Die im Jahr 2018 vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung durchgeführte Studie lässt aufhorchen: ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland – fast acht Millionen Menschen – arbeitet in Berufen, in denen mindestens 70 Prozent der Tätigkeiten von Künstlicher Intelligenz übernommen werden könnten. Im Zentrum dabei steht Big Data – die schnelle Verarbeitung gigantischer Datenmengen. Doch was die Wenigsten bedenken: Künstliche Intelligenz soll nicht grundlegend den Menschen als Arbeitskraft ersetzen, sondern ihn entlasten und neue Arbeitsplätze schaffen. Wie offen sind die Deutschen gegenüber Künstlicher Intelligenz – sowohl am Arbeitsplatz, als auch im Privatleben? Und wie wird Künstliche Intelligenz bereits erfolgreich eingesetzt?
KI auf dem Vormarsch
Künstliche Intelligenz ist keine Zukunftsmusik mehr, sondern wird bereits von vielen Unternehmen erfolgreich eingesetzt. Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 greift mehr als jedes zweite Unternehmen auf KI zurück. Das wohl bekannteste Produkt Künstlicher Intelligenz ist Alexa von Amazon. Allzeit für die absurdesten Fragen bereit ist „sie“ perfekt in den Alltag integriert und scheinbar allwissend. Trotz der Vermenschlichung von Alexa: KI ist keine Person, sondern ein Supercomputer – eine Software, die nicht allwissend ist, sondern auf Unmengen an Daten zugreift, um auf jede Frage eine Antwort parat zu haben.
Künstliche Intelligenz hat nicht nur Unterhaltungswert, sondern kann auch gezielt eingesetzt werden, um Menschen zu helfen – sogar Leben zu retten. Im Bereich Healthcare kann Künstliche Intelligenz unter anderem für eine schnellere Diagnose schwerwiegender Krankheiten angewendet werden. KI untersucht im Vorfeld riesige Mengen an Patientendaten und analysiert diese nach verschiedenen Kriterien. Ein weiteres Einsatzszenario ist der digitale OP. Die Software fungiert als eine Art Navigationssystem, während Hardware – zum Beispiel in Form eines robotischen Armes – dem Arzt direkt assistiert.
Vielversprechende Karrierechancen
Laut einer aktuellen Studie von VMware sind die Deutschen gegenüber neuen Technologien grundsätzlich positiv gestimmt. Demnach glauben die meisten Befragten nicht, dass sie durch Künstliche Intelligenz ihren Arbeitsplatz verlieren. Stattdessen erwarten sie sich durch neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, Blockchain und Internet of Things (IoT) bessere Karrierechancen. Doch wie können solche Chancen aussehen?
In erster Linie ergeben sich durch neue Technologien neue Märkte, Geschäftsmodelle und damit auch neue Arbeitsplätze. Dabei geht es nicht nur um die Implementierung und Wartung der technologischen Infrastruktur, sondern auch um den Umgang damit. Mensch und Maschine arbeiten zusammen – dabei kontrolliert der Mensch die Maschine und muss mit dieser umzugehen wissen. In der Ära der Digitalisierung ergeben sich neue Berufsfelder, wie zum Beispiel der Data Scientist oder der Workforce-Interface-Manager – eine Fachkraft, die verschiedene Komponenten Künstlicher Intelligenz miteinander verbindet und so für eine bessere Abstimmung mit menschlichen Kollegen sorgt. Zum anderen empfinden deutsche Verbraucher neue Technologien auch als berufliche Entlastung: bessere Work-Life-Balance und mehr Freizeit durch weniger administrative Aufgaben.
Ja zu Mobilität – nein zu Finance
Gespalten sind die Deutschen allerdings in Bezug auf den Einsatz neuer Technologien. Neben dem Gesundheitswesen sehen die Befragten vor allem im Bereich Transport und Verkehr Chancen. 66 Prozent der Verbraucher nutzen bereits Technologien zur Verkehrsüberwachung. Autonomes Fahren steht in den Startlöchern und wird bereits testweise auf deutschen Straßen umgesetzt. Auch im Online-Handel ist Künstliche Intelligenz allgegenwärtig. Beispiel hier: Europas größter Modehändler Zalando. KI scannt Kleidungsstücke auf Fotos und vergleicht diese mit eigener Ware, um den Kunden möglichst genau das zu bieten, was sie wollen.
Kritisch sehen die Deutschen den Einsatz neuer Technologien im Finanzsektor. Künstliche Intelligenz kann in diesem Zusammenhang Daten zu persönlichen finanziellen Ausgaben analysieren und entsprechend offenlegen. Doch dieser Einblick soll privat bleiben – nur sieben Prozent der Befragten würden ihre Finanzen von KI kontrollieren lassen, auch wenn sie dadurch Geld sparen könnten. Doch welche Möglichkeiten Künstliche Intelligenz bereits bietet, zeigt das Beispiel der Schweizer Bank Credit Suisse. Das Unternehmen setzt seit Dezember 2017 einen Chatbot namens Amelia ein – die wohl menschlichste Form Künstlicher Intelligenz. „Sie“ kümmert sich vor allem um den Umgang mit Daten und die Verarbeitung von Dokumenten.
Unsicherheit und Unwissenheit
Ein grundlegendes Hindernis in Zeiten der Digitalisierung ist der Datenschutz beziehungsweise die Angst der Verbraucher um ihre Daten. Jeder dritte Deutsche weiß nicht, wer auf seine Daten zugreifen kann – und geht so neuen Technologien eher aus dem Weg. Über die Hälfte der Befragten ist zudem besorgt, dass Unternehmen ihre Endgeräte überwachen. Ein großes Problem: 42 Prozent der Verbraucher wissen nicht, was es mit der neuesten Technologie auf sich hat.
Das größte Missverständnis: 45 Prozent der deutschen Verbraucher denken fälschlicherweise, dass KI ein Roboter ist. Grund dafür ist fehlendes Wissen – Aufklärung ist zwingend notwendig. Verbraucher müssen mit neuen Technologien umgehen können, von den Vorteilen wissen und sie gezielt einsetzen können. Unwissenheit führt meist zu Desinteresse oder sogar Ablehnung. Deswegen sind Regierung und Unternehmen in der Pflicht, für grundlegende Aufklärung von der Wiege an zu sorgen. Denn vor allem von Unternehmen erwarten sich die Verbraucher Unterstützung, um neue Technologien besser zu verstehen. Und das ist eine Riesenchance: wer jetzt auf neue Technologien setzt und Kunden, potenzielle Neukunden und Early Adopter mitnimmt, aufklärt und mit einer innovativen Geschäftsidee begeistert, hat das Potenzial, den Markt zu erobern.