Social Trading

Die Grenzen des Sozialen

28.11.2014
Von 
Lothar Lochmaier arbeitet als Freier Fach- und Wirtschaftsjournalist in Berlin. Er hat sich neben Energiethemen vor allem auf den Bereich Informationstechnologie im Bankensektor spezialisiert.
Erfolg ist nur die halbe Wahrheit - Intransparenz, Abhängigkeit und rechtliche Probleme die andere. Lothar Lochmaier über Akteure und Strukturen.

Ohne entsprechend große Kundenzahl und relativ konstante Einlagenvolumina bleibt es bei einem kleinteiligen Hobbycharakter der Social Trading-Portale, denen letztlich die Reichweite für ein konzeptionell schlüssiges und gleichsam profitables Geschäftsmodell fehlt. Zahlreiche Plattformen sind in den letzten Jahren national wie international an den Start gegangen und so manch eines ist wieder rasch von der Bildfläche verschwunden.

So sieht die zeitliche Reihenfolge von einigen der bekannteren Social Trading-Plattformen weltweit und in Deutschland aus: Tradency (2005), Zulutrade (2006), eToro (2007, seit 2010: Copy Trader), Currensee (2008), Ayondo (2009), Investtor (2010), Wikifolio (2012). Darunter befinden sich zahlreiche Gründerideen, die heimlich, still und leise wieder aus dem Markt ausgeschieden sind, etwa die unmittelbar nach der Finanzkrise im Jahr 2009 gestarteten einheimischen Startups Tradingbird oder Stockflock.

Auch die konventionelle Banken- und Finanzbranche kommt am Trend in Richtung Social Trading nicht mehr vorbei.
Auch die konventionelle Banken- und Finanzbranche kommt am Trend in Richtung Social Trading nicht mehr vorbei.
Foto: carlos castilla, Shutterstock.com

Rasche Abgänge gibt es aber auch in den USA zu verzeichnen, wo spezialisierte Aktien-Communities wie Zoodak, Marcetocracy oder Socialpicks ein vollständig selbst verwaltetes Modell im privaten Börsennetzwerk angestrebt hatten. Auf dem Online-Portal Zoodak etwa konnten Nutzer ihre Aktien-Portfolios verwalten und sich mit Anderen austauschen, Aktienkurse prognostizieren und Geldpreise gewinnen. Allein das garantiert jedoch noch keinen nachhaltigen Erfolg.

Letztlich scheint David ohne Goliath an der Seite kaum überlebensfähig zu sein. Genau damit gelang dem bereits in der Frühphase der Social Trading-Bewegung aktiven, im Jahr 2007 gestarteten amerikanischen Startup Cake Financial, der erfolgreiche Exit - sprich: 3 Jahre nach der Gründung wurde das Unternehmen vom Online-Broker E-Trade kurzerhand erfolgreich einverleibt. Auf das "soziale Drumherum" mit Twitter und Facebook verzichten private Investoren nur allzu gerne, wenn sie dafür mit Hilfe eines teilautomatisierten hybriden Handelssystems zwischen Mensch und Maschine offenbar erfolgreicher agieren.

Ein Beleg für diesen Trend sind amerikanische Plattformen wie Tradency. Sie sind neue Kooperationen eingegangen, die nur noch wenig mit dem sozialen Charme einer virtuellen Börsengemeinschaft von privaten Anlegern zu tun haben. Die Tendenz geht hier, wie auch am Beispiel von Zulutrade zu erkennen, eindeutig in Richtung exklusive Netzwerkvermarktung, teilweise auch in die Riege der institutionellen Marktakteure hinein. Das Gros der Anbieter darf ansonsten darauf hoffen, als White Label-Anbieter irgendwann aufgekauft zu werden. Als Vorreiter in puncto Professionalisierung gilt Currensee, ein Elitenetzwerk sowohl für individuelle als auch professionelle Akteure.

Neutrale Marktübersichten

Ob wir den deutschen oder den amerikanischen Markt betrachten: Angesichts einer großen Unübersichtlichkeit mit zahlreichen neuen Internet-Plattformen, die dem Anleger den Überblick zweifellos erschweren, kommen nun auch Plattformen an der Nutzerschnittstelle ins Spiel, die dem Anleger eine entsprechende Orientierung in Aussicht stellen. So offeriert das Online-Portal brokervergleich.de neuerdings einen Vergleich der wichtigsten Social Trading-Plattformen in Deutschland.

Auf den Online-Seiten von brokervergleich.de etwa sollen die Anleger nach und nach einen detaillierten Überblick über die verschiedenen Portale erhalten, inklusive der jeweiligen Gebühren, Anlagevarianten und Risiken. Der Anbieter verspricht auch, sein Dienstleistungsangebot auf dem Laufenden zu halten. Geplant sind auch ergänzende Wissensrubriken wie eine detaillierte Pro-Contra-Betrachtung zu einzelnen Anlagetrends.

Allerdings sollten derartige Informationsdienste deutlich mehr bieten als nur kurze Rahmendaten zu einzelnen Betreibern mit formalem Verlinkungscharakter. Aus Sicht des Verbrauchers aber auch der institutionellen Akteure tatsächlich gefragt wären vor allem neutrale Bewertungen mit einer lückenlosen nachprüfbaren Historie zu den einzelnen Plattformen - also mehr Transparenz in der Branche würde dem Begriff Social beim Trading gut zu Gesichte stehen.

Bei zahlreichen Plattformen ergibt sich somit sowohl rechtlich als auch strukturell immer noch ein erheblicher Klärungsbedarf, was die Transparenz und Nachvollziehbarkeit des zugrunde liegenden Geschäftsmodells angeht. Anders ausgedrückt: Ross und Reiter sollten bei jedem neuen Geschäftsmodell rund um Social Trading jederzeit ersichtlich sein.

Denn wer sich als kundenfreundliche Version eines Facebook-Trading besonders gemeinschaftsnah mit dem Label Social stilisiert, sollte sich tief in die Karten schauen lassen. Und wie wir seit längerem wissen, lässt gerade das große Vorbild Facebook in Bezug auf Datenschutz und Transparenz einiges an Nutzerfreundlichkeit zu wünschen übrig. Fakt ist aber auch, dass auch die konventionelle Banken- und Finanzbranche am Trend in Richtung Social Trading nicht mehr vorbeikommen wird.