Es gibt ihn noch, den Hacker, der mit nur mühsam als deutsch erkennbaren Botschaften versucht, an Benutzernamen und Passwörter von Bankkonten zu kommen (Phishing). Jüngst zum Beispiel lockten Gangster Kunden des Post-Packetdienstes Packstation mit E-Mails auf gefälschte Seiten, um ihre Benutzerdaten auszuspionieren. Anschließend stahlen Sie mit diesen Daten Sendungen aus den Stationen oder ließen über ebenfalls geklaute Kontodaten Waren an die ausspionierten Packstationen liefern, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Über die Schadenshöhe ist nichts bekannt, sie dürfte aber vergleichsweise gering sein.
Im Grunde genommen sind Kreditkarten- und Bankdatendiebstahl out, was für Kleinkriminelle vielleicht. Mittlerweile interessiert sich die Untergrund-Ökonomie zunehmend für das Wissen in den Unternehmen, für die Daten. "Firmeninformationen", schreiben McAfee und SIAC in einem Report über Hacker & Co., "sind im Markt der Cyberkriminalität die neue Währung".
Arved Graf von Stackelberg, bei Hewlett-Packard in Deutschland für die Anwendungssicherheit zuständig, weiß von einer schönen Geschichte zu berichten, die illustriert, wie Internet-Gangster heutzutage an Geld kommen: Über eine sogenannte Cross-Site-Scripting-Attacke (XSS) waren unbekannte Hacker in das Computersystem einer ungenannten Bank gelangt. Dort fügten sie in Anwendungen, die mit Kunden kommunizieren, Code ein, der keinem anderen Zweck dienen sollte, als Login und Passwörter mitzuschneiden. Die so massenhaft gewonnenen Daten wurden allerdings nicht dazu genutzt, direkt an die Gelder auf den Konten zu kommen - das wäre viel zu auffällig gewesen und daher schnell bemerkt worden.
Über weitere Hacks sowie sogenannte Brute Force-Attacken gelang es den Angreifern vielmehr, sich schließlich eines "Send Message"-Buttons zu bemächtigen. Über den wurden vermeintliche Kaufempfehlungen der Bank für eine Penny-Stock-Aktie verschickt, mit der sich die Gangster zuvor reichlich eingedeckt hatten. Durch die "Empfehlung" der Bank stieg der Wert der Aktie innerhalb kürzester Zeit so massiv, dass die Angreifer nur wenige Stunden später ihren Billig-Stock mit hohem Profit verkaufen konnten. Die Bank, berichtet von Stackelberg, habe diesen Angriff erst drei Jahre später und nur durch Zufall entdeckt.
Mit der romantisierten Version eines einsamen Kämpfers gegen Überwachung und Gängelung haben diese organisierten Kriminellen nichts mehr zu tun. Allenfalls bedienen sich weltweit agierende Cyberkriminelle solcher durchaus noch vorkommenden Idealisten, um über sie den Einstieg in geschützte Netzwerke und Anwendungen zu organisieren. Was danach kommt, ist technisch anspruchsvolle, wenngleich gewöhnliche Kriminalität.
- Der Vater des Blackholing
Der auch als „Paunch“ bekannte Dmitry Fedotov ist weniger als Hacker, denn als Entwickler des Hacker-Tools Blackhole berühmt. Bei Blackhole handelt es sich um eine Art Webanwendung für die Verbreitung von Malware- und Spyware, die Hacker gegen eine Abo-Gebühr von 1500 US-Dollar pro Jahre mieten können - und bis zur Festnahme laufend mit Updates über neue Schwachstellen von Java, Flash oder des Internet Explorer aktualisiert wurde. Der im Oktober 2012 von den russischen Behörden verhaftete Programmierer aus Togliatti soll auch Autor des Cool Exploit-Kits und von Crypt.AM sein. - Der Herrscher der Kreditkarten
Der Juni 2012 in den Niederlanden zusammen mit Vladimir Drinkman verhaftete russische Hacker soll laut Anklageschrift von August 2005 bis Juli 2012 als Mitglied einer Gruppe von fünf Cyberkriminellen im Laufe der Jahre riesige Mengen an Kreditkartendaten gestohlen haben. Zusammen mit Aleksandr Kalinin, Roman Kotov, Mikhail Rytikov und Vladimir Drinkman soll Smilianets vor allem durch SQL Injection Hacks Firmen wie Nasdaq, 7-Eleven Carrefour und J.C. Penny gehackt haben. Insgesamt 160 Millionen Kreditkarten- und Guthabendaten wurden gestohlen und für Finanzbetrug benutzt. Der Schaden für die Firmen soll bei 300 Millionen US-Dollar liegen. Der Prozess in den USA ist noch nicht abgeschlossen. - FBI's most wanted
Evgniy Mikhailovich Bogachev, auch bekannt als lucky12345 und slavik schaffte es 2014 auf den ersten Platz der so genannte „Cyber Most Wanted“-Liste des FBI. Die amerikanischen Behören sehen in ihm den Hintermann des Botnetzes „Gameover Zeus“. Mit Hilfe der gleichnamigen Malware soll er für ein Botnetz von bis zu einer Million Computern verantwortlich sein, das zum Ausspähen von Bank-Passwörtern und Verbreiten von Malware benutzt wurde. Der Schaden betrage etwa hundert Millionen US-Dollar betragen. Bogachev hält sich nach Vermutungen der amerikanischen Behörden in Russland auf. - Der Phishing-Experte
Der Lette Alexey Belan soll zwischen Januar 2012 und April 2013 die Nutzerdaten von einigen Millionen Kunden dreier US-Unternehmen gestohlen haben. Er ist auf der Liste der meistgesuchten Hacker des FBI, der Name der geschädigten Unternehmen ist aber ebenso wenig bekannt, wie die Höhe des Schadens. Es soll sich um drei nicht genannte E-Commerce-Unternehmen aus Nevada und Kalifornien handeln. Da die Belohnung 100.000 US-Dollar beträgt, sollte der Schaden beträchtlich sein.