Trotz eines schwierigen konjunkturellen Umfelds erwartet der Digitalverband Bitkom für die Unternehmen der IT und Telekommunikation (ITK) für 2024 ein Umsatzplus von 4,4 Prozent auf 224,3 Milliarden Euro. Der ITK-Sektor würde damit um den Faktor drei bis vier stärker wachsen als die Wirtschaft insgesamt.
Im vergangenen Jahr hatten die ITK-Umsätze lediglich um 2 Prozent auf 215 Milliarden Euro zugelegt - dies sei jedoch mit auf das starke Wachstum von 6,8 Prozent im Jahr davor zurückzuführen, erklärt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst bei der Vorstellung des Jahresausblicks.
Fachkräftemangel bremst Neueinstellungen
Das erwartete Umsatzwachstum hat natürlich auch positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Nachdem 2023 bereits 28.000 neue Stellen geschaffen wurden, soll die Zahl der Beschäftigten in der ITK-Branche laut Bitkom im Jahresverlauf 2024 um weitere 36.000 auf 1,368 Millionen wachsen. Wintergerst zufolge könnte das Arbeitsplatzwachstum sogar "noch deutlich größer" ausfallen, allerdings erweise sich der Fachkräftemangel hier als Hemmschuh.
IT treibt das Branchen-Wachstum
Als wichtigsten Wachstumstreiber in der Digitalbranche identifiziert der Bitkom die IT: Nach einer leichten Wachstumsdelle im vergangenen Jahr (plus 2,2 Prozent) sollen die Umsätze 2024 um 6,1 Prozent auf 151,5 Milliarden Euro steigen.
Laut Prognose legt dabei vor allem das Geschäft mit Software mit einem Plus von 9,4 Prozent auf 45,5 Milliarden Euro stark zu. Zu den Teilbereichen mit besonders starkem Wachstum zählen dabei laut Bitkom:
Plattformen für die Entwicklung, das Testen und die Bereitstellung von Software (plus 12,3 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro,
KI-Plattformen (plus 38,3 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro),
Infrastruktur-Software (plus 8,1 Prozent auf 10,0 Milliarden Euro),
IT-Sicherheitssoftware (plus 12,7 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro).
Die Umsätze mit IT-Services steigen laut Bitkom 2024 voraussichtlich um 4,8 Prozent auf 51,7 Milliarden Euro, wobei Dienstleistungen mit Cloud-Bezug besonders kräftig wachsen sollen.
Hardware-Geschäft erholt sich
Nach dem Einbruch im vergangenen Jahr soll 2024 laut Bitkom auch das Hardware-Geschäft wieder deutlich anziehen und um 4,6 Prozent auf 54,4 Milliarden Euro zulegen. Auch hier spielt die Cloud eine wichtige Rolle, denn der Bereich Infrastructure-as-Service, also gemietete Server, Netzwerk- und Speicherkapazitäten, bleibt mit einem geschätzten Plus von 24,5 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro größter Wachstumstreiber.
Ebenfalls zweistellig wachsen die Umsätze mit Workstations (plus 17,8 Prozent auf 1,0 Milliarden Euro) sowie mit Wearables (plus 15,7 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro). Das Geschäft mit PCs erholt sich und legt um 4,2 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro zu.
Problematisch sieht Wintergerst dagegen die Entwicklung bei Security-Appliances - hier sollen die Umsätze nach mehreren starken Wachstumsjahren um 1,5 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro sinken. "Keinesfalls sollte an der IT-Sicherheit gespart werden", warnt der Bitkom-Präsident. "Die Bedrohungslage im Cyberspace hat sich verschärft."
Unterhaltungselektronik setzt Schrumpfkurs fort
Während der Bereich Unterhaltungselektronik einem weiteren Umsatzrückgang um 3,4 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro entgegensteuert, soll sich der TK-Markt weiter stabilisieren. Der Bitkom erwartet hier für 2024 ein Wachstum um 1,0 Prozent auf 72,8 Milliarden Euro, wobei das Geschäft mit Telekommunikationsdiensten mit 52,6 Milliarden Euro (plus 1,6 Prozent) den größten Anteil ausmachen soll. Die Investitionen in TK-Infrastruktur gehen in der Summe leicht um 1,0 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro zurück. Die Umsätze mit Endgeräten bleiben mit minus 0,2 Prozent auf 11,8 Milliarden Euro fast auf dem Niveau des Vorjahres.
Im weltweiten Vergleich wächst Deutschland weiter langsam
Global betrachtet sehe die Entwicklung der deutschen ITK-Branche allerdings nicht ganz so gut aus, so Wintergerst. So erwartet der Bitkom, dass die weltweiten Umsätze mit IT und Telekommunikation 2024 um 5,6 Prozent auf 4,91 Billionen Euro zulegen. Dabei können die USA ihre Vormachtstellung mit 38 Prozent Marktanteil ausbauen, während Deutschland mit 4,0 Prozent hinter Großbritannien (4,3 Prozent) nur Rang 5 einnimmt. "Damit Deutschland bei der Digitalisierung aufholt, müssen die Unternehmen und Verwaltungen ihre Investitionen entschiedener hochfahren", so Wintergerst.