In den zurückliegenden Jahren hat sich Industrial Analytics (aka Big Data in der Fertigung) von der isoliert gemanagten Businessfunktion zum mächtigen strategischen Tool entwickelt, das maßgeblichen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit aller Industriebranchen nehmen könnte.
Wenn Unternehmen damit umzugehen wüssten, was längst noch nicht überall der Fall ist. Zwar sondern mittlerweile fast alle Maschinen durch entsprechende Sensorik laufend Daten ab, aber diese sind durch ihre Menge und Heterogenität meist schwer nutzbar. Damit aus Big Data überall Smart Data wird, ist noch eine Menge Know-how und Management notwendig.
Fragt sich, wie Unternehmen das Thema am besten angehen. Als systematische, umfangreiche Antwort darauf hat die Digital Analytics Association e.V. Germany (DAAG) jetzt eine umfangreiche Analyse vorgelegt. Titel: "Industrial Analytics 2016/2017: The current state of data analytics usage in industrial companies."
Datengrundlage ist erstens eine umfangreich wissenschaftliche und journalistische Recherche zum Thema, zweitens acht Tiefeninterviews mit Analytics-Experten und drittens die Befragung von 151 Industrie-Entscheidern. Gesponsert wurde das Ganze von HPE, Comma Soft und Kiana Systems.
Unwissenheit und Desinteresse an Analytics
Ziel der Studie ist es - so lesen wir im Vorwort - ein akkurates Bild vom Status Quo bezüglich Industrial Analytics zu zeichnen und damit auch die bei viele Akteuren noch sehr große Informationslücke zu schließen.
Zusätzlich könnte man noch von einer Interessenslücke sprechen: Wie die Unternehmensberatungen McKinsey und ROC im November in einer Studie dargelegt haben, hält sich sowohl beiden Mitarbeiter als auch bei ihren Chefs die Begeisterung für das Analytics-Oberthema Industrie 4.0 in engen Grenzen.
Lediglich 16 Prozent der Fertigungsunternehmen in Deutschland hätten hier eine detaillierte Strategie. Und nur 36 Prozent der Arbeitnehmer halten ihre Führungskräfte bei diesem Thema für kompetent.
Grund genug, die Akteure schlauer zu machen. Die Studie leistet hier insofern einen wertvollen Beitrag, als die Ergebnisse gleichermaßen detailliert wie leicht verständlich aufbereitet wurden.
Nur 15 Prozent halten Analytics schon heute für geschäftskritisch
Ihre Präsentation gliedert sich - nach einer Einleitung zum Thema - in drei Kapitel. Im zweiten erläutern die Autoren Geschichte, Status Quo von und Erwartungen an Analytics, im dritten zeigen Fallstudien (der Sponsoren) praktische Umsetzungen und im vierten lernen die Leser, was und wie genau sie das zuvor Beschriebene auf die eigene Situation übertragen können.
Zunächst bestätigen die Autoren jene Zurückhaltung, die schon die zitierte Studie zu Industrie 4.0 ans Licht förderte: Nur 15 Prozent der Entscheider in der Industrie halten das Thema Analytics für schon heute geschäftskritisch, 69 Prozent glauben allerdings, dass es dies in fünf Jahren sein wird.
Predictive Maintenance wichtigstes Einsatzgebiet
Als wichtigste Einsatzgebiete sehen die Befragten erstens "predictive maintenance of machines", also die datenbasierte, systematische Wartung, zweitens kundenzentrierte Analysen und drittens die datengestützte Analyse des genauen Einsatzes der eigenen Produkte beim Kunden.