CIO des Jahres

CIO des Jahres 2020 – Großunternehmen – Top 10

Die IT-Strategie von Siemens-Mobility-CIO Latuski

26.11.2020
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Eine IT, die sich an den Bedürfnissen der eigenen Geschäftssparte orientiert – und das in einem Konzern mit zentralen IT-Strukturen? Diese Transformationsleistung vollbrachten Latuski und sein Team.
Stefan Latuski, CIO bei Siemens Mobility: "Ein CIO sollte sich der zunehmenden Bedeutung von 'Digi' bewusst sein, auf Augenhöhe mit dem Business und als Vorbild für sein Team und das Management-Team agieren."
Stefan Latuski, CIO bei Siemens Mobility: "Ein CIO sollte sich der zunehmenden Bedeutung von 'Digi' bewusst sein, auf Augenhöhe mit dem Business und als Vorbild für sein Team und das Management-Team agieren."
Foto: Siemens Mobility GmbH

Rund zwei Jahre sorgte der Siemens-Bereich Mobility für Schlagzeilen: Die Sparte sollte mit der französischen Alstom fusionieren, was sich auch auf CIO Stefan Latuski und sein Team auswirkte: Zuerst mussten sie sich auf das Carve-out aus dem Siemens-Konzern fokussieren, dann stand die Vorbereitung der Fusion mit Alstom auf der Agenda. Doch im Februar 2019 untersagte die EU-Kommission die Fusion.

Die Siemens Mobility GmbH setzte sich ein neues Ziel: Mehr Eigenständigkeit vom Mutterkonzern. CIO Latuski erkannte, dass die in die Jahre gekommene IT-Landschaft für die interne digitale Transformation eher hinderlich war. Im April 2019 wurde der Geschäftsführung deshalb das IT-Strategieprogramm "FutureIT@Mobility" - kurz FIT@MO - präsentiert.

Um die IT-Strategie und -Organisation binnen 18 Monaten neu auszurichten, wurden die drei Workstreams Stability, Simplicity und Efficiency definiert. Zunächst sollte die bestehende IT-Landschaft stabilisiert werden. Ferner galt es, eine neue Plattformstrategie, Roadmap sowie den Grad der Abhängigkeit vom Mutterkonzern festzulegen. Die Geschäftsführung stimmte dem Ansatz zu, sodass im Mai 2019 der Startschuss fiel. Über 200 Beschäftigte, davon etwa die Hälfte aus der IT, bearbeiteten gemeinsam rund 2.500 Arbeitspakete.

Neuer IT-Service-Desk für 22.000 Anwender

In elf agilen Sprints befassten sich die Teams mit den unterschiedlichsten Themen und legten so den Grundstein für die neue IT-Landschaft FIT@MO. Dazu zählte etwa ein neuer IT-Service-Desk für 22.000 Anwender, der Aufbau von 14 TechBars für den "Walk-in-Support" oder die Umsetzung eines neuen IT-Operating-Modells, das einen Wechsel von der klassischen Demand & Deliver IT hin zu einer Produkt-IT bedeutete.

Im Zuge dieser Arbeiten kristallisierten sich gleichzeitig Folgeprojekte heraus, wie die Einführung globaler Plattformen für PLM, CRM sowie Field Service Management. Des Weiteren wurde eine neue Reporting-Plattform aufgebaut.Obwohl die Fachbereiche in die Arbeiten involviert waren, blieben etliche wichtige Stakeholder bis zuletzt skeptisch.

Aufgrund ihrer früheren Erfahrungen mit einer zentral gesteuerten IT, die nicht immer die Bedürfnisse des Business in den Vordergrund stellte, fehlte ihnen schlicht das Vertrauen. Eine Einstellung, die sich mit Beginn der Coronakrise im März 2020 änderte. Die Leistung, innerhalb weniger Tage über 30.000 Mitarbeiter in 70 Ländern in die Lage zu versetzen, aus dem Homeoffice arbeiten zu können, beeinflusste die Haltung vieler Stakeholder zur IT positiv.

Lessons Learned

1. Kontinuierliche Kommunikation auf allen Ebenen

2. Alle Bereiche aktiv in den Veränderungsprozess einbinden

3. Entscheidungsvorlagen zu 100 Prozent mit den Stakeholdern abstimmen

4. Geschäftsführung mit Steering Committee Meeting in wichtige Entscheidungen einbeziehen