Jedes dritte Unternehmen bekommt zu wenig Bewerbungen auf Schlüsselpositionen, so eine Umfrage aus dem vergangenen Jahr. Nachwuchsmangel herrscht am deutschen Arbeitsmarkt ohnehin. Gerade im IT-Bereich können sich die Bewerber die Firma aussuchen. Sie bewerten Unternehmen nach Gehalt, Betriebsklima - und wie mit ihnen als Bewerbern umgegangen wird.
Fühlen sich Bewerber nicht wertgeschätzt, oder bekommen sie nicht schnell genug eine Antwort, ist das Unternehmen aus dem Rennen. Manchmal setzt der Fehler schon früher ein: Noch immer haben einige Unternehmen zum Beispiel das Mobile Recruiting nicht als Trend erkannt. Weil sie diese Plattform nicht für sich als Werbung nutzen, entgehen den Firmen viele qualifizierte Mitarbeiter.
Einige Unternehmen wollen gegensteuern. In der "Career’s Best Recruiters" Studie wurden die 500 größten Unternehmen Deutschlands auf ihre Recruiting-Bemühungen hin abgeklopft. Fazit: "Heutzutage bewerben sich nicht mehr die Arbeitnehmer bei den Arbeitgebern, sondern die Arbeitgeber bei den Arbeitnehmern", sagt Studieninitator Markus Gruber. Die Rewe Gruppe konnte da am besten punkten.
Rewe rekrutiert am besten
Der Lebensmitteleinzelhändler habe, so die Studie, eine ansprechend gestaltete Karriere-Website. Im Talent-Recruiting zeigte sich die Rewe-Group ebenfalls vorbildlich: So würden Studierende gezielt angesprochen. "Die Rewe Group stellt auf ihrer Karriere-Website nicht nur allgemeine Kontaktdaten zur HR-Abteilung bereit, sondern auch einen personifizierten Kontakt", begründet Studienleiter Helmuth Ströber die Entscheidung, Rewe so viele Punkte zu geben. Wichtige Daten zum Auswahlverfahren und zu den Bewerberunterlagen gebe es ebenfalls auf den Seiten des Lebensmittelkonzerns. Rewe macht gute Eigenwerbung für sich mit der Karriereförderung. Das zieht: Nach eigener Aussage bekommt Rewe jährlich etwa 50.000 Bewerbungen und hat deswegen ein E-Recruiting System eingerichtet. Auf Platz zwei und drei fand sich der Anlagenbauer Krones AG und Philips Deutschland GmbH.
Nach Branchen aufgeteilt schnitt die Versicherungsbranche mit der besten Recruitingpraxis ab, gefolgt von den Unternehmensberatern und Maschinenbauern. Am schlechtesten behandelten ihre Bewerber der KFZ-Handel und Services. Sie konnten nur 37 Prozent der vergebenen Punkte erreichen. Die Studie macht deutlich, dass in deutschen Firmen die Recruitingpraxis in einigen Fällen schon ganz gut läuft. Trotzdem hakt es im Recruiting teilweise noch gewaltig.
Nur jede zweite Firma wirbt über Social Media
Bei den Top-500 ist Social Media im Recruiting angekommen - beinahe 82 Prozent der Unternehmen, so die Studie, präsentieren sich auf sozialen Plattformen. Das heißt aber andererseits, dass knapp jedes fünfte Unternehmen auf Facebook, Xing und Co. keinen Wert legt. Vielmehr haben Firmen Angst vor "diesem Facebook", denn ein schlechter oder veralteter Auftritt könne dem Ansehen eines Unternehmens mehr schaden als nutzen, meint Studienleiter Stöber von "Career's Best Recruiters". Unbedachtes Auftreten kann fatal sein und einen Shitstorm auslösen. Das mag ja stimmen - junge Bewerber holt man so aber nicht ab.
