Oracle Cloud Infrastructure Dedicated Region

Die Cloud in meinem Rechenzentrum

28.06.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die Cloud als Managed Service im Data Center der Kunden – damit will Oracle Anwendern den Weg in die Cloud ebnen, gerade wenn es um die Einhaltung regulatorischer Vorschriften geht.
Oracle will Gas geben mit seinen Cloud-Lösungen. Managed-Service-Angebote sollen es den Kunden einfacher machen.
Oracle will Gas geben mit seinen Cloud-Lösungen. Managed-Service-Angebote sollen es den Kunden einfacher machen.
Foto: Santiparp Wattanaporn - shutterstock.com

Oracle senkt den Einstiegspreis für seine "Oracle Cloud Infrastructure (OCI) Dedicated Region". Unternehmen können die von Oracle in den Rechenzentren der Kunden betriebene Cloud-Infrastruktur künftig zu Preisen ab einer Million Dollar pro Jahr nutzen. Bislang kostete der Service mindestens sechs Millionen Dollar jährlich. Außerdem mussten sich die Kunden mit OCI Dedicated Region vertraglich mindestens drei Jahre an Oracle binden.

Jetzt können Unternehmen Oracle zufolge also kleiner anfangen. Der Wermutstropfen dabei: Sie müssen sich künftig auf einen Zeitraum von vier Jahren verpflichten. Der Anbieter spricht zwar von Flexibilität, genau die Menge und Art von Rechen- und Speicherkapazität auszuwählen, die Kunden für ihre Workloads benötigten. Das zielt aber in erster Linie auf Wachstum und mehr Verbrauch ab. Bei der Einführung basiere der Footprint auf dem prognostizierten Verbrauch des Kunden für das erste Jahr, heißt es bei Oracle. Ab dem Start würden Ressourcenverbrauch und -verfügbarkeit kontinuierlich überwacht. "Der Hardware-Footprint der Dedicated Region ist so konzipiert, dass er mit den Arbeitslasten des Kunden wächst", steht auf der Website des Anbieters. Was passiert, wenn der Kunde weniger Cloud-Ressourcen benötigt, bleibt offen.

Cloud als Managed Service hilft bei strenger Regulatorik

Oracle hatte OCI Dedicated Region 2020 eingeführt, um vor allem Kunden zu gewinnen, die aufgrund strenger Regulatorien nicht so einfach in die Cloud wechseln können, wie beispielsweise Behörden, Finanzdienstleister oder Organisationen aus dem Gesundheitssektor. Der Service gebe diesen Unternehmen die Möglichkeit, die Vorteile der Cloud-Technologie in ihren Rechenzentren zu nutzen und dabei die Richtlinien für die Datenresidenz und andere Vorschriften einzuhalten, heißt es von Seiten der Oracle-Verantwortlichen.

Die neue Version von OCI Dedicated Region benötigt Oracle zufolge 60 bis 75 Prozent weniger Platz und Energie in den Rechenzentren der Kunden, schrieb Clay Magouyrk, Executive Vice President für das Cloud Infrastructure Engineering bei Oracle, in einem Blog-Beitrag. Anwender könnten in ihrer privaten Cloud-Region alle Services betreiben, die auch in der Public Cloud von Oracle angeboten werden. Auch die verbrauchsabhängigen Abrechnungsmodelle sowie die Verfügbarkeitsgarantien von 99,95 Prozent seien die gleichen, sagt Magouyrk.

Die Migration eines Anwendungsportfolios von selbst verwalteter Hardware auf eine OCI Dedicated Region kann äußerst kosteneffizient sein, verspricht Clay Magouyrk, Executive Vice President für das Cloud Infrastructure Engineering bei Oracle.
Die Migration eines Anwendungsportfolios von selbst verwalteter Hardware auf eine OCI Dedicated Region kann äußerst kosteneffizient sein, verspricht Clay Magouyrk, Executive Vice President für das Cloud Infrastructure Engineering bei Oracle.
Foto: Oracle

Anwender könnten so eine Single-Tenant-Cloud bestehend aus mehreren OCI Dedicated Regions betreiben, und dabei gleichzeitig die Datenhaltung je nach Regulatorik auf bestimmte Landesgrenzen beschränken, warb der Oracle-Manager. "In dieser Größenordnung kann die Migration eines Anwendungsportfolios von selbst verwalteter Hardware auf eine OCI Dedicated Region äußerst kosteneffizient sein."

Geteilte Verantwortung in Sachen Sicherheit

Um den Betrieb und das Management der Cloud-Infrastruktur beim Kunden kümmert sich Oracle. Dem Anbieter zufolge könne eine OCI Dedicated Region innerhalb weniger Wochen eingerichtet werden. Für die Koordination zwischen der kundeneigenen Data-Center-Mannschaft und dem Oracle-Personal gibt es einen entsprechend abgestellten Ansprechpartner. Anwendern stünden zudem sämtliche von Oracle auch in der eigenen Public Cloud zur Verfügung gestellten Tools offen, beispielweise um Kosten und Verbrauch zu monitoren.

