Neue Rangliste und neuer Spitzenreiter

Die größten Systemhäuser 2014

28.08.2014
Von 
Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.

Einschätzung: Cancom, Allgeier, Dimension Data, Fritz & Macziol

Cancom holt aus

Cancom
Cancom

Cancom schärfte 2013 erneut sein Profil als Cloud-Anbieter und Spezialist für Mobility-Lösungen. CEO Klaus Weinmann durchforstete dazu im Silicon Valley die Startup- und Cloud-Szene. Die Exkursion bescherte dem Unternehmen seine erste US-amerikanische Tochter "HPM Networks" (HPM). Das auf Cloud-Infrastruktur spezialisierte Systemhaus hatte unter anderem die Facebook Cloud aufgebaut. "Wir werden künftig nicht mehr nur zusehen, wie die großen Clouds in USA entstehen. Wir gehören jetzt zu denen, die diese Clouds bauen", erklärte Cancom-Chef Weinmann kämpferisch.

Ambitionierte Ziele verfolgt der Unternehmensgründer auch hinsichtlich der Positionierung im Markt: "Wir sind selbstbewusst genug zu sagen, dass wir die Nummer eins in Deutschland werden wollen."

Gewachsen ist Cancom jedoch nicht über zahlreiche Akquisitionen, wie die der Allgeier-Tochter Didas oder des Cloud-Spezialisten Pironet: 6,7 Prozent des Umsatzwachstums stemmte das Systemhaus aus eigener Kraft.

Bis zur Erstplatzierung größtes Systemhaus ist es allerdings noch ein weiter Weg: Der Gruppenumsatz kletterte zwar 2013 um 10 Prozent auf 613,8 Millionen Euro, doch der Abstand zum nächsten Kandidaten ist mit rund 1,4 Milliarde Euro beträchtlich.

Allgeier richtet sich neu aus

Allgeier
Allgeier

Allgeier gelang es 2013, sein weltweites Firmennetzwerk zu erweitern: Die stark wachsende Systemhausgruppe mit Hauptsitz in München bedient mit mehr als 90 Niederlassungen Kunden in Europa, Indien, Mexiko und den USA. Der Konzernumsatz stieg auf 477,6 Millionen Euro, der Gewinn um 28 Prozent auf 30,1 Millionen Euro. Auch hierzulande konnte das Unternehmen mit einem Umsatz von 410 Millionen Euro satte Zuwächse verbuchen.

Diese solide Basis nutzt Allgeier, um das Geschäftsmodell ganz auf Standard-Software, Entwicklung individueller Software-Lösungen und Personal-Dienstleistungen auszurichten. Seit Monaten trennt sich Allgeier schrittweise von Systemhausbereichen - unter anderem von der IT-Dienstleistungs-Tochter Didas. Als potenzieller Käufer wird Cancom gehandelt. Im Gegenzug soll Allgeier Anteile an der Cancom erhalten.

Gleichzeitig ergänzte Allgeier das Software-Portfolio durch die Übernahme des DMS-Spezialisten Digidok sowie der Softwarehersteller Metasonic und eHealthOpen .

Dimension Data

Dimension Data
Dimension Data

Ehrgeizige Ziele verfolgt auch die in Südafrika ansässige Dimension Data Gruppe. Sie will bis 2018 den Konzernumsatz auf zwölf Milliarden US-Dollar verdoppeln. Die Tochter des japanischen NTT-Konzerns und will in Europa zum IT-Dienstleister Nummer Eins werden. Einen ersten Schritt auf diesem Weg vollzog das Unternehmen Anfang 2014 mit der Akquisition von NextiraOne, die seitdem als Dimension Data Communications firmiert. Kumuliert erwirtschaftete die Dimension Data Gruppe hierzulande 403 Millionen Euro Umsatz.

Sollte sich Dimension Data ähnlich akquisefreudig zeigen wie ihre Mutter NTT, könnte das Unternehmen bei der Konsolidierung der europäischen Systemhauslandschaft künftig eine wichtige Rolle spielen. NTT hat sich in den vergangenen Jahren unter anderem Integralis (heute NTT Com Security), das Consulting-Haus Cirquent (heute NTT Data) und das SAP-Beratungshaus itelligence (heute NTT Data) einverleibt.

Fritz & Macziol unter dem Dach des Vinci-Konzerns

Fritz & Macziol group
Fritz & Macziol group

In einem - selbst für die geschwindigkeitsverwöhnte IT-Branche - atemberaubenden Tempo hat Fritz & Macziol die Muttergesellschaft gewechselt: Der französische Mischkonzern Vinci kaufte vor wenigen Tagen über seinen Teilkonzern Vinci Energies sämtliche Anteile der Imtech ICT Division und damit auch sämtliche Anteile des Ulmer Systemhauses Fritz & Macziol.

Die Not der ehemaligen Fritz & Macziol-Mutter Imtech gab dazu den Anstoß. Denn während die IT-Tochter glänzend da stand, hatte der auf Immobilien und Gebäudetechnik spezialisierte Imtech-Konzern im eigenen Kerngeschäft einen Schuldenberg von 745 Millionen Euro angehäuft. Der Verkauf der ertragreichen ICT-Division, dessen größtes Mitglied Fritz & Maziol ist, sollte 400 Millionen Euro in die Kassen des Mutterkonzerns spülen. Der Gesamtumsatz der ICT-Division kletterte 2013 um neun Prozent auf 396 Millionen Euro. Den Löwenanteil zu diesem Ergebnis steuerte die deutsche Gesellschaft bei.

Die Ankündigung der Imtech lockte zahlreiche potenzielle Käufer und Investoren auf den Plan Den Zuschlag erhielt Vinci - ein französischer Mischkonzern, die sich im IT-Segment bereits vor Jahren auch das Systemhaus Axians Networking einverleibt hatte.

Rauf aufs internationale Parkett

Der Blick auf die Entwicklung der größten Systemhäuser zeigt, dass der europäische Markt den Löwenanteil zum Geschäft der IT-Dienstleister beisteuert. Doch der Heimatmarkt wird vielen Anbietern zu eng, und auch deutsche Kunden erwarten von ihren Partnern Unter-stützung in internationalen Projekten.

Nach Computacenter, Allgeier und Comparex wagten 2014 deshalb auch Bechtle und Cancom den Sprung über den Atlantik. Während sich Bechtle allerdings über Allianzpartner wie das IT-Handelsunternehmen PC Connection Eintritt in den US-Markt verschafft, vertraut Cancom eher auf Zukäufe.

Comparex hatte bereits im Juni 2013 eine Tochtergesellschaft in New Jersey gegründet und sich vor kurzem per Zukäufe Stützpunkte in Brasilien und Mexiko gesichert.

Beispiele wie das Engagement der NTT Gruppe in Europa zeigen allerdings, dass Systemhäuser auch hierzulande mit neuen Wettbewerbern rechnen müssen.