Firmen könnten hier punkten, denn Social Media ist gerade jungen Bewerbern wichtig. Für die aktive Personalsuche, etwa Stellenausschreibungen auf Facebook, nutzten nur 56 Prozent der untersuchten Firmen das Netz. Als Schlüsselfaktor für erfolgreiches Recruiting gilt: Unternehmen sollten auf die Bewerber dort zugehen, wo sie Infos suchten. Und das ist eben im Social Web. Zeit, die Vorurteile hinter sich zu lassen. Gut macht das laut Studie übrigens die Bayer AG: Der Konzern hat inzwischen eine eigene Karriere App für Tablets und Smartphones.
Mit Eigenwerbung punkten
Bewerber verschaffen sich gern einen Einblick in die Unternehmenskultur. Geheimniskrämerei zahlt sich in der Selbstpräsentation nicht aus. Ein paar Firmen präsentieren sich recht offen und machen Werbung für sich selbst. Knapp die Hälfte (47 Prozent) der Firmen zeigt Fotos vom "Arbeitsalltag" auf ihrer Website, 62 Prozent stellten einige Mitarbeiter in Form von Testimonials vor und 37 Prozent wollten es dem Mitarbeiter ermöglichen, das Unternehmen besser kennen zu lernen. Wie relevant das für einen Bewerber ist, sei dahingestellt. Über die Realität sagt die Werbung nichts aus.
- Der Traumarbeitsplatz eines Informatikers...
...befindet sich in IT-Firmen, Forschungsinstitutionen, Autokonzernen oder Internet-Firmen. Die Berliner Marktforscher von Trendence haben mehr als 6.600 Informatikstudenten aus ganz Deutschland befragt, wo sie gern arbeiten möchten. Hier die 30 attraktivsten Arbeitgeber 2013. - Platz 30: ProSiebenSat1 Media AG
Medienkonzerne sind insbesondere unter angehenden Informatikerinnen beliebt. - Platz 27: Max-Planck-Gesellschaft
Sie gehört für IT-Studenten zu den ersten Adressen, wenn es um Innovation geht. Hier im Bild die Max Planck Science Gallery in Berlin. - Platz 24: EADS
Der Konzern mit seinen Töchtern Airbus, Eurocopter, EADS Astrium und EADS Defence & Security landete im Vorjahr auf Platz 22. - Platz 22: Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz...
hat sich auch in diesem Jahr in den Top 30 behauptet. Forschungseintrichtungen ziehen insbesondere die 25 Prozent Besten eines Jahrgangs an. - Platz 21: Intel
Intel Open Network Platform Switch Reference Design - Platz 19: Electronic Arts
Computerspiele locken den IT-Nachwuchs. Spielehersteller Electronic Arts behauptete seinen Platz vom Vorjahr und teilt sich ihn mit einem Konzern... - Platz 19: Deutsche Telekom
Deutschlands größter TK-Konzern inklusive des größten IT-Dienstleisters T-Systems machte im Vergleich zum Vorjahr vier Plätze gut. - Platz 18: Bundesnachrichtendienst BND
Der BND, hier im Bild die Zentrale in Berlin gehört schon seit Jahren zu den 20 beliebtesten Arbeitgebern für Informatikstudenten. - Platz 17: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
Auch diese Bundesbehörde hat einen festen Platz in den Top 20 der IT-Arbeitgeber. Im Vorjahr landete das BSI auf Platz 15. - Platz 16: Porsche
Informatikstudenten lieben nicht nur Computerspiele, sondern auch (deutsche) Autos. Die VW-Tochter Porsche ist einer von fünf Autoherstellern unter den Top 20. - Platz 14: Bosch Gruppe
Das Unternehmen, das den weltgrößten Automobilzulieferer Robert Bosch und 300 Tochterfirmen umfasst, hat im Vergleich zum Vorjahr einen Platz im Ranking gut gemacht. - Platz 13: Crytec
Spielehersteller Crytek war 2011 der größte Aufsteiger im Ranking der beliebtesten IT-Arbeitgeber und konnte seine Top-Platzierung fast halten. - Platz 12: Volkswagen
