Der Mangel an Arbeitskräften und das damit einhergehende schleppende Wirtschaftswachstum hat in Deutschland längst alle Branchen und Berufsfelder erreicht. Kürzlich berichtete das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) von einem mickrigen Wachstum von 0,1 Prozent. Gleichzeitig nahmen sowohl die Zahl der Erwerbstätigen (46,12 Millionen), aber auch die der Arbeitslosen (2,73 Millionen) zu.
Dazu kommt: Gemäß des regelmäßig erhobenen Jobwechsel-Kompass, den die HR-Berater der Königsteiner Gruppe quartalsweise veröffentlichen, arbeiten Beschäftigte weniger und nehmen sich häufiger eine Auszeit im Homeoffice. Die Folge: Arbeitgeber müssen sich mehr denn je als attraktive Unternehmen präsentieren, um einerseits Mitarbeiter zu halten und andererseits neue zu gewinnen. Vor diesem Hintergrund geben die Ergebnisse des aktuellen Trendence Arbeitgeber-Rankings 2024 interessante Einblicke, welche Unternehmen vorne liegen. Das Ranking der beliebtesten Arbeitgeber in Deutschland ist seit Jahren ein wichtiger Gradmesser dafür.
IT-Absolventen setzen Google auf Rang 1
Studierende sind für Arbeitgeber eine besonders wichtige Recruiting-Zielgruppe. Dort finden sich die Führungskräfte von morgen. Gemäß des Trendence-Absolventenbarometers stehen aktuell die großen Automobilbauer und Internetkonzerne an deutschen Universitäten hoch im Kurs. Beliebtester Arbeitgeber bei Wirtschafts- und Ingenieurswissenschaftlern ist die BMW Group. IT-Absolventen setzen dagegen Apple auf den Spitzenplatz, während Biontech weiterhin bei Naturwissenschaftlern als attraktivster Arbeitgeber rangiert.
Neben den einzelnen Unternehmen dominieren im Branchen-Ranking der Studierenden sowohl bei den Wirtschafts- als auch bei den Ingenieurswissenschaften die Automobilbauer. IT-Absolventen schätzen verständlicherweise IT- und Internet-Unternehmen am meisten, gefolgt von Automobilherstellern und Unternehmen aus der Elektrotechnik.
Top 50: Das Trendence-Ranking Overall 2024
1 | BMW Group (2023: 2) |
2 | Audi AG (2023: 1) |
3 | Porsche (2023: 3) |
4 | Bundeswehr (2023: 4) |
5 | Mercedes-Benz Group (2023: 5) |
6 | Airbus (2023: 6) |
7 | Amazon (2023: 9) |
8 | adidas (2023: 7) |
9 | Bosch Gruppe (2023: 8) |
10 | Deutsche Bahn (2023: 10) |
11 | Volkswagen AG (2023: 11) |
12 | Siemens (2023: 13) |
13 | BASF (2023: 12) |
14 | ALDI SÜD (2023: 16) |
15 | Bundesagentur für Arbeit (2023: 14) dm - drogerie markt (2023: 25) |
17 | Coca-Cola (2023: 19) |
18 | AOK (2023: 20) |
19 | Polizei (2023: 15) |
20 | Bayer (2023: 21) |
21 | Deutsches Rotes Kreus (2023: 22) |
22 | AIDA (2023: 26)Auswärtiges Amt (2023: 17) |
24 | Caritas (2023: 24) |
25 | Tesla (2023: 23) |
26 | Zoll (2023: 17) |
27 | Allianz (2023: 30) |
28 | MDK (2023: 27) |
29 | Diakonie (2023: 27) |
30 | Deutsche Post DHL (2023 : 33) |
31 | Lidl (2023: 38) |
32 | Deutsche Telekom (2023: 37) |
33 | Deutsche Rentenversicherung (2023: 29)Lufthansa Group (2023: 34) |
35 | EDEKA (2023: 46) |
36 | Rheinmetall (2023: 54) |
37 | SAP (2023: 31) |
38 | Google (2023: 44) |
39 | Daimer Truck (neu dabei, 2023 noch unter dem gemeinsamen Namen Daimler / Mercedes-Benz) REWE (2023: 51) |
41 | Lufthansa Technik (2023: 38) |
42 | Fraport (2023: 49)Würth (2023: 40)ZEISS (2023: 44) |
45 | Deutsche Flugsicherung (2023: 43) |
46 | Microsoft (2023: 50) |
47 | ProSiebenSat.1 (2023: 36) |
48 | IKEA (2023: 42) |
49 | ZF Friedrichshafen (2023: 35) |
50 | 3M (2023: 32) |
Absolventenranking von Internet- und Automobil-Arbeitgebern dominiert
Sieht man sich die Ergebnisse der IT-Studierenden einmal genauer an, erkannt man: Diese interessieren sich im Rahmen ihres bevorstehenden Berufseinstiegs sowohl für die großen Internet-Riesen als auch für die deutschen Autobauer. So tauchen auf dem Siegertreppchen der beliebtesten Arbeitgeber für Absolventen an IT-Lehrstühlen neben Google noch Apple und Amazon auf. Microsoft rundet dieses eindeutige Votum auf Rang fünf ab. Weitet man den Rahmen auf die Top 10 aus, befinden sich mit der BMW Group, der Audi AG, Porsche und der Mercedes-Benz Group vier Automobilhersteller auf den Plätzen vier, sechs, acht und neun respektive. Die verbliebenen Ränge werden von Nvidia auf sieben und Siemens auf zehn besetzt.
