Sun Virtual Desktop Infrastructure
Vergleichbar mit Citrix verfolgt Sun schon lange ein zentralistisches Modell, bei dem schlanke Clients auf Anwendungen und Daten im Rechenzentrum zugreifen. Mit dem Aufkommen des VDI-Konzepts entwickelte auch Sun eine Alternative zu den unter Unix seit geraumer Zeit etablierten Multiuser-Systemen, bei denen sich mehrere Benutzer ein Server-Betriebssystem teilen. Wie bei Citrix und Microsoft lassen sich bei Sun bestehende Komponenten nutzen, um entfernte Desktops einzurichten und an das Endgerät des Nutzers zu bringen. Das gilt besonders für die Zugriffslogik.
Die aktuelle Version 3.0 von Sun Virtual Desktop Infrastructure enthält daher schon länger existierende Software ebenso wie neue Bausteine. Zu Letzteren zählt ein Connection Broker namens "Sun Virtual Desktop Connector". Die aktuelle Version kann nun auch Benutzer, die in einem Active Directory gespeichert sind, mit einem zentralen Desktop verbinden. Die Anbindung an LDAP-Verzeichnisse gab es schon bisher.
Windows für Sun Ray
Die Sun Ray Software gehört inklusive eines Konnektors zum Lieferumfang von Sun Virtual Desktop 3.0, so dass die schlanken Endgeräte aus dem eigenen Haus die zentralen Desktops darstellen können. Alternativ bietet Sun einen eigenen Konnektor für die Sun Ray Software zu VMware View an, über den die Thin Clients auf Desktops unter dem konkurrierenden VDI-System zugreifen können.
Mit Client-PCs unter Windows kommuniziert Suns VDI-Lösung über das Remote Desktop Protocol (RDP) von Microsoft. Für alle anderen Endgeräte und für den Zugriff via Browser ist der Global Secure Desktop (ehemals "Tarantella") zuständig, der auf dem Client Java voraussetzt und mit dem Adaptive Internet Protocol (ALP) einen eigenen Kommunikationsmechanismus mitbringt.
Vergleichsweise unübersichtlich präsentiert sich Sun VDI bei den unterstützten Systemen. Als bevorzugte Virtualisierungssoftware kommt ESX von VMware zum Einsatz. Da Suns eigener Typ-1-Hypervisor namens "xVM" bis dato nicht offiziell einsatzfähig ist, gehört VirtualBox 3 zum Lieferumfang des VDI-Pakets. Ein solcher gehosteter Virtualisierer (Hypervisor Typ 2) ist auf dem Server mittlerweile eher die Ausnahme, weil er ein vollständiges Wirts-Betriebssystem benötigt. Das erhöht den Administrationsaufwand und steigert den Ressourcenbedarf.
Zu viele Hypervisor
Mit der Übernahme von Sun durch Oracle erweitert sich das Virtualisierungsportfolio zusätzlich. Oracle besitzt mit dem unvollendeten Sun xVM, "OracleVM" und "Virtual Iron" insgesamt drei auf Xen basierende Hypervisor. Letzterer wurde als eigenes Produkt eingestellt, seine erweiterten Management-Funktionen sollen im Lauf des nächsten Jahres in OracleVM 3.0 integriert werden. Zur Zukunft von Sun xVM hat sich das Unternehmen bis dato nicht geäußert. Es lässt sich jedoch absehen, dass die nächste Version von Sun VDI auf einem Typ-1-Hypervisor aus dem Hause Oracle laufen wird. Die Broker-Software selbst funktioniert nur unter Solaris.
Oracle und Sun verfügen über keine eigene Lösung zur Anwendungsvirtualisierung. Ihr kommt die wesentliche Aufgabe zu, die Applikationen vom Betriebssystem zu trennen. Damit soll sich ein eigenes Systemabbild für jeden Benutzer, in dem sich Betriebssystem, Anwendungen und Profile befinden, vermeiden lassen. Alternativ können wie bei den anderen VDI-Systemen Applikationen aus Multiuser-Umgebungen (Windows Terminal Server, Unix) im zentralen Desktop veröffentlicht werden.
Wenn Unternehmen trotzdem lieber jedem Nutzer ein persönliches Systemabbild zur Verfügung stellen möchten, dann sorgt Sun mittels Deduplizierungtechnik im ZFS-Dateisystem und in SANs dafür, dass benutzerspezifische Abweichungen vom Standard-Image separat abgelegt werden. Das erzielt ähnliche Effekte wie VMwares "Composer" mit dem Linked-Clones-Ansatz.
Edition
Sun VDI liegt nur in einer Ausführung vor. Sie kann entweder im Abo-Modell bezogen (40 Dollar pro Jahr) oder in Form von konkurrierenden Lizenzen (140 Dollar) erworben werden.