Der Einsatz mobiler Geräte im Unternehmen ist heute nicht mehr weg zu denken, erlauben sie doch das Arbeiten von überall. Im Zuge von Industrie 4.0 werden Mobility-Lösungen mit zugeschnittenen Anwendungen auch in Unternehmen vielseitig eingesetzt - beispielsweise im Außendienst, wo seit jeher papierbasiert gearbeitet wurde.
Über diesen Punkt sind wir lange hinaus: Mittlerweile gilt die Anwendungsentwicklung von Apps für mobile Geräte sogar als eine der Kernkompetenzen für den Erfolg neuer digitaler Produkte. Zu Recht, denn mobile Anwendungen stechen die manuelle Erfassung von Informationen in vielen Punkten aus. Sie verringern Erfassungsaufwand und Fehlerhaftigkeit der Daten und machen Prozesse und Kommunikation zwischen Innen- und Außendienst gleichzeitig transparenter, flexibler und schneller.
Mit Fahrplan zum Erfolg
Das Interesse an Enterprise Mobility ist hoch - Unternehmen können mithilfe einer mobilen Lösung sogar Kosten reduzieren und Umsätze oder Rendite steigern. Diese positiven Auswirkungen stellen sich allerdings nur ein, wenn die Implementierung einem festgelegten Fahrplan folgt. Hangeln sich Unternehmen an den folgenden Tipps entlang, steht dem Erfolg der Lösung nichts im Weg.
Der Markt hält vielfältige Lösungen bereit, die aber natürlich nicht allgemeingültig auf jedes Anforderungsprofil passen. Um die richtige Wahl treffen zu können, sollten die individuellen Anforderungen im Unternehmen umfassend zusammengetragen und passende Auswahlkriterien abgeleitet werden. Betrachtet werden sollten fachliche, übergreifende, technische und methodische Anforderungen.
Ein weiterer Faktor, der beachtet werden muss, sind die mit Implementierung und Betrieb einer Mobility-Lösung verbundenen Kosten. Die Kompetenzen verschieben sich mehr und mehr von IT- zu Fachabteilung. Daraus folgt, dass IT-Projekte zunehmend auch von wirtschaftlicher Seite geprüft werden. Weist man - neben den funktionalen Vorteilen - im Konzept von Beginn an auf, dass sich die mobile Lösung langfristig rechnet, überzeugt dies auch die Fachabteilungen.
- App / Native App / Web App
Klar, Apps kennt und nutzt heute jeder, trotzdem kennen viele die kleinen Unterschiede der Apps nicht. Der Alltags-Begriff ist einfach die Kurzform für „Applikation“, also ein Programm dass auf einem Computer, in diesem Fall also dem Smartphone läuft. Meistens ist mit dem etwas schwammigen Begriff eine „native“ App gemeint, die direkt auf dem mobilen Betriebssystem laufen kann. Eine Web App ist ein Programm, das zum Ausführen den mobilen Webbrowser als Umgebung braucht. - API
Entwickler verbinden oft ihre eigens entwickelten Apps über APIs (Application Programming Interface) mit bestehenden Apps oder Plattformen. Beispiel: Wenn aus einer App etwas auf sozialen Netzwerken geteilt werden soll, kommen Plattformen wie Facebook oder Twitter ins Spiel. Beide bieten eine entsprechende Schnittstelle, also die Facebook- oder Twitter-API, die das Einbauen solcher Funktionen einfach und umkompliziert möglich macht. - Android / iOS
Wie Computer brauchen auch Smartphones und Tablets ein Betriebssystem, auf dem die Programme (hier Apps genannt) laufen. Die wichtigen mobilen Plattformen sind Googles Android und Apples iOS. Mit Windows 10 will Microsoft künftig eine größere Rolle im Markt der Mobilgeräte erobern, als es mit dem nie aus der Nischenrolle gekommenen Windows Mobile gelang. - App Store
Ein wichtiger Teil des Erfolgs von mobilen Apps ist sie an den User zu bringen. Das läuft über die App Stores der verschiedenen Plattformen, den Apple Store für iOS und Google Play für Android-Apps. - ASO
ASO steht für App Store Optimization. Extrem wichtig für den Erfolg einer App ist, dass sie überhaupt im riesigen Angebot der App Stores gefunden wird. Verschiedene Maßnahmen helfen dabei, zum Beispiel das Icon der App aussagekräftiger zu machen, die App in die richtige Kategorie einzuordnen oder die Beschreibungstexte mit den richtigen Schlagwörtern zu versehen. - Build
