Anbieter lange nicht so schnell vorangeht wie beim Konkurrenten VMware. Ein positiver Aspekt hinsichtlich der Web-Conferencing-Lösung Netviewer ist die auf deutschem Recht basierende Geschäftsbeziehung mit deutschem Gerichtsstand. - Google
Google verfolgt eine absolut klare Cloud-Strategie. So werden fast alle Produkte als Web- beziehungsweise Cloud-Service (IaaS, SaaS, PaaS) frei zugänglich angeboten und nutzungs- beziehungsweise nutzerbasiert abgerechnet. Google bietet mit seinen umgetauften„Google Apps for Business“ eine attraktive Alternative zu gängigen Collaboration- und Office-Lösungen an, die aber unter anderem aufgrund des Images von Google, des Vertriebsansatzes und des fehlenden deutschen Rechenzentrums bei (mittel-)großen Firmen noch nicht sehr erfolgreich ist. Die „App Engine“ genannte Plattform von Google richtet sich – auch aufgrund der geringen An¬passbarkeit – an einzelne Entwickler beziehungsweise kleine Unternehmen, bei denen geringe Kosten und einfache Nutzung im Vordergrund stehen. - Hewlett Packard (HP)
Als weltweiter Marktführer im Segment der x86-Industriestandard-Server behauptet HP auch im Markt für Cloud Infrastructure seine führende Rolle. Hinsichtlich HPs Utility Services, die Enterprise-Applikationen (zum Beispiel SAP) auf einer virtualisierten Plattform flexibel bereitstellen und abrechnen, hat das Unternehmen gegenüber dem vergangenen Jahr große Anstrengungen unternommen, sodass diese deutlich an Attraktivität gewonnen haben und als ausgereiftes Angebot gewertet werden können. - IBM
IBM bietet derzeit das kompletteste Cloud-Infrastrukturportfolio im Markt. Darüber hinaus steht Big Blue seit Anfang 2011 mit seiner Version einer PaaS-Plattform (IBM Smart Business Development and Test on the IBM Cloud) bereit, die aus dem Rechenzentrum in Ehningen geliefert wird. Beim Segment Großkunden ist IBM mit seinem breiten, durchgängigen Angebot aus Hardware, Middleware und Cloud-Management-Komponenten derzeit als marktführend zu betrachten, und die Cloud Services gelten als die derzeit attraktivsten Angebote am Markt. - Salesforce.com
Salesforce offeriert neben seiner ausgereiften SaaS-CRM-Lösung und der attraktiven PaaS-Plattform „Force.com“ mit „database.com“ auch ein reines IaaS-Angebot. Unter anderem arbeitet Salesforce darüber hinaus mit „Chatter“ und der Übernahme der Konferenzplattform „Dimdim“ inzwischen an der Ausweitung des Portfolios in Richtung Collaboration. Neben dem Fehlen eines deutschen/EU-Rechenzentrums ließe sich das unvollständige Portfolio kritisieren. Außerdem stellt sich die Frage, wann die vor über einem Jahr mit VMware angekündigte Enterprise Java Cloud „VMforce“ in Deutschland verfügbar sein wird. - T-Systems
Die von T-Systems „Dynamic Services“ genannten Private Cloud Services für Großunternehmen können im Umfeld des Betriebs geschäftskritischer Applikationen als eine der Pionierleistungen in diesem Umfeld gelten. Zusätzlich bietet T-Systems seinen Kunden seit Anfang 2011 auch eine IaaS-Plattform an, die in Kooperation mit dem Cloud-Management-Anbieter Zimory vorgestellt wurde. - VMware
VMware ist aufgrund seines breiten und ausgereiften Portfolios an Virtualisierungslösungen der klar dominierende Anbieter für Cloud Middleware. VMware bietet mit der „vCloudProduct Family“ nicht nur das breiteste Cloud-Management-Produktportfolio, sondern setzt hinsichtlich der Integration der einzelnen Module sowie deren technologischer Reife auch den derzeitigen Standard.
Cloud Computing und Mobility
Der Cloud-Computing-Trend schlägt sich auch im Wachstumsmarkt Mobility nieder. Aufgrund seiner großen Flexibilität kann sich Mobile Cloud in bestimmten Anwendungsfällen zur starken Alternative zu Mobile Apps entwickeln. Pro-Argumente sind die Aktualität der Anwendungen, flexible Nutzung und Bezahlung sowie die Plattformunabhängigkeit – wobei letzterer Punkt nur hinsichtlich der Betriebssysteme uneingeschränkt gilt.
Bei unterschiedlichen Browser-Versionen können sich durchaus differierende Nutzungserlebnisse zeigen. Abhilfe soll hierbei künftig HTML5 schaffen. Auch für Entwickler ist die Mobile Cloud attraktiv, denn sie haben im Falle der Apps auf die Positionierung und Vermarktung auf den digitalen Marktplätzen (zum Beispiel „App Store“) meist nur geringen Einfluss.