CIO-Agenda 2022

Die 8 wichtigsten IT-Trends für 2022

30.12.2021
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Heiko Henkes ist Managing Director und Principal Analyst bei der Information Services Group (ISG)

Trend 6: Future of Work - Decentralized & Hybrid Enterprise

Technologien, die Arbeitsplätze jenseits des traditionellen Büros ermöglichen, sind spätestens mit der COVID-Pandemie zum Alltag geworden. ISG spricht in diesem Kontext auch vom hybriden Arbeitsplatz, bei dem die Technik weniger problematisch erscheint als die Bereitstellung adäquater und somit digitaler Schulungsangebote im Kontext eines Change-Management-Programms für die Mitarbeiter.

Im nächsten Schritt geht es nun darum, diese Technologien für weitergehende Analysen zu nutzen und mit ihr neue geschäftliche Potenziale zu erschließen. So kann es zum Beispiel darum gehen, digitale Burnouts und andere Ermüdungserscheinungen in der Belegschaft frühzeitig zu erkennen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem "immersiven Lernen", bei dem Mitarbeiter mithilfe erweiterter und virtueller Realitäten geschult werden. Aktuelle Lösungen von Facebook und Zoom befördern mit Augmented und Virtual Reality (AR/VR) Meetings auf eine neue, soziale Ebene. Weitere Platzhirsche wie Cisco, Microsoft und andere stehen in den Startlöchern.

So hat Meta respektive Facebook vor kurzem Horizon-Workrooms eingeführt, in denen Avatare der Nutzer anwesend sind und ihre Handlungen in einem Meeting nachahmen. Auch Zoom unterstützt dies in seiner App. Mehr noch: Es liegt nun auch an den Mitarbeitern selbst zu entscheiden, welche Geräte, Apps oder künstliche Intelligenz sie verwenden und eventuell durch Eigenentwicklungen mithilfe von Low Code-/No Code-Lösungen optimieren wollen. Diese Demokratisierung der Jobgestaltung und -ausstattung muss die Technologie sowohl am hybriden Arbeitsplatz als auch im gesamten Unternehmen abbilden können.

Trend 7: X-Reality & Converged Experience

Während einige Unternehmen den Kundenkontakt zuletzt auf Online-Kanäle verlagert haben, sind andere bereits einen Schritt weiter und nutzen ihre Online-Channels für ganz neue Dienstleistungen. Sogenannte X-Reality-Technologien lassen Grenzen zwischen realer und digitaler beziehungsweise virtueller Welt verschmelzen. Dieser Trend verändert die Art und Weise, wie Unternehmen Produkte entwickeln oder Marketing-, Verkaufs-, Liefer- und Post-Sales-Prozesse organisieren. Es handelt sich dabei um einen komplett kundenorientierten Ansatz, der grundlegende Geschäftsprozesse des jeweiligen Unternehmens und die Aufgaben seiner Mitarbeiter verändert, ohne sich von physischen Grenzen oder Distanzen limitieren zu lassen.

In jedem Fall wird Augmented Reality (AR) vieles an Kontext und Vertrauen beim Produktkauf zurückbringen, was mit der Pandemie und der Lockdown-bedingten Schließung des schon zuvor angeschlagenen Einzelhandels zum Teil verloren gegangen ist. Beispiele hierfür sind die Indoor-Navigation oder interaktive Preisschilder bis hin zu Avataren.

Zudem sind im Kontext von E-Commerce beziehungsweise des Trends hin zur Distance Economy digital angepriesene Produkte besser einschätzbar, was auch die Retouren-Quote reduzieren kann. Denn zu den Stärken von AR zählt es, Produkte in größeren Dimensionen präsentieren zu können. Zudem können Produktattribute durch 3D- und AR-Schnittstellen überzeugender dargestellt werden als durch herkömmliche 2D-Bilder im klassischen E-Commerce. Auf diese Weise gibt AR den Verbrauchern etwas von der Produktdimension und den taktilen Details zurück, die bei der Digitalisierung des Einkaufs zunächst verlorengegangen waren.

Unternehmen, die sich dieser Entwicklung verweigern, riskieren ihre mittel- und langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Denn schon bald werden sich die meisten Geschäfts- und somit Kundenbeziehungen rein virtuell und digital abspielen. Treiber war und ist die anhaltende Pandemie. Dies unterstrich zuletzt auch die Ankündigung von Mark Zuckerberg, den Aufbau eines "Metaverse" voranzutreiben, in dem physische und virtuelle Realitäten unter AR-/VR-Einsatz miteinander verschmelzen sollen. Allein diese Initiative wird zahlreiche neue Standards und Szenarien schaffen, die auch die übrige Geschäftswelt nachhaltig prägen werden.

Mit Blick auf Meta, Google, Apple & Co. stellt sich dabei die Frage, ob es auch europäische und deutsche Unternehmen gibt, die bei dieser Entwicklung mithalten können. Eines der wenigen Beispiele ist das deutsche Startup Mapstar. Es ist im Vergleich zu Meta geradezu winzig klein, aber bietet schon heute das Fundament und Lösungen für ein echtes Metaverse - und damit einhergehende immersive und plattformübergreifende Erfahrung inklusive Blockchain-basierter Transaktionen.

Trend 8: Digital Supply Chain Transformation & Management

Lieferketten, beziehungsweise die Störung derselben, produzieren derzeit fast täglich Schlagzeilen. Technologien wie IoT, maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz (KI) und die dadurch ermöglichten vorausschauenden Analysen können dazu beitragen, die Supply Chain durch Digitalisierung flexibler, leistungsfähiger und resilienter zu gestalten.

Zum einen verändert eine digitalisierte Lieferkette die Fähigkeit eines Unternehmens, Kundenbedürfnisse proaktiv zu erfassen und dann zu bedienen. Zum anderen wird durch Predictive Maintenance & Production eine weitere Optimierung der Prozesse über die Unternehmensgrenzen hinaus geschaffen. Neben Kosteneinsparungen ist es hier das Ziel, eine vorausschauende, sich selbst optimierende Lieferkette zu schaffen und so weitere Wettbewerbsvorteile zu generieren.

Um solche Funktionen bereitzustellen, kommen Sensoren, prädiktive Analysen, digitale Zwillinge, Blockchain, maschinelles Lernen und KI zum Einsatz, die eine möglichst durchgängige Echtzeittransparenz schaffen. Die COVID-19-Pandemie beschleunigte die Umstellung auf digitale Lieferketten in Unternehmen zuletzt deutlich. In Zeiten der Volatilität von Finanzmärkten und Rohstoffverfügbarkeiten gilt es mehr denn je, einzelne Komponenten, deren Lieferstatus oder auch bestimmte Zustände (etwa in der Lebensmittelbranche) bis ins Detail zu verfolgen. Auf dieser lassen sich beispielsweise Produktverfügbarkeiten exakter ermitteln und mit Kundenwünschen in Einklang bringen.

Zahlreiche Serviceanbieter haben sich deshalb nicht nur auf die technischen Aspekte der Lieferkette spezialisiert; sie optimieren auch die eigentlichen Geschäftsabläufe. Ziel ist es weiterhin, Entscheider auf CxO-Level mit Fakten und dynamischen Szenarien zu unterstützen, statt nicht-datenbasierten Annahmen zu folgen.