Cloud- und SaaS-Angebote

Deutsche Unternehmen liebäugeln mit Cloud-Telefonie

01.09.2020
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Nicht erst seit Beginn der COVID-19-Krise stehen Entscheider europäischer Unternehmen beim Thema Telefonie der Migration auf Cloud- und As-a-Service-Modelle positiv gegenüber. In Deutschland stehen dabei mehr Agilität und die Integration mobiler Anwendungen im Mittelpunkt.
Deutsche Unternehmen erwarten auch bei Cloud-Lösungen umfangreiche und zuverlässige Telefoniefunktionen.
Deutsche Unternehmen erwarten auch bei Cloud-Lösungen umfangreiche und zuverlässige Telefoniefunktionen.
Foto: Khakimullin Aleksandr - shutterstock.com

Mit dem Druck auf Unternehmen, auch unter ungewohnten Umständen agil zu sein und produktiv zu bleiben, hat die COVID-19-Pandemie den Trend hin zur Cloud zusätzlich verstärkt. Doch bereits zuvor waren die Firmen gegenüber Themen wie der Cloud-Telefonie durchaus aufgeschlossen, wie eine Studie von Mitel zeigt. In der bis Februar von Spoking Polls unter mehr als 1.000 IT-Entscheidern europäischer Unternehmen durchgeführten Umfrage gaben 44 Prozent der Befragten an, sie würden die Migration ihres Contact Centers in die Cloud in Erwägung ziehen. Verglichen mit den Ergebnissen einer entsprechenden Umfrage von 2018 entspricht dies einen Anstieg von 29 Prozentpunkten.

Agilität und Innovation - aber nicht um jeden Preis

Wie die Umfrage zeigt, verlagern Unternehmen ihre Kommunikation aber nur dann in die Cloud, wenn ihnen das dabei hilft, ihre geschäftlichen und betrieblichen Ziele zu erreichen. Diese reifere Herangehensweise zeigt sich unter anderem darin, dass Agilität nun Vorrang vor rein funktionalen Aspekten hat. Mit einem Wert von 35 Prozent (verglichen mit 16 Prozent 2018) ist das der wichtigste Migrationsgrund für europäische Entscheidungsträger.

Bei den deutschen Studienteilnehmern gilt mehr Agilität sogar für 59 Prozent der Befragten als wichtigstes Entscheidungskriterium, für 27 Prozent sind die Vorteile durch Innovationen der bestimmende Faktor bei der Entscheidung für eine Cloud-basierte Telefonie- und UCaaS-Lösung.

Auch bei den Kriterien, die für die Berechnung des Return on Investment (ROI) der Cloud-Telefonie herangezogen werden, gehen die deutschen IT-Entscheider nicht mit dem europäischen Trend. So sind die Kosten für die Migration von der On-Premises- zur Cloud-basierten Architektur - anders als beispielsweise in Frankreich oder Großbritannien - mit 56 Prozent weiterhin das wichtigste Kriterium.

Daneben sind für das Change Management (42 Prozent) und für spezielle Ausstattung sowie die Wartung der Cloud-Architektur (36 Prozent) anfallende Kosten wichtige Themen für deutsche IT-Entscheider. Im europäischen Durchschnitt wird diesen sogar eine höhere Bedeutung beigemessen als den Kosten der Migration. Lediglich 33 Prozent der Befragten gaben die Migrationskosten als Hauptkriterium an. 2018 waren es noch 84 Prozent.

Mobil und ohne Vendor Lock-in

Abseits der Kernfunktionen von Unified-Communications-Lösungen sehen 48 Prozent der deutschen IT-Entscheider die Integration mobiler Anwendungen als "Must-Have" und damit als Motor für die Nachfrage nach UCaaS-Lösungen an. Eine Fortsetzung dieses Trends wird auch in den kommenden Monaten erwartet, denn im Zuge der Coronakrise wurden und werden in vielen Unternehmen hybride Arbeitsplätze eingeführt.

Fast genauso wichtig sind für die deutschen Studienteilnehmer umfangreiche und zuverlässige Telefoniefunktionen (47 Prozent), während das Thema Collaboration in all seinen Facetten (Audio- und Videokonferenzen, Desktop-Sharing etc.) nur von 33 Prozent als wichtige Eigenschaft gesehen wird. Hier kann man davon ausgehen, dass sich mit COVID-19 die Prioritäten verschieben werden.

In Vertragsfragen haben das Bedürfnis nach Flexibilität und die Vermeidung einer Lieferantenbindung Vorrang vor allen anderen Vertragskriterien. In Deutschland wollen 47 Prozent der Befragten den Anbieter sofort wechseln können, wenn der gebotene Service nicht den Vertragsvereinbarungen entspricht. Ähnlich viele deutsche IT-Entscheider gaben an, ein besonderes Augenmerk auf die Mindestvertragslaufzeit, sofern überhaupt vorhanden, zu werfen. Grund dafür ist vermutlich, dass die Entwicklung von Cloud- und SaaS-Anwendungen bei vielen Unternehmen zu einem höheren Bedarf an offenen Vertragsmodellen geführt hat.

Private Cloud first

Was die bevorzugte Cloud-Architektur angeht, präferieren deutsche Unternehmen Private-Cloud-Angebote, die ihnen das Hosting von Anwendungen auf dedizierten Servern und gegebenenfalls auch im eigenen Rechenzentrum erlauben. Fast die Hälfte der deutschen Unternehmen (45 Prozent) gab in der Umfrage an, diesen Ansatz zu bevorzugen, gefolgt von hybriden Cloud-Architekturen (28 Prozent) und der Public Cloud (16 Prozent). Auch in vielen weiteren europäischen Ländern ist die Private Cloud erste Wahl, große Ausnahme ist Großbritannien, wo eines von drei Unternehmen einen Public-Cloud-Ansatz bevorzugen würde.

Deutsche Unternehmen bevorzugen Private- und Hybrid-Cloud-Architekturen.
Deutsche Unternehmen bevorzugen Private- und Hybrid-Cloud-Architekturen.
Foto: Mitel

"In Deutschland sowie in ganz Europa hat das Thema Cloud stark an Fahrt aufgenommen", kommentiert Jürgen Engelhard, Business Development bei Mitel Deutschland, die Ergebnisse. "Unternehmen entscheiden sich für die Cloud, weil sie Flexibilität und Wirtschaftlichkeit ermöglicht und neueste Innovationen für höhere Produktivität und größere Kundennähe zugänglich macht. IT-Führungskräfte müssen die Ziele ihrer Unternehmen in Bezug auf Agilität und Wettbewerbsfähigkeit erreichen".