Microsoft tut sich mit Qualcomm zusammen, um künftig auch die Desktop-Apps von Windows 10 auf Geräten mit Prozessor nach ARM-Architektur lauffähig zu machen. Das kündigen beide Unternehmen auf dem Windows Hardware Engineering (WinHEC) Event in Shenzhen an. Damit wird es dann möglich sein, Anwendungen wie Photoshop oder auch Spiele auf Tablets und mit ARM-Prozessoren bestückten Laptops zu nutzen. Microsoft setzt dabei auf einen Emulator, der zwar nur x86-Programme und keine 64-Bit-Apps übersetzt, Windows 10 selbst läuft hingegen in seiner 64-Bit-Version. Mit Blick auf ein Demo-Video scheint das auch bereits sehr gut zu funktionieren.
Voraussetzung für die reibungslose Emulation sind allerdings auch neue Chipsätze. Hier kommt Qualcomm ins Spiel: Dem Unternehmen zufolge ist mit ersten kommerziell verfügbaren Geräten mit Windows-Unterstützung in der zweiten Jahreshälfte 2017 zu rechnen. Auch wenn er in den Mitteilungen von Qualcomm und Microsoft nicht explizit genannt wird, bietet sich dafür der neue Snapdragon 835 an, der in vielen Highend-Smartphones im kommenden Jahr stecken wird. Die Demonstration nimmt Qualcomm noch an einem Snapdragon 820 vor, wobei unklar bleibt, ob Geräte wie das HP Elite X3 nachträglich mit dem Emulator versehen werden können.
Kein Mehraufwand für Entwickler, größeres App-Angebot für Verbraucher
Mit dem neueren Vorstoß in die Welt der ARM-Architektur wird sich Microsoft der Zugang zu einem deutlich größeren Markt eröffnen. Ein Vorteil der vorgestellten Emulation ist unter anderem, dass Entwickler keine besonderen Anpassungen an ihren Programmen vornehmen müssen - anders also als bei den Universal Apps für den Continuum-Modus. Zudem wird es bei der Oberfläche von Windows 10 keinen Unterschied auf Geräten mit x86- und ARM-Prozessoren geben, was vor allem Verbraucher freuen wird.
Die werden auch das deutlich größere Angebot an alten und neuen Programmen zu schätzen wissen: Auf den Mobile-Versionen von Windows laufen aktuell nur spezielle Apps, deren Angebot im Vergleich zu Android und iOS nicht sonderlich groß ist. Ein erster Versuch, Windows für die ARM-Plattform abseits des Smartphones nutzbar zu machen, ist gescheitert. Das für Tablets konzipierte Windows RT war auch wegen des sehr eingeschränkten Software-Supports kein Erfolg.
Gegenüber The Verge begründet der Windows- und Gerätechef von Microsoft, Terry Myerson, den neuen Anlauf damit, dass Kunden Geräte mit besserer Akkulaufzeit und Anbindung an das Mobilfunknetz fordern. Im Fokus liege zunächst die Entwicklung von Laptops mit ARM-Prozessoren, Smartphones und andere Gerätetypen stünden aber ebenfalls auf dem Plan. Die Universal-App-Plattform soll durch den Desktop-Emulator nicht eingestellt werden, wie Meyerson betont. Sie soll sich vor allem für modernere Programme mit erweitertem Funktionsumfang wie Touch- oder Stifteingabe oder Augmented-Reality-Apps anbieten.