Jahrelang haben die Befürworter des Internets der Dinge (IoT) behauptet, dass diese Technologie die Wirtschaft verändern würde. Echtzeitinformationen von Sensoren, die an Autos, Gebäuden, Pipelines, Mobilfunkmasten und anderen Grundbausteinen der modernen Wirtschaft angebracht sind, sollten Unternehmen wertvolle Erkenntnisse zur Verbesserung der Abläufe liefern und ihnen zur Förderung von Innovationen und zur Erschließung neuer Einnahmequellen verhelfen.
Bis jetzt blieb der Hype meist hinter der Realität zurück. Mit ultraschnellen 5G-Breitbandverbindungen, Fortschritten bei künstlicher Intelligenz, vorausschauenden Analytics sowie dem Aufkommen von Cloud-Technologien, die IoT-Daten direkt in Arbeitsabläufe integrieren können, könnten Unternehmen nun einen größeren Mehrwert aus ihren Daten schöpfen.
Grundsätzlich stellt das Cloud-fähige IoT eine leistungsstarke neue Informationsquelle mit viel Potenzial dar. Hersteller können fehlerhafte Produkte am Fließband erkennen; Öl- und Gasunternehmen wie Marathon Oil und Halliburton überwachen ihre Bohranlagen aus der Entfernung und schalten im Notfall den Betrieb ab; Einzelhändler nutzen IoT-Daten, um den Personalbestand und das Produktsortiment anzupassen. "Das Internet der Dinge beginnt, sowohl Verbrauchern als auch Unternehmen zu nutzen", sagt Burt Flickinger, Geschäftsführer der Beratungsfirma Strategic Resources Group in New York.
IoT-Erwartungen vs. fassbarer Mehrwert
McKinsey schätzt, dass die Wertschöpfung durch das IoT bis 2025 einige Billionen Dollar erreichen wird. Einem Bericht von Juniper Research vom November 2020 zufolge wird sich die Zahl der industriellen IoT-Sensoren (IIoT) bis 2025 mehr als verdoppeln, nämlich auf 36,8 Milliarden.
Doch die Umsetzung von IoT-Anwendungen hält nicht immer, was sie verspricht. Die meisten Unternehmen hätten in der Praxis Schwierigkeiten, ihre IoT-Daten in Anwendungen einzusetzen, glaubt Nitin Seth, Geschäftsführer von Incedo, einem Beratungsunternehmen für digitale Transformation und ehemaliger Topmanager bei Fidelity Investments, McKinsey und dem indischen E-Commerce-Riesen FlipKart. "Es ist nur fair, dem Investitionshype des IoT den bisherigen fassbaren Mehrwert gegenüberzustellen. Und da klafft eine große Lücke dazwischen. Der Mehrwert ist viel geringer als erwartet."
Das Internet der Dinge sei die Lösung für ein Problem, das die Unternehmen noch nicht ganz identifiziert hätten, so dass die Unternehmen mehr Daten generierten als sie verwerten könnten. "Der Engpass ist nicht unbedingt die Technologie", sagt Seth. "Der Engpass sind die Daten selbst." Die Unternehmen müssten Business Use Cases, also spezifische Einsatzszenarien entwickeln und dann rückwärts arbeiten, um zu sehen, wie die Erkenntnisse aus IoT-Daten diese Probleme lösen können.
Der Schritt zur Aktivierung der Daten fehlt
An den nötigen Investitionen im Vorfeld liegt es nicht. Hersteller wie Siemens und General Electric haben stark in IoT-Technologien investiert, um ihre Fabriken effizienter zu machen. So sammeln Kameras und andere Sensoren in der gesamten Fabrikhalle Daten, um Produktfehler an den Fließbändern zu erkennen oder festzustellen, welche Teile der Anlage repariert oder ausgetauscht werden müssen.
Zu Beginn der COVID-19-Pandemie mussten die Erdöl- und Erdgasproduzenten, ebenso wie viele andere Unternehmen, ihre Mitarbeiter nach Hause schicken. Um die Abwesenheit von Arbeitskräften vor Ort auszugleichen, setzten sie Kameras und andere Sensoren ein, um Bohrlöcher, Anlagen und andere empfindliche Geräte aus der Ferne zu überwachen. "IoT-Plattformen könnten für Energieunternehmen potenziell unsicheren oder umweltgefährdenden Vorfälle frühzeitig erkennen, Echtzeitwarnungen bei Verschlechterung der Bedingungen ausgeben und Notfallmaßnahmen einleiten", heißt es in einem Bericht von PwC (PDF).
