So rechnen sich Mobile-Enterprise-Apps

Die Wirtschaftlichkeit von Apps objektiv und revisionssicher belegen

06.12.2016
Von 


Jens Beier verantwortet die Business Area IoT & Analytics bei Axians, zu der auch der SAP-Geschäftsbereich gehört. Mit seiner fast 20-jährigen SAP-Expertise hat er in den letzten zehn Jahren mehr als 100 SAP-CRM- und SAP-Mobility-Projekte auf Management-Ebene begleitet.
Richtig konzipiert und eingesetzt tragen mobile Apps auch für Unternehmen ein enormes Potenzial in sich. Beziffern lässt sich dieses durch eine systematische und umfassende Wirtschaftlichkeitsbetrachtung verschiedener Nutzenaspekte - eine ROI-Analyse.

Der Einsatz mobiler Geräte im Unternehmen ist heute nicht mehr weg zu denken, erlauben sie doch das Arbeiten von überall. Im Zuge von Industrie 4.0 werden Mobility-Lösungen mit zugeschnittenen Anwendungen auch in Unternehmen vielseitig eingesetzt - beispielsweise im Außendienst, wo seit jeher papierbasiert gearbeitet wurde.

Insbesondere im Bereich Wartung und Instandhaltung lässt sich der ROI einer mobilen App oft schon im Voraus berechnen.
Insbesondere im Bereich Wartung und Instandhaltung lässt sich der ROI einer mobilen App oft schon im Voraus berechnen.
Foto: Motorola Solutions

Über diesen Punkt sind wir lange hinaus: Mittlerweile gilt die Anwendungsentwicklung von Apps für mobile Geräte sogar als eine der Kernkompetenzen für den Erfolg neuer digitaler Produkte. Zu Recht, denn mobile Anwendungen stechen die manuelle Erfassung von Informationen in vielen Punkten aus. Sie verringern Erfassungsaufwand und Fehlerhaftigkeit der Daten und machen Prozesse und Kommunikation zwischen Innen- und Außendienst gleichzeitig transparenter, flexibler und schneller.

Mit Fahrplan zum Erfolg

Das Interesse an Enterprise Mobility ist hoch - Unternehmen können mithilfe einer mobilen Lösung sogar Kosten reduzieren und Umsätze oder Rendite steigern. Diese positiven Auswirkungen stellen sich allerdings nur ein, wenn die Implementierung einem festgelegten Fahrplan folgt. Hangeln sich Unternehmen an den folgenden Tipps entlang, steht dem Erfolg der Lösung nichts im Weg.

Der Markt hält vielfältige Lösungen bereit, die aber natürlich nicht allgemeingültig auf jedes Anforderungsprofil passen. Um die richtige Wahl treffen zu können, sollten die individuellen Anforderungen im Unternehmen umfassend zusammengetragen und passende Auswahlkriterien abgeleitet werden. Betrachtet werden sollten fachliche, übergreifende, technische und methodische Anforderungen.

Ein weiterer Faktor, der beachtet werden muss, sind die mit Implementierung und Betrieb einer Mobility-Lösung verbundenen Kosten. Die Kompetenzen verschieben sich mehr und mehr von IT- zu Fachabteilung. Daraus folgt, dass IT-Projekte zunehmend auch von wirtschaftlicher Seite geprüft werden. Weist man - neben den funktionalen Vorteilen - im Konzept von Beginn an auf, dass sich die mobile Lösung langfristig rechnet, überzeugt dies auch die Fachabteilungen.

Die Nutzenvorteile lassen sich berechnen

Die im Zusammenhang mit der Einführung einer mobilen Lösung wichtigste Größe ist der "Return on Investment", kurz ROI. Er zeigt den Nutzen auf, den die neue Anwendung auf einzelne Prozessschritte hat - und zwar in Form eines konkreten Werts. Dieser entsteht, indem aktuell bestehende Kennzahlen, wie Umsatz oder Kosten, den Zahlen gegenübergestellt werden, die mit Hilfe des Einsatzes einer mobilen Lösung erwartet werden. Die Nutzeneffekte können an unterschiedlicher Stelle greifen - deutlich wird dies im Bereich Wartung und Instandhaltung.

Betrachten wir einen Störungsfall aufgrund einer defekten Maschine, die als Serviceleistung durch den Hersteller repariert werden soll. Ausgangslage beim Hersteller sind 100 Außendienstmitarbeiter, die im Jahr durchschnittlich 48 Stunden pro Woche arbeiten. Im Schnitt wird die Anfahrt mit 25 Kilometern und 0,50 Euro pro Kilometer berechnet. Fällt pro Mitarbeiter nur eine einzige Zweitanfahrt pro Woche an - da beispielsweise das benötigte Ersatzteil vor Ort nicht verfügbar ist - liegen die Kosten dafür bei 120.000 Euro im Jahr.

Lässt sich im gleichen Beispiel die Anzahl der Zweitanfahrten dank mobiler Anwendungen - und der so verfügbaren Echtzeit Informationen - auf 0,6 reduzieren, ergibt sich eine reale Ersparnis von 48.000 Euro pro Jahr. Führt man die gleiche Rechnung für die Arbeitszeit (30 Euro pro Stunde) durch, lassen sich die Kosten kalkulatorisch nochmals um 57.600 Euro jährlich reduzieren.

Heißt die Zielsetzung statt Kostenreduzierung Umsatz- oder Renditesteigerung, können die positiven Auswirkungen einer Mobility-Lösung auch hier im Voraus bestimmt werden. Die mobile Lösung erstellt unter anderem Vorschläge für Produkte, die dem Kunden vorgestellt werden können. Als Basis dienen hier Informationen über das Kaufverhalten des Kunden in der Vergangenheit. Allein durch diese Maßnahme lässt sich der Auftragswert pro Kunde steigern - der Gesamtumsatz steigt mit.

Eine kleine Stolperfalle gilt es hier zu umgehen: Die Lösung braucht eine gewisse Eingewöhnungszeit, heißt der berechnete Nutzen stellt sich meist erst nach dem vollständigen Roll-Out ein. Was sofort anfällt, sind hingegen die Kosten. Wenn es bei der Betrachtung um eine grundsätzliche Validierung der Wirtschaftlichkeit geht, kann dieser Effekt vernachlässigt werden. Für eine umfassende Finanzplanung eines Mobility-Projekts sollte dieser Umstand jedoch in die ROI-Betrachtung einfließen, da er sich deutlich auf das Ergebnis auswirken kann.