Cloud-Management: Der Wettbewerbsdruck steigt
Prognose 8: Management-Lösungen für die Hybrid Cloud werden in Einzelteilen verkauft oder kostenlos angeboten.
Im Marktsegment Cloud Management steigt der Wettbewerbsdruck. Viele große Lösungen werden nach Einschätzung von Forrester künftig in einzelnen Teilen oder auch kostenlos angeboten. Die schöne Idee, mit einer einzigen Management-Lösung alle Cloud-Services und Einsatzszenarien übergreifend verwalten zu können, habe sich als unrealistisch erwiesen.
2018 würden deshalb viele Standalone-Module für unterschiedliche Management-Anforderungen auf den Markt kommen. Dazu gehörten etwa Tools aus den Bereichen Kostenkontrolle, Governance und Monitoring. Das Bundling solcher Produkte habe sich für die Anbieter nicht ausgezahlt. Rightscale und VMware etwa haben bereits angekündigt, für ihre Tools flexiblere und an der tatsächlichen Nutzung orientierte Abrechnungsmodelle einzuführen.
Wer vor rund zwei Jahren auf eine Cloud-Management-Suite gesetzt hat, sollte seine Strategie überdenken, raten die Analysten. Solche Pakete könnten im Einzelfall mehr kosten als nützen. Zu empfehlen sei eher eine Art Best-of-Breed-Strategie. Cloud-Nutzer sollten sich dazu auch kostenlose Management-Tools für Hybrid Clouds ansehen und sich mit günstigen Speziallösungen für bestimmte Einsatzzwecke befassen.
Die auf hybride Strukturen zielenden Stacks wie VMware Cloud on AWS oder Azure Stack könnten in diesem Kontext ebenfalls einen Blick lohnen. Denn das Management dieser Lösungen gestalte sich aufgrund der engen Integration mit anderen Systemen vergleichsweise einfach.
Prognose 9: Unternehmen verschieben zehn Prozent des Traffics, der bislang über klassische Telco-Backbones abgewickelt wird, in Richtung Colocation- und Cloud-Provider.
Telekommunikations-Anbieter wie AT&T, Verizon und die Deutsche Telekom waren lange die gesetzten WAN-Provider für Unternehmen. Doch nun gibt es Bewegung im Markt, beobachtet Forrester. Vor allem Colocation-Anbieter, Cloud Provider und Internet Service Provider (ISPs) haben ihre Netzwerk-Backbones ausgebaut, um darüber eigene Services auszuliefern. Ihre Netzwerkkapazität offerieren sie Unternehmen häufig günstig und als zusätzlichen Anreiz, um ihre Kernprodukte zu verkaufen.
Hinzu kommt, dass die über das öffentliche Internet verfügbaren Netzbandbreiten im Zeitalter der Digitalisierung oft nicht mehr ausreichen. Weil Cloud- und Colocation-Dienste für professionelle Nutzer immer interessanter werden, steigt auch die Popularität der Netzwerk-Optionen einschlägiger Anbieter.
Beim Ausarbeiten ihrer Cloud-Strategie sollten Unternehmen diese Optionen in Betracht ziehen, empfehlen die Forrester-Experten. Dafür sprächen nicht nur Kostengründe. Viele Anwendungen und andere Workloads werden über Cloud Availability Zones oder Regionen hinweg genutzt und es kann Vorteile bringen, dass sie in solchen Szenarien innerhalb des Cloud-Provider-Netzwerks bleiben.
Dennoch sollten IT-Verantwortliche genau prüfen, ob das Netzwerk ihres Cloud-Lieferanten wirklich schnell genug, kostengünstig und dabei einfach anpassbar ist. Dabei lohne es sich auch, die Möglichkeiten einer Virtual Network Infrastructure (VNI) einschließlich Software-defined Networks (SDN) zu evaluieren. Diese Konzepte könnten einen großen Unterschied machen, wenn es um Kriterien wie Geschwindigkeit, Automation und Effektivität gehe.
Prognose 10: Neue Ausbildungs- und Trainingsprogramme führen zu einem Kulturwandel in der Softwareentwicklung.
Die erfolgreichsten Cloud-Transformationsprojekte beginnen oft damit, dass Unternehmen ihre Entwickler in neuartige Ausbildungs- und Trainingsprogramme schicken. Sie lernen dort, Software schneller und besser zu entwickeln, berichtet Forrester. Geht es etwa um agile Entwicklungsmethoden und DevOps-Know-how, könnten Programme von IBM Bluemix Garage, Pivotal Labs und in jüngster Zeit auch Red Hat Innovation Center herausragende Ergebnisse vorweisen. Sie könnten den Teilnehmern helfen, mit alten Gewohnheiten zu brechen, erwünschtes Verhalten zu stärken und die Konzentration auf die eigentliche Entwicklungsarbeit zu verbessern, die oft zugunsten von Plattform- oder Tool-Wissen zu kurz komme.
Wenn die Cloud-Ziele eines Unternehmens eng verknüpft sind mit der Fähigkeit, neue Software schnell und effizient zu entwickeln, sollten die Verantwortlichen als erstes an einem kulturellen Wandel arbeiten, empfehlen die Analysten. Dazu gehörten moderne Trainingskonzepte ebenso wie die Auswahl erster Mitarbeiter, die nach einer Weiterbildung den Wandel im Unternehmen vorantreiben. Last, but not least müssten Entscheider bereit sein, gewohnte Prozesse in Frage zu stellen und auch die physische Arbeitsumgebung der Entwicklerteams zu verändern.
Fazit
Beim Cloud Computing geht es längst nicht mehr um billige Server oder Storage-Ressourcen, resümiert Forrester-Analyst Bartoletti. Er sieht darin schlicht den besten Weg, große Ideen schneller in gute Software zu übersetzen: "Im Jahr 2018 wird Cloud Computing überall die Transformation von Unternehmen beschleunigen." Cloud-Plattformen entwickelten sich zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Business-IT.