Das Daimler Blog war das erste digitale Tagebuch eines Dax-Unternehmens. Es ging im Herbst 2007 ans Netz. Heute wählen sich monatlich rund 40.000 Besucher ein, von denen jeder durchschnittlich drei Artikel anklickt. Gut acht Minuten beträgt die Verweildauer, das ist ähnlich lang, wie Lebenspartner täglich miteinander reden. Rein zeitlich ist dem Blogger sein Blog ebenso viel wert wie seine bessere Hälfte. Hinter dem blog.daimler.de steckt Uwe Knaus, zuständig bei Daimler in Stuttgart für Social Media. "Ich habe mir den Umgang mit dem neuen Medium selbst beigebracht, weil Social Media vor fünf Jahren in der Ausbildung oder im Studium noch keine Rolle spielte", sagt Knaus. Das könnte sich nun ändern.
Social Media in andere Ausbildungsberufe integrieren
Wissenschaftler vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn haben im Auftrag der Bundesregierung untersucht, ob Social Media in bestehende Berufsbilder passen könnte oder ein eigener Ausbildungsberuf geschaffen werden sollte. "Ende März haben wir unsere Empfehlung einer Integration der Social-Media-Themen in die bestehende Ausbildung zum Mediengestalter Digital und Print überreicht", sagt Andreas Pieper, Sprecher des Instituts. Das BIBB untersteht dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und ist das Kompetenzzentrum zur Erforschung und Weiterentwicklung der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Deutschland - eine Annahme der Empfehlung liegt daher nahe. Wann sich die zuständigen Gremien zur Empfehlung äußern werden und in welchem Umfang und mit welchen neuen Inhalten die Berufsausbildung zum Mediengestalter möglicherweise überarbeitet wird, ist zurzeit noch nicht bekannt. "Wir müssen abwarten", so BIBB-Sprecher Pieper.
Doch die Zeit drängt: Fast die Hälfte aller Unternehmen in Deutschland setzen soziale Medien ein. Das geht aus einer Studie Branchenverbands Bitkom unter mehr als 700 Unternehmen hervor. Bekanntheit steigern, neue Kunden gewinnen und Beziehungen zu Kunden pflegen, sind die drei bedeutendsten Ziele, die sie mit ihrem Engagement in Blogs, sozialen Netzwerken wie Facebook, Xing, Twitter und Youtube erreichen wollen. Tobias Arns, Bitkom-Bereichsleiter Social Media und neue Medien, ist sich nicht schlüssig, "ob das Innovationsfeld Social Media in einen starren Ausbildungs- oder Studienrahmen gepresst werden sollte". Er hat vom Rat des Bundesinstituts gehört und teilt dessen Einschätzung.