Für die Sicherheit der Oracle-Recheninfrastruktur inklusive der auf der OCI Dedicated Region laufenden Cloud-Services steht Oracle gerade. Ansonsten gilt ein Modell der geteilten Verantwortung zwischen Oracle und den Kunden. In der sogenannten "Oracle secure area" ist Oracle zuständig für alle physischen Hardware-Probleme. Das gilt auch für bestimmte Aktivitäten wie die Vernichtung von Daten sowie geplante Betriebsprüfungen. Der Dedicated Region-Kunde wiederum ist verantwortlich für die Betriebszeit des Rechenzentrums, die physische Konformität der Einrichtung und die Wartung der Anlage hinsichtlich der vereinbarten Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte sowie die Stromversorgung und die Kühlung für alle Racks.

Vodafone will seine IT mit der Oracle-Cloud modernisieren

Zu den Kunden von OCI Dedicated Infrastructure zählt Vodafone. Der Kommunikationsanbieter hat eine strategische Partnerschaft mit Oracle vereinbart, um seine europäische IT-Infrastruktur zu modernisieren und den Umstieg in die Cloud zu beschleunigen. Demzufolge will Vodafone eine große Zahl seiner Systeme auf Oracle OCI Dedicated Region migrieren. Dabei handelt es sich um Tausende von Oracle Datenbanken, geschäftskritische Betriebsunterstützungssysteme (OSS, Operating Supporting Systems) und Geschäftsunterstützungssysteme (BSS, Business Supporting Systems), einschließlich Customer Relationship Management (CRM) und Auftragsmanagement.

Oracle wird dafür in den wichtigsten Rechenzentren von Vodafone dedizierte Cloud-Regionen bereitstellen, die den europäischen IT- und Netzwerkbetrieb verwalten. Ziel ist, kritische Systeme mit neuen Technologien wie autonome Dienste flexibel zu modernisieren, zu verwalten und zu automatisieren, hieß es. Vodafone werde außerdem Zugang zu Rechenressourcen erhalten, um seine Services in den unterschiedlichen Regionen gemäß der Geschäftsanforderungen dynamisch zu erweitern und zu skalieren.

Scott Petty, Chief Digital & IT Officer bei Vodafone, verspricht sich von der OCI Dedicated Region mehr Agilität und Skalierbarkeit.
Scott Petty, Chief Digital & IT Officer bei Vodafone, verspricht sich von der OCI Dedicated Region mehr Agilität und Skalierbarkeit.
Foto: Vodafone

"Die Zusammenarbeit mit Oracle stärkt unsere Vision, ein Technologie-Kommunikationsunternehmen zu werden", so Scott Petty, Chief Digital & IT Officer bei Vodafone. "Die Vereinbarung ermöglicht Oracle, sein gesamtes Portfolio an Cloud-Services direkt in Rechenzentren von Vodafone zu integrieren. Dazu gehören dieselbe Architektur, Software, Steuerungsebene sowie dieselben Dienste, die auch in der öffentlichen Oracle Cloud Infrastructure verwendet werden." Erreichen will Petty damit eine robuste, sichere und erweiterbare Cloud-Plattform für mehr betriebliche Agilität und Skalierbarkeit.

Neben der OCI Dedicated Region hat Oracle mit "OCI Compute Cloud@Customer" einen neuen Service vorgestellt, der sich an Unternehmen richtet, denen die Region-Lösung zu groß ist. Der Compute-Service besteht aus einem Rack-Scale-System, das für kleinere Umgebungen als OCI Dedicated Region gedacht ist und es Unternehmen ermöglicht, Anwendungen auf OCI-kompatiblem Compute, Storage und Networking in ihren Rechenzentren auszuführen, heißt es bei Oracle. OCI Compute Cloud@Customer ist derzeit nur in einer Vorschau-Version verfügbar. Wann der Service produktiv gehen soll, haben die Oracle-Verantwortlichen noch nicht verraten.

Oracle baut neue Cloud-Regionen

Der Datenbank-Spezialist setzt für seine Zukunft alles auf die Cloud-Karte. Oracle-CEO Catz kündigte anlässlich der Bilanzpräsentation Mitte Juni an, im laufenden Finanzjahr 2023 weitere sechs Cloud-Regionen eröffnen zu wollen, zusätzlich zu den bereits in 20 Ländern bestehenden 38 Regionen. Oracle-Gründer, Chairman und Chief Technology Officer (CTO) Larry Ellison verkündete, das Cloud-Wachstum weiter beschleunigen zu wollen. Dabei helfen sollen auch Branchenlösungen. Ellison hob vor allem den Healthcare- und den Financials-Sektor hervor.