Bei 29 Prozent im Einsatz

Deutsche Industrie entdeckt Private 5G

02.08.2022
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Einer aktuellen Bitkom-Umfrage zufolge haben die deutschen Industrieunternehmen die Vorteile von 5G weitgehend erkannt. Nur bei der Einführung des neuen Mobilfunkstandards hapert es noch etwas.
Der nicht mehr ganz so neue Mobilfunkstandard 5G kommt langsam auch in der deutschen Industrie an.
Der nicht mehr ganz so neue Mobilfunkstandard 5G kommt langsam auch in der deutschen Industrie an.
Foto: f o g a a s - shutterstock.com

Nach dem Aufpoppen von Leuchtturmprojekten wie dem Bosch-Werk in Reutlingen, der Factory 56 von Mercedes-Benz oder der zahlreichen 5G-Use-Cases im Hafen von Antwerpen entdeckt nun auch die breite Masse der deutschen Industrieunternehmen die mit 5G erreichbaren Vorteile wie hohe Datenraten, geringe Latenzzeit und eine hochzuverlässige, sichere und schnelle Datenübertragung für sich. So ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, dass mittlerweile 29 Prozent der Unternehmen 5G in der Produktion einsetzen - im Vorjahr waren es nur acht Prozent. Weitere 42 Prozent der Firmen planen den Einsatz oder diskutieren darüber.

Außerdem gab gut ein Fünftel (21 Prozent) der befragten Unternehmensvertreter an, dass sie im Jahr 2025 ausschließlich auf 5G als Funkstandard setzen wollen. Aktuell haben von den 29 Prozent 5G-Nutzern fünf Prozent ausschließlich 5G im Einsatz, zehn Prozent nutzen 5G überwiegend und 13 Prozent teilweise oder nur sehr geringfügig. Im Rahmen der Umfrage wurden 553 Industrieunternehmen in Deutschland ab 100 Beschäftigten befragt.

5G-Investitionen steigen an

Auch die Investitionen in Private 5G sollen steigen. Laut Umfrage schätzen die Unternehmen, die aktuell 5G einsetzen, dies planen oder diskutieren, dass sie im Jahr 2022 durchschnittlich mehr als 610.000 Euro in den Funkstandard investieren - im Vorjahr wurde das Investitionsvolumen im Schnitt auf rund 560.000 Euro geschätzt.

"Menschen und Maschinen interagieren und kommunizieren immer stärker digital und vernetzt", kommentiert Nick Kriegeskotte, Leiter Infrastruktur und Regulierung beim Bitkom, das Ergebnis. 5G schaffe dafür die entsprechende Infrastruktur mit leistungsstarken Netzen. Es lohne sich daher für Unternehmen, in den Funkstandard zu investieren.

Viel Nachfrage - wenig Lizenzen

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass wohl der Großteil der deutschen Unternehmen beim Aufbau eines 5G-Netzes die Zusammenarbeit mit einem Netzbetreiber und Inhaber einer 5G-Lizenz nutzt - Stichwort Network Slicing. So meldete die Bundesnetzagentur Mitte Juni gerade einmal 220 zugeteilte Frequenzen für den Aufbau eines lokale 5G-Netzes im für die Wirtschaft freigegebenen Bereich von 3,7 bis 3,8 GHz.

Laut Statistischem Bundesamt (PDF) gab es 2020 in Deutschland aber mehr als 12.000 Unternehmen im produzierenden Gewerbe, die mindestens 100 Mitarbeiter beschäftigen. Rechnet man die Ergebnisse der - repräsentativen - Bitkom-Umfrage hoch, müssten davon bereits fast 3500 Unternehmen ein privates 5G-Netz unterhalten.