Der öffentliche Dienst steht bei IT-Professionals hoch im Kurs
Ein genauer Blick auf die Beschäftigten, die nach ihrer akademischen Ausbildung bereits einige Jahre Berufserfahrung gesammelt haben, zeigt einen durchaus ähnlichen Trend wie bei den Hochschulabsolventen. Beschäftigte mit akademischem Background arbeiten ebenfalls am liebsten bei den großen Automobilherstellern, Internet-Giganten sowie - und das ist der größte Unterschied - im öffentlichen Dienst. Pharma-Unternehmen verlieren deutlich an Boden und fallen aus den Top 10. Dafür hält sich Airbus weiterhin in den Top 5, trotz eines Abgleitens von Platz vier auf fünf.
Über alle Berufsfelder hinweg landen die Automobilhersteller BMW, Audi und Porsche auf den Spitzenrängen. Die größten Sprünge im Trendence-Ranking gelingen indes Arbeitgebern mit ganz unterschiedlichen Betätigungsfeldern.
So verbesserte sich die Drogeriemarktkette dm von Rang auf 25 auf 15. Der Rüstungskonzern Rheinmetall sprang von Rang 54 auf 36, der Lebensmitteleinzelhändler REWE von Nummer 51 auf 39.
"Nach den Jahren der Pandemie dreht sich die Arbeitgeber-Welt nun wieder anders. Das bekommt vor allem der Öffentliche Dienst derzeit zu spüren, dessen wesentlichen Attraktivitätsmerkmale wie Verlässlichkeit und Jobsicherheit nicht mehr so gefragt sind wie in den vergangenen Jahren. Unser Ranking zeigt, dass stattdessen Handelsunternehmen zunehmend ins Bewusstsein von gefragten Arbeitskräften treten. Sie sind bei Fachkräften der große Gewinner in diesem Jahr", kommentiert Robindro Ullah.
Auffällig hohe Arbeitgeber-Zufriedenheit bei IT-Beschäftigten
Bei IT-Beschäftigten mit akademischem Background behaupten derweil die deutschen Autobauer die vorderen Positionen des Rankings. Allerdings gab es an der Spitze Bewegung. Zwar konnten die BMW Group und die Audi AG ihre Plätze verteidigen, doch die Plätze drei bis fünf sind fleißig durchrotiert. So konnte Porsche sich um einen Rang verbessert und tauschte Platz vier mit Google. Auch Airbus verlor leicht an Boden und rangiert jetzt auf Platz 5
Die größten Sprünge machten ABB von 37 auf 21, die BCG von 31 auf 22, Deloitte von 50 auf 29, die Deutsche Bank von 46 auf 29, die Europäische Zentralbank von 58 auf 29, EnBW von 71 auf 38, die Bundeswehr von 58 auf 45, die Deutsche Bundesbank von 65 auf 45 sowie die Commerzbank von 87 auf 49. Im IT-Branchen-Ranking fällt auf: Der öffentliche Dienst büßt deutlich an Beliebtheit ein, was die Einbrüche bei der Bundesagentur für Arbeit (24>49) und dem ZDF (37>49) zeigen. Gleichzeit macht der Finanzsektor stark Boden gut, wie die diversen Banken verdeutlichen. Weiterhin an der Spitze thronen die deutschen Autobauer.
