Die Streitigkeiten des FBI mit Apple bezüglich der Entschlüsselung des iPhones eines Terroristen aus dem letzten Jahr haben eine hitzige Diskussion entflammt. Die zentrale Frage: Sollten Privatunternehmen von staatlicher Seite aus gezwungen werden können, Informationen von Privatpersonen weiterzuleiten oder sogar den eigenen Quellcode offenlegen?
Genau diese Frage stellten die Meinungsforscher von OnePoll 1.000 Verbrauchern aus Deutschland im Auftrag des IT-Sicherheitsspezialisten Venafi. Die Antwort fiel geteilt aus: 65 Prozent der Studienteilnehmer lehnen einen Blankoschein für Regierungen ab, die von Unternehmen die Herausgabe von sensiblen Informationen über Nutzer fordern. Nur knapp ein Viertel (23,5 Prozent) spricht sich dafür aus und 11,5 Prozent sahen sich nicht in der Lage, die Frage zu beantworten.
Eine andere Frage im Rahmen der Studie befasst sich mit der Rolle der IT-Unternehmen und lautet: "Glauben Sie, die Regierung sollte die Macht besitzen, IT-Unternehmen dazu zu zwingen, ihr einen Zugang zu verschlüsselten Daten zu gewähren?" Auch hier zeichnet sich ein ähnliches Ergebnis ab: wieder signalisieren knapp zwei Drittel (63,1 Prozent) der Befragten ein Nein. 23,5 Prozent hingegen entschieden sich für Ja.
Was die beiden Fragen angeht, lassen sich klare Parallelen zur Apple vs. FBI-Debatte und eine interessante Entwicklung in Deutschland beobachten. Der Streit in den USA hat gezeigt, wie weit Regierungen gehen, um Informationen in ihren Besitz zu bringen. Damals verlangte das FBI von Apple, auf die Daten eines Verdächtigen zugreifen zu können.
Wenn Software-Unternehmen dem Druck nachgeben, dann freuen sich nicht nur die ausführenden Staatsorgane, sondern auch Cyberkriminelle. In Deutschland hat die Regierung mit dem "Gesetz zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens" einen anderen Weg gewählt. Die zuständigen Beamten nutzen Maschinenidentitäten nun dafür, Personen in Deutschland aufzuspüren. Die Macht der maschinellen Identitäten kann gewaltige Ausmaße annehmen.
Das aktuelle Interesse der deutschen Öffentlichkeit an Datenschutz und Hintertüren sowie Staatstrojanern zeigt, dass deutsche Behörden diese Macht anscheinend ausnutzen wollen. Diese Entwicklung führt dazu, dass das Vertrauen der Verbraucher in das Internet und alle damit zusammenhängende neuen Geschäftsmodelle grundsätzlich in Gefahr gerät.
Vorwurf des Machtmissbrauchs auch im privaten Umfeld
Über die Hälfte der Umfrageteilnehmer (56,8 Prozent) hegt den Verdacht, die Bundesregierung missbrauche die Möglichkeit, auf persönliche Daten zuzugreifen. 43,2 Prozent teilen diese Auffassung nicht.
Aber sehen die Befragten die Bundesregierung überhaupt dazu in der Lage, sich Zugang zu persönlichen Informationen der Bürger zu verschaffen? Auf die Frage "Welche der folgenden Regierungen befindet sich Ihrer Meinung nach am ehesten in der Lage, auf persönliche Bürgerinformationen zuzugreifen?" antworteten die Befragten wie folgt:
USA (53,3 Prozent)
Deutschland (39,4 Prozent)
Großbritannien (1,1 Prozent)
Allerdings plädiert die eindeutige Mehrheit der Deutschen (70,9 Prozent) für eine klare Absage in Richtung der Bundesregierung. Diese Umfrageteilnehmer möchten ihre persönlichen Informationen nicht preisgeben. Nur 19,1 Prozent sprächen sich für ein solches Recht aus.
Obwohl der Großteil der Befragten persönliche Daten nicht in den Händen der Regierung wissen möchte, ist das Vertrauen hinsichtlich der Absicherung von Informationen, über die der Staat bereits verfügt, relativ hoch. Im Hinblick auf diese Informationen vertrauen über 60 Prozent der Verbraucher der Bundesregierung hinsichtlich der sicheren Speicherung. Allerdings halten auch 39,9 Prozent ihre persönlichen Informationen für nicht ausreichend genug geschützt.