Um einen Platz konnte sich VW - hier die Golffertigung im VW Werk Wolfsburg - im Vergleich zum Vorjahr verbessern. - Platz 11: Fraunhofer Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten eine feste Größe unter den Top Twenty. - Platz 10: Blizzard Entertainment
Von null auf Platz sechs gelang dem Spielerhersteller Blizzard Entertainment der größte Sprung im Vorjahr. Dieses Jahr vier Ränge schlechter. Vielleicht hat sich schon herumgesprochen, dass Blizzard in Deutschland gar keine Niederlassung hat? - Platz 8: Audi
Die VW-Tochter ist seit Jahren nicht nur für Ingenieure, sondern auch für Informatiker eine Top-Adresse, wenn es um Jobs geht. (Vorjahr Platz sechs). - Platz 7: Siemens
Deutschlands größter Konzern war noch vor elf Jahren der beliebteste Arbeitgeber der Informatikstudenten. Hier im Bild die jüngst eröffneten Smart Mobile Labs von Siemens in München. - Platz 6: IBM
Martina Koederitz, IBM-Deutschland-Chefin, kann sich dieses Jahr nicht so recht freuen: IBM rutschte im zweiten Jahr in Folge ab. 2011 war IBM noch auf Platz 2. - Platz 5: Apple
Die Beliebtheit von iPad und iPhone strahlt offenbar auf das Image als Arbeitgeber ab. ( Vorjahr Platz 3). - Platz 4: BMW
Von zehn auf Platz vier. Der bayerische Autohersteller wird unter Informatikern immer beliebter und hat auch zahlreiche offene IT-Stellen zu besetzen. - Platz 3: Microsoft
Im Great Place to Work-Wettbewerb als attraktivster Arbeitgeber in der It ausgezeichnet, landet die Gates-Company hier auf Platz drei und verliert im Vergleich zum Vorjahr einen Platz. - Platz 2: SAP
Die Walldorfer Softwareschmiede hat mit Microsoft den Platz getauscht und rückt auf Platz 2 vor. - Doch die meisten Informatikstudenten...
...wollen wie schon seit fünf Jahren..... - ..bei Google arbeiten.
Mit 24,5 Prozent der Stimmen behauptet sich Google - hier das Entwicklungszentrum in München - auf Platz eins des Rankings. - Ob es an solchen Besprechungsräumen liegt?
Unternehmen lehnen Initiativbewerbungen ab
Der Verbesserungsbedarf ist immer noch groß, etwa wenn der Bewerber sich auf gut Glück beim Unternehmen bewirbt: "Initiativbewerbungen bleiben liegen oder werden erst überhaupt gar nicht ermöglicht", sagt Studienleiter Stöber. Insgesamt verschickten die Studienmacher 1.728 Initiativbewerbungen an die Top 500 in Deutschland. 74 Prozent der Unternehmen antworteten in irgendeiner Form binnen zehn Werktagen.
Mehr als ein Viertel (26 Prozent) der versendeten Bewerbungen blieben, so die Studie, innerhalb eines Zeitraumes von zwei Wochen unbeantwortet. 23 Prozent, knapp ein Viertel der getesteten Arbeitgeber, ermöglichen keine Initiativbewerbungen über die Karrierewebseite. 14 Prozent verweigern sich Bewerbungen aus Eigenantrieb völlig: Sie landen direkt im Papierkorb. Und das, obwohl in diesen Schreiben häufig mehr Mühe steckt und sich mehr Rückschlüsse auf den Bewerber ziehen lässt.
Auf das Wie kommt es an
Wie hoch die Wertschätzung gegenüber dem Bewerber ist, zeigt die Art der Antwort. Zwölf Prozent der Antworten insgesamt erfolgten automatisiert. 63 Prozent der Unternehmen machen sich die Mühe, individuell jedem Bewerber zu antworten und einen zuständigen Ansprechpartner in der Personalabteilung erkennen zu lassen. Zwar erreichen die Top 500 jeden Tag zahlreiche Initiativbewerbungen - trotzdem geben 42 Prozent der getesteten Firmen persönliches Feedback. Je reifer ein Recruitingprozess ist, desto individueller ist er. Ein wenig könnten einige Unternehmen noch an ihren Antwortschreiben feilen.