Cloud-ERP: SAP und Oracle unter Druck
Die Cloud-ERP-Anbieter haben ihre Systeme stark ausgebaut und insbesondere Datenschutzaspekte berücksichtigt. Im Markt finden sich den Auguren zufolge etablierte Anbieter wie SAP und Oracle ebenso wie "jüngere, innovative" Firmen. Zu letzteren zählen die Studienautoren etwa Exact, Weclapp und Myfactory. Sie sorgten für einen intensiven Wettbewerb und bereiteten den Platzhirschen zunehmend Probleme. Einen besonders interessanten Neueinsteiger sieht die Experton Group in Microsoft. Nach langer Wartezeit sei es dem Softwarekonzern gelungen, die CRM-Dynamics-Welt und die ehemaligen On-Premise-ERP-Systeme in der Cloud zu verknüpfen. Dem Cloud-Produkt "Dynamics 365" geben sie gute Chancen, sich im Markt zu etablieren.
Human Resource Management as a Service
Als besonders chancenreiches SaaS-Segment klassifizieren die Analysten den Bereich Human Resource Management as a Service. Die Synthese aus traditioneller Personalverwaltung und Personalentwicklung sowie Talent Management habe unterschiedlichste Anbieter auf den Plan gerufen und dem Markt einen Schub gegeben. Einerseits spielen auch hier die ERP-Platzhirsche SAP und Oracle eine wichtige Rolle. Ihnen gelang es vor allem über Zukäufe etwa von SuccessFactors oder Taleo, sich auch im Bereich Talent Management zu positionieren. Andererseits verstärkte auch IBM mit der Übernahme von Kenexa vor einigen Jahren seine Bemühungen in diesem Teilsegment. Dem Mittelstandsexperten Sage billigt die Experton Group vor allem Stärken in der klassischen Personalverwaltung zu.
Unterm Strich beobachten die Analysten im HR-Bereich eine besonders dynamische Entwicklung mit zahlreichen technischen Herausforderungen. So müssten Talente heute auch über soziale Netzwerke wie Xing und LinkedIn adressiert werden. Aber auch die Einstellungsprozesse (Onboarding) gewönnen an Bedeutung, wenn Unternehmen qualifizierte Nachwuchskräfte gewinnen und halten wollten. Die Cloud sei für solche Anforderungen aufgrund ihrer Flexibilität besonders gut geeignet.
Integration-PaaS stark nachgefragt
Im Bereich Plattformdienste unterscheidet Experton aPaas (Application-PaaS) und iPaaS (Integration-PaaS). Vor allem letzteres Segment gewinne angesichts wachsender Business-Anforderungen an Bedeutung. Skalierbarkeit sei dabei ebenso ein Thema wie die Anzahl der Adapter und Konnektoren, um vorhandene Systeme zu integrieren. Besonders präsent in diesem Markt sind wie schon im Vorjahr Informatica, Deutsche Telekom und Tibco. Aber auch Dell habe nach der Übernahme des Integrationsspezialisten Boomi einen Sprung nach vorne gemacht, ebenso wie der technische verbesserte Anbieter Mulesoft.
Im Segment aPaaS können Entwickler mittlerweile auf ein breites Spektrum an Entwicklungs-Frameworks auf den Plattformen von AWS, Microsoft oder IBM zugreifen. Vor allem Unternehmen, die DevOps-Strukturen aufbauen wollen, sind nach Einschätzung von Experton aber häufig überfordert. An dieser Stelle kämen spezialisierte Dienstleister ins Spiel, die den Kunden dabei helfen, die richtige Plattform auszuwählen und die organisatorischen Herausforderungen zu meistern. Sie unterstützen Unternehmen auch dabei, gehostete oder verwaltete Varianten beispielsweise von Cloud Foundry oder Red Hat OpenShift zu nutzen.