Entwickler schreiben Quellcode und kombinieren ihn mit Grafiken und Inhalten. Damit daraus eine fertige App wird, muss alles kompiliert und als App für das Endgerät verpackt werden. Diesen Prozess und das Endprodukt nennt man Build. Verschiedene Builds enthalten oft Fehlerbehebungen und werden mit Versionsnummern gekennzeichnet. - Device Orientation
Eine Besonderheit unterscheidet mobile Apps wesentlich von anderen Programmen: Sie müssen oft in horizontaler und vertikaler Ausrichtung funktionieren. Die Entwickler fragen dazu die "Device Orientation" vom Kippsensor ab und schalten die Darstellung in den jeweiligen Modus... - Device Orientation /2
... Manche Apps laufen ganz bewusst nur in einer Ausrichtung wie zum Facebook nur im Hochformat. - Fragmentierung
Der große Unterschied der beiden Konkurrenten ist, dass iOS exklusiv mit Apple-Hardware wie iPhone, iPads und iPod Touch läuft, Android hingegen ist auf einer Vielzahl von Geräten und Herstellern präsent. Dazu kommen noch die vielen verschiedenen Versionen der Systeme, die verbreitet sind - von Android Ice Cream Sandwich bis Lollipop sind längst nicht alle User auf der neuesten Version unterwegs. Android ist also offen und sehr flexibel, aber auch stark fragmentiert - was ein Horror für Entwickler sein kann. Sie müssen dafür sorgen dass ihre Apps auf allen Geräten und Systemversionen möglichst stabil und fehlerfrei laufen, das Chaos auf der Android-Plattform ist aber kaum zu überblicken. - In-App Purchase
Nutzer können nicht nur Apps im Store kaufen, sondern auch Zusatzinhalte und -services direkt aus Apps kaufen und bezahlen, ohne die App verlassen zu müssen. In-App Käufe sind einerseits eine gute Möglichkeit den Usern das Ausprobieren der App kostenlos möglich zu machen. Andererseits wird Apps mit In-App Käufen oft angekreidet, später die User immer wieder zur Kasse zu bitten. - MEAP
Multiplattform-Entwicklung ist oft aufwändig, zum Beispiel wegen der aufwändigen Anpassung und dem Testen auf vielen Plattformen. Dabei hilft der Einsatz einer Mobile Enterprise Application Plattform (MEAP). Entwickler können sich dabei im Wesentlichen auf die Funktionen der App konzentrieren, um die Anpassung, die Auslieferung und das Testen für verschiedene Plattformen kommen sich die Produkte und Dienste der MEAP. Beispiele für MEAPs sind zum Beispiel <a href="http://www.swiftmeap.com" target="_blanik">Swift MEAP</a> und <a href="http://www.movilitas.de" target="_blank">Movilitas</a>. - Location Data
Eine große Stärke und Besonderheit der mobilen Geräte ist, dass sie über verschiedene Technologien wie GPS (Global Positioning System) oder NFC (Near Field Communication) ihren Ort ermitteln können. Mit diesen Daten in Apps lässt sich eine Menge anfangen, zum Beispiel Fotos mit Ortsdaten speichern oder in Shopping-Apps Angebote aus der Umgebung einblenden bis hin zu mobilen Bezahlsystemen, bei denen es reicht die Kasse zu passieren. - Minnows / Whales
Kleine und große Fische gibt es auch aus Sicht der App Entwickler: Minnows sind die User, die kein oder nur wenig Geld für oder in einer mobilen App ausgeben. Sie laden meistens nur kostenlose Apps oder Free to play-Spiele, die zunächst kostenlos zu haben sind. User, die viel Geld für oder in Apps ausgeben, nennen Entwickler Whales. - Monetization
App-Entwicklung ist teuer und bei jedem Projekt ist die Finanzierung der Kosten ein wichtiges, wie spannendes Thema, bei dem gute Ideen gefragt sind. Apps sind oft kostenlos oder für 0,79 Cent zu haben und müssen bei der Monetarisierung auf clevere Konzepte wie Werbeeinblendungen, Abos oder bezahlpflichtige Zusatzinhalte zurückgreifen, um sich zu refinanzieren. - Mobile App Analytics
Ähnlich wie auf Websites kann in mobile Apps die Aktivität der User ausgewertet werden. Die Tracking-Daten liefern den Entwicklern wertvolle Erkenntnisse was in der App funktioniert und wo nachgebessert werden muss. - Push Notification
