Anwenderprobleme

Die 4 häufigsten Cloud-Fehler

Kommentar  01.02.2024
Von 

David Linthicum ist ein US-amerikanischer Technologieexperte und Buchautor. Zu seinen Schwerpunktthemen gehören unter anderem Cloud Computing, SOA, Enterprise Application Integration und Enterprise Architecture.

Wenn die Cloud zum Fail wird, hat das in den meisten Fällen nichts mit der Technologie zu tun.
Fehler im System? An der Technologie liegt's in den seltensten Fällen.
Fehler im System? An der Technologie liegt's in den seltensten Fällen.
Foto: Rroselavy | shutterstock.com

Betrachtet man Cloud Computing genauer, stellt man fest, dass die Technologie stets gehalten hat, was sie versprochen hat. Über die verschiedenen Cloud-Generationen hinweg hat sich eine wesentliche Ursache für Ausfälle und Fehlzündungen herauskristallisiert: der Anwender. Dabei zeigt sich immer wieder das identische Muster: Technische Missverständnisse, mangelnde Führung und nicht-existentes Knowhow sorgen regelmäßig dafür, dass Cloud-Initiativen in die Hose gehen.

Mit dem Hype um Generative AI und Large Language Models werden in naher Zukunft diverse neue Cloud-Projekte entstehen. Der Zeitpunkt ist also günstig, sich jetzt zu vergegenwärtigen, was über die Jahre aus menschlicher respektive Anwenderperspektive schiefgelaufen ist.

4 wesentliche Cloud-Fehler

Die Gründe für die Misserfolge sind dabei sehr unterschiedlicher Natur. Zu den aus unserer Sicht vier häufigsten Gründen gehören:

  • Ungeeignete Architektur: Allzu oft migrieren Unternehmen in die Cloud, ohne eine Strategie oder Knowhow vorweisen zu können. Das kann zu erheblichen Performance- und Zuverlässigkeitsproblemen führen. Noch wahrscheinlicher sind allerdings grob unteroptimierte Systeme in der Cloud, die fünf- bis zehnmal mehr kosten als sie sollten.

  • Unzureichende Service-Level-Vereinbarungen: Dass erwartete Leistungsstandards nicht erfüllt werden, liegt in erster Linie an schlecht vereinbarten Service Level Agreements (SLAs) zwischen Anwenderunternehmen und Cloud-Service-Anbieter. SLAs können zwar höchst verwirrend sein, uns ist allerdings kein Fall bekannt, in dem ein Anbieter seinen daraus erwachsenden Verpflichtungen nicht nachgekommen wäre. Vielmehr kommt es in diesem Bereich regelmäßig zu unschönen Überraschungen, weil die Anwender sich nicht wirklich mit den SLAs beschäftigt haben.

  • Ressourcen-Missmanagement: Wenn Ressourcen falsch gemanagt werden, kann es zu Budgetüberschreitungen oder Performance-Engpässen kommen. Das wird dann oft fälschlicherweise als Cloud-Mangel wahrgenommen. Deswegen gibt es inzwischen auch den Finops-Ansatz.

  • Laxe Sicherheits- und Compliance-Prozesse: Uninformierte Anwender gehen häufig davon aus, dass ihr Cloud-Anbieter für alle Sicherheitsanforderungen zuständig ist. Eine Fehlannahme, die eigentlich schon durch das Shared-Responsibility-Modell ausgeschlossen ist. Damit die Anwender ihrer Verpflichtung zum Schutz ihrer Daten und Anwendungen innerhalb der Cloud nachkommen können, brauchen Sie tiefgehende Kenntnisse in Sachen Identity und Access Management, Kryptografie und Monitoring. In vielen Fällen ist das nötige Fachwissen, um diese Probleme zu bewältigen, nicht vorhanden. Dann wird regelmäßig auf das Beste gehofft - und Sicherheitsvorfälle sind nur eine Frage der Zeit.

Wie Cloud besser geht

Das größte Problem im Hintergrund dürfte bei all dem der fortwährende Mangel an qualifiziertem Personal sein. Die Technologie wird immer komplexer, die Lösungen sind zunehmend heterogen und haben viele bewegliche Teile. Auf der anderen Seite wächst die Zahl qualifizierter Cloud-Computing-Architekten, Security- und Datenbank-Profis nicht in gleichem Maße wie die Nachfrage nach ihnen. Wenn Unternehmen dann dazu übergehen, weniger qualifizierte Kandidaten einstellen, die dumme Fehler machen, kann es dazu kommen, dass die resultierenden Probleme erst nach Monaten oder Jahren auffallen.

Unternehmen müssen sich also der Realität stellen: Es ist an der Zeit, strategische Schulungen und zusätzliche Einstellungen vorzunehmen und die Kandidaten dabei sehr genau zu prüfen. Soll heißen: Sie müssen Geld ausgeben. Für Unternehmen, die die IT ausschließlich als Kostenfaktor betrachten, kommt das vermutlich erst einmal nicht in Frage. Sie sollten sich vergegenwärtigen, dass ihre Versuche zu sparen, am Ende nur Mehrkosten verursachen. Und zwar nicht zu knapp. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.