Infrastructure as a Service: "The new Normal"
Im IaaS-Segment unterteilt die Experton Group den Markt in die "Self Service Public Cloud" einerseits sowie in gemanagte Enterprise-Lösungen "aus den Händen professioneller IT-Dienstleister" andererseits. Geht es um Innovationen, Elastizität und günstige Preise, spielt die Musik eindeutig in der Public Cloud. Die dominierenden Player sind bekannt: AWS, Microsoft, Google und IBM punkten mit ihren international verteilten und beinahe grenzenlos skalierbaren IT-Ressourcen. Hinzu kommen nur wenige bedeutende lokale Player wie etwa die Telekom mit OTC, die als technische Basis das Open-Source-Paket OpenStack nutzen.
- Amazon Web Services
Forrester attestiert AWS ein marktführendes Portfolio an Cloud-Services. Hybrid-Cloud-Szenarien aber deckten die Konkurrenten zum Teil besser ab. - Microsoft Azure
Im Azure-Portfolio loben die Forrester-Experten besonders die Services für Softwareentwickler. - IBM Bluemix
IBM kann die Vorteile seines Cloud-Angebots vor allem in Unternehmen mit etablierten IT-Strukturen ausspielen. - Google Cloud
Googles Cloud-Portfolio punktet vor allem mit Machine-Learning- und Data-Services. - Oracle Cloud
Die Oracle-Cloud ist in erster Linie für Bestandskunden des IT-Konzerns interessant, urteilt Forrester. - Interoute Virtual Data Center
Der britische Anbieter Interoute profitiert im Forrester-Vergleich von seiner starken lokalen Präsenz in Europa. - Salesforce App Cloud
Vor allem die Entwickler-Services der App Cloud von Salesforce finden das Lob der Forrester-Analysten. - CenturyLink
Die Stärken des Cloud-Portfolios von CenturyLink liegen in den ausgefeilten Konfigurations- und Automation-Features. - CloudSigma
Cloud-Services aus der Schweiz offeriert CloudSigma. Kunden profitieren von besonders flexiblen und feingranularen Konifgurationsoptionen, kommentiert Forrester.
Besonders auffällig im IaaS-Segment ist die wachsende Bedeutung der Künstlichen Intelligenz. Dieser Trend sei bislang den Public Clouds vorbehalten, kommentieren die Analysten. Einschlägige Tools und Systeme automatisierten nicht nur den Betrieb immer weiter, sondern lieferten auch die nötigen Komponenten für den kritischen Bereich "Predictive Security".
Geht es um Private- beziehungsweise Enterprise-Cloud-Lösungen für Großkunden, sehen die Analysten die bekannten großen IT-Dienstleister in Führung. Dazu gehören etwa Atos, IBM und Deutsche Telekom (TSI) sowie auch BT und HPE. Im Bereich Mittelstand gehört Bechtle zu den Anbietern, die im Jahresvergleich Fortschritte gemacht haben. Aber auch die Deutsche Telekom, Cancom / Pironet, und Dimension Data gehören zu den bedeutenden Servicelieferanten von KMU.
Enterprise Cloud Filesharing im Aufwind
Lösungen für ein sicheres Cloud Filesharing bis hin zum Enterprise Content Management werden auch in Deutschland verstärkt nachgefragt, so eine weitere Beobachtung. Dabei versuchten die Anbieter vor allem mit lokaler Datenhaltung und diversen Sicherheits-Features zu überzeugen.
Einen großen Sprung nach vorne machte dabei Dropbox. Der US-Anbieter hat sein Engagement im deutschen Markt verstärkt und schafft es erstmals in den "Leader-Quadranten" der Experton Group. Aber auch den deutschen Anbieter SSP Europe mit seinem Secure Data Space schätzen die Auguren als stark ein. Zu den insgesamt 19 relevanten Anbietern im Markt gehören neben Microsoft und Bechtle auch ownCloud und der Münchner Cloud-Security-Spezialist Uniscon.