AI-Studie

Deutsche Führungskräfte verschlafen KI

16.02.2021
Von 
Bastian Seebacher ist freier Mitarbeiter der Redaktionen CIO und COMPUTERWOCHE.
Über 75 Prozent der deutschen Mitarbeitenden stehen KI positiv gegenüber. Führungskräfte zögern jedoch, in Technologie und Weiterbildung zu investieren.
Unter Mitarbeitenden hat künstliche Intelligenz ihren "Schrecken" verloren, unter Führungskräften hingegen nicht - sagt eine aktuelle Studie.
Unter Mitarbeitenden hat künstliche Intelligenz ihren "Schrecken" verloren, unter Führungskräften hingegen nicht - sagt eine aktuelle Studie.
Foto: carlos castilla - shutterstock.com

Von Artificial Intelligence (AI) sehen deutsche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze offenbar nicht bedroht: Mehr als 75 Prozent zeigten sich in der Studie "Künstliche Intelligenz in Unternehmen" (PDF-Download) gegenüber der neuen Technologie aufgeschlossen und optimistisch, was den Erhalt ihres Arbeitsplatzes anbelangt. An der Untersuchung der IUBH Internationalen Hochschule Bad Honnef nahmen über 500 Mitarbeitende sowie Führungskräfte anonymisiert teil. Befragt wurden Mitarbeiter aus kleinen (bis zu 20 Mitarbeiter), mittelgroßen (21 bis 500 Mitarbeiter) und großen (über 500 Mitarbeiter) Unternehmen.

Die Studie zeigt, dass die Mehrheit der Mitarbeiter KI als Chance ansehen, ihre Arbeit effizienter und schneller zu gestalten. Allerdings haben sich 47,5 Prozent nach eigenen Angaben noch nicht mit dem Thema AI in ihrem Unternehmen befasst. Nur 17,9 Prozent der Angestellten sind der Meinung, dass ihr Unternehmen über die notwendigen Kompetenzen verfügt, KI in bestehenden Prozessen zu implementieren. Außerdem gibt lediglich etwa ein Drittel der Studienteilnehmer an, über das notwendige Know-how im Umgang mit künstlicher Intelligenz zu verfügen.

Angst vor der Angst wird zum Bremsklotz

Mangelhaftes Wissen im Umgang mit KI ist ein Problem und lässt sich nicht so einfach lösen: Denn nicht einmal 50 Prozent der Führungskräfte sind gewillt, ihre Mitarbeiter diesbezüglich weiterzubilden. "Die Angst vor AI wird in Deutschland gefährlich überschätzt", warnt Ulrich Kerzel, einer der beiden Autoren der Studie. "Wenn die Führungskräfte annehmen, dass die Mitarbeitenden AI skeptisch gegenüberstehen, erschwert das die Entscheidung für künstliche Intelligenz." Es müsse verhindert werden, dass die Angst vor der Angst zum Bremsklotz werde, so Kerzel weiter.

Co-Autor Thomas Zöller, Professor für Data Science und Artifical Intelligence an der IUBH, ergänzt, dass vor allem in kleinen Unternehmen eine große Implementierungslücke entstanden sei. Diese sollte schnellstmöglich geschlossen werden, um die langfristigen Potenziale des Technologiewandels nicht zu verpassen. Jedoch gibt es den beiden Forschern zufolge auch Risiken in Verbindung mit künstlicher Intelligenz, die nicht zu unterschätzen seien. Vor allem die Kernprozesse von Unternehmen sollten nicht komplett an KI übergeben werden, um einen Kontrollverlust zu vermeiden.

Das Credo der Studienautoren: Damit die strategische Implementierung von AI funktionieren kann, müssen Unternehmen und ihre Führungskräfte in Zukunft deutlich mehr in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, um das volle Potenzial der neuen Technologien für sich zu nutzen. (kf)