"Was die Unternehmen jedoch letztendlich dazu brauchen, ist eine Cloud-Plattform, um diese Daten zu sammeln, zu analysieren und auf diese Vorfälle digital zu reagieren", sagt Nitin Seth. Das Problem für viele Unternehmen sei: "Wie bringe ich die Daten auf einer Plattform zusammen, auf der ich sie sinnvoll verarbeiten kann und in Situationen, wie oben geschildert, etwas unternehmen?"
Die letzte Meile des IoT neu definieren
"In der Vergangenheit haben sich Unternehmen damit begnügt, die von ihren IoT-fähigen Geräten gesammelten Daten in einem Dashboard zu visualisieren", sagt Michael Fallon, Senior Director of IoT and Connected Operations bei ServiceNow. Die Frage sei nun, was als nächstes passiert. "Fest steht, dass die Visualisierung der Daten nicht ausreicht. Unternehmen müssen vielmehr die letzte Meile des IoT neu definieren und die Daten innerhalb von Anwendungen nutzen. Insbesondere benötigen sie eine Plattform, um diese Daten mit Diensten und tatsächlichen Arbeitsabläufen zu verbinden und Probleme zu lösen."
Ein europäischer Personenzugbetreiber hat beispielsweise Sensoren entlang der Gleise seiner beliebtesten Strecken installiert, um Unfälle und anderen Pannen der Zentrale zu melden. Die von ServiceNow entwickelten Systeme ermöglichten es dem Zugbetreiber, Bahnhofs- und Kundendienstmitarbeiter über voraussichtliche Verspätungen zu informieren, bei einer Panne automatisch Servicemitarbeiter vor Ort zu schicken und die geschäftlichen Auswirkungen zu berechnen, einschließlich Überstunden der Mitarbeiter und der Anzahl der betroffenen Kunden.
Ein weiteres Beispiel ist ein großer Freizeitpark in Australien, für den ServiceNow ein System zur Überwachung der Temperatur in den Kühlbehältern für Lebensmittel und Getränke in einem weitläufigen geografischen Gebiet entwickelte. Mithilfe der Now Platform entwickelte das Unternehmen ein System, das automatisch Daten von Sensoren sammelt und Warnmeldungen auslöst, wenn sich die Temperatur der Behälter so verändert, dass der Verzehr von Speisen und Getränken gefährdet ist.
Zusätzliche Einnahmequellen
Während IoT-Daten Unternehmen dabei helfen können, betriebliche Probleme zu erkennen, liegen die zukünftigen Chancen der Technologie in der Erschließung neuer Umsätze, insbesondere im Einzelhandel, sagen Experten. Laut Burt Flickinger von Strategic Resources statten große US-Retailer wie Amazon, Target, CVS und Kroeger ihre Ladengeschäfte bereits mit Beacons und Sensoren aus, die Kundenbewegungen verfolgen können.
"Die Entwicklung steckt noch in den Kinderschuhen, ist aber für den Einzelhandel sehr relevant, da die Millennials und die Generationen Y und Z deutlich zeigen, dass sie für bestimmte Produktgattungen nicht gerne in Ladengeschäften einkaufen. Letztere sind für ihren Geschmack zu groß und sie würden dort viel zu viel Zeit verschwenden", so Flickinger. "Also nutzen Einzelhändler künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge, um das Einkaufserlebnis zu optimieren."
Die Informationen aus den IoT-Geräten helfen den Einzelhändlern beispielsweise bei der Entscheidung, welche Produkte sie vorrätig haben sollten und wo bestimmte Produkte zu platzieren sind, so Flickinger. "Die Convenience-Store-Ketten zum Beispiel platzieren ihre Bestseller in der Nähe der Eingangstür oder der Kasse, damit die Kunden nicht nach hinten gehen müssen. Sie können reingehen, kalte Getränke, Snacks, Süßigkeiten, Kaugummi oder Zigaretten schnell besorgen und dann gleich wieder gehen.
The Vitamin Shoppe nutzte IoT-Daten, um die Stoßzeiten im Ladenverkehr zu ermitteln und auf diese Weise sicherzustellen, dass während dieser Zeit genügend Mitarbeiter im Einsatz sind. Dies geht aus einer Fallstudie hervor, die von RetailNext veröffentlicht wurde. The Vitamin Shoppe nutzte die Daten auch, um die Ladenöffnungszeiten anzupassen, z.B. um die Öffnungszeiten bis in die späten Abendstunden zu verlängern oder am Wochenende früher zu öffnen. Der Konzern gab an, dass er innerhalb von sieben Monaten nach der Einführung der Technologie 6 Millionen US-Dollar an zusätzlichen Einnahmen erwirtschaftete.
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