Push-Benachrichtigungen machen es App-Entwicklern möglich kurze Nachrichten an die User zu schicken, sogar ohne dass die App überhaupt geöffnet ist. Sie sind eine Basis für praktische Features wie Erinnerungs-Funktionen, aber auch verlockendes Marketing-Instrument, zum Beispiel um auf Sonderangebote aufmerksam zu machen. Push sollte aber sehr sparsam eingesetzt werden, sonst droht der genervte User mit dem Abstellen der Benachrichtigungen - oder gar dem Löschen der ganzen App. - SDK
Das "Software Development Kit" liefert dem Entwickler seinen Werkzeugkasten für verschiedene Plattformen - zum Beispiel das Android SDK oder das iPhone SDK. SDKs liefern Werkzeuge wie Umgebungen um App-Oberflächen zu gestalten oder Simulatoren fürs Testen. - Touch User Interface Gestures
Eine Besonderheit von mobilen Apps ist dass sie über den Touchscreen bedient werden. Neben dem normalen Antippen gibt es Gesten wie das Wischen über dem Bildschirm oder das Zusammen- / Auseinander ziehen von zwei Fingern ("Pinch"), die oft für Vergrößerungsfunktionen genutzt werden. - UDID
Der Unique Device Identifier ist eine alphanumerische Zahl, die ein Endgerät identifiziert. Im Normalfall weist der Hersteller einem Gerät eine einmalige UDID zu. UDIDs sind oft wichtig um User oder Endgeräte zu identifizieren. - Universal App (auch: Hybrid App)
Eine mobile App, die auf mehreren Endgeräten laufen kann, aber die gleiche Plattform als Basis nutzt. Ein Beispiel ist eine mobile App für iOS, die auf iPhone, iPod Touch und iPad läuft.
Die Nutzenvorteile lassen sich berechnen
Die im Zusammenhang mit der Einführung einer mobilen Lösung wichtigste Größe ist der "Return on Investment", kurz ROI. Er zeigt den Nutzen auf, den die neue Anwendung auf einzelne Prozessschritte hat - und zwar in Form eines konkreten Werts. Dieser entsteht, indem aktuell bestehende Kennzahlen, wie Umsatz oder Kosten, den Zahlen gegenübergestellt werden, die mit Hilfe des Einsatzes einer mobilen Lösung erwartet werden. Die Nutzeneffekte können an unterschiedlicher Stelle greifen - deutlich wird dies im Bereich Wartung und Instandhaltung.
Betrachten wir einen Störungsfall aufgrund einer defekten Maschine, die als Serviceleistung durch den Hersteller repariert werden soll. Ausgangslage beim Hersteller sind 100 Außendienstmitarbeiter, die im Jahr durchschnittlich 48 Stunden pro Woche arbeiten. Im Schnitt wird die Anfahrt mit 25 Kilometern und 0,50 Euro pro Kilometer berechnet. Fällt pro Mitarbeiter nur eine einzige Zweitanfahrt pro Woche an - da beispielsweise das benötigte Ersatzteil vor Ort nicht verfügbar ist - liegen die Kosten dafür bei 120.000 Euro im Jahr.
Lässt sich im gleichen Beispiel die Anzahl der Zweitanfahrten dank mobiler Anwendungen - und der so verfügbaren Echtzeit Informationen - auf 0,6 reduzieren, ergibt sich eine reale Ersparnis von 48.000 Euro pro Jahr. Führt man die gleiche Rechnung für die Arbeitszeit (30 Euro pro Stunde) durch, lassen sich die Kosten kalkulatorisch nochmals um 57.600 Euro jährlich reduzieren.
Heißt die Zielsetzung statt Kostenreduzierung Umsatz- oder Renditesteigerung, können die positiven Auswirkungen einer Mobility-Lösung auch hier im Voraus bestimmt werden. Die mobile Lösung erstellt unter anderem Vorschläge für Produkte, die dem Kunden vorgestellt werden können. Als Basis dienen hier Informationen über das Kaufverhalten des Kunden in der Vergangenheit. Allein durch diese Maßnahme lässt sich der Auftragswert pro Kunde steigern - der Gesamtumsatz steigt mit.
Eine kleine Stolperfalle gilt es hier zu umgehen: Die Lösung braucht eine gewisse Eingewöhnungszeit, heißt der berechnete Nutzen stellt sich meist erst nach dem vollständigen Roll-Out ein. Was sofort anfällt, sind hingegen die Kosten. Wenn es bei der Betrachtung um eine grundsätzliche Validierung der Wirtschaftlichkeit geht, kann dieser Effekt vernachlässigt werden. Für eine umfassende Finanzplanung eines Mobility-Projekts sollte dieser Umstand jedoch in die ROI-Betrachtung einfließen, da er sich deutlich auf das Ergebnis auswirken kann.