Die Naturwissenschaftler sind die einzigen, bei denen sich keine Autobauer unter den Top-3-Arbeitgebern befindet. Dort machen branchenspezifisch Pharma-Unternehmen noch vor Forschungsinstitutionen und öffentlichen Organisationen das Rennen. Arbeitgeber-Spitzenreiter des aktuellen Rankings ist erneut Biontech, der Chemiekonzern konnte seine Top-Platzierung trotz Verlusten bei der Beliebtheit behaupten. Auf den weiteren Plätzen folgen Bayer sowie die Max-Planck- und die Fraunhofer-Gesellschaft sowie BASF. Alle Arbeitgeber konnten ebenfalls ihre Plätze, zwei bis fünf in diesem Fall, verteidigen.
"Die Pandemie war sicher ein starker Booster für Arbeitgeber aus der Pharmabranche. Dieser Effekt ist allerdings mittlerweile deutlich verpufft. Das sehen wir vor allem an den Stimmenverlusten, die Biontec in diesem Jahr hinnehmen musste", so Robindro Ullah.
Schüler suchen in sozialen Netzwerken nach ihrem Traumarbeitgeber
Geht es um das Thema Ausbildung, ist die unveränderte Nummer ein die Polizei. Die langjährige Nummer 2, die Bundeswehr, ist auf Rang fünf gefallen. Die neue Nummer zwei ist adidas. Insgesamt holen Arbeitgeber aus anderen Branchen auf. Allen voran das Kreuzfahrtunternehmen AIDA, welches als bester Neueinsteiger gleich auf Platz 16 der Rangliste startet. Zudem sprang der dm-drogerie markt im Jahresvergleich von Platz 21 auf Platz 14 des Rankings. Organisationen der öffentlichen Hand, im vergangenen Jahr noch mit hohen Beliebtheitswerten, sind dieses Mal die Verlierer des Rankings. So fiel beispielsweise das ZDF von Rang 22 auf 26, die Deutsche Bahn von Rang 22 auf 30, die Sparkassen-Finanzgruppe von 25 auf 30 sowie die Deutsche Flugsicherung von Platz 39 auf 50.
Zugleich erfreut sich die Berufsausbildung in Deutschland nach wie vor großer Beliebtheit. So wollen mehr als die Hälfte der jungen Menschen (54 Prozent), und damit 5 Prozent mehr als im Vorjahr, eine Ausbildung beginnen, um in ihr Berufsleben zu starten. Deshalb ist es für Arbeitgeber wichtiger denn je, sich als attraktiver Arbeitgeber für den Berufseinstieg von Schulabgängern zu positionieren.
Digitale Affinität bei nichtakademischen Beschäftigten steigt
Die Anzahl der Beschäftigten im sogenannten Blue-Collar-Umfeld macht Arbeitsmarktexperten zufolge gut vier Fünftel der Beschäftigten in Deutschland aus. Bei diesem Gros der Beschäftigten verliert die Bundeswehr den 1. Platz als beliebtester Arbeitgeber an BMW. Es folgen weitere deutsche Automobilbauer mit Audi, Porsche und Mercedes-Benz.
Gleichzeitig werden Handelsunternehmen für nichtakademische Fachkräfte beruflich nicht zuletzt aufgrund ihrer Wahrnehmung immer attraktiver. So kletterte beispielsweise Aldi Süd von Platz 17 auf 12. Auch die Drogeriekette dm machte einen Sprung um 10 Plätze auf Rang 16, genauso wie Edeka von Platz 40 auf 30. Ein weiterer Gewinner ist der Handelsriese Amazon, der sich im Gesamtranking von Rang 8 auf 7 verbesserte.
Zum Ranking
In den Trendence Rankings werden jährlich die beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands erfasst. Mit über 65.000 Teilnehmenden aus den Zielgruppen Akademiker, Fachkräfte, Studierende & Schüler zählen diese Rankings zu den Indikatoren für die Arbeitgeberattraktivität im deutschen Arbeitsmarkt. |