Humane AI Pin

Der Star Trek Communicator kommt näher

10.11.2023
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Das von ehemaligen Apple-Mitarbeitern gegründete Startup Humane hat den AI Pin nun offiziell vorgestellt. Ob das KI-gestützte Display-freie Device wirklich (bereits) Smartphones ersetzen kann, ist allerdings fraglich.
Der Humane AI Pin ist wesentlich dezenter als ein Smartphone - aber auch ähnlich effektiv?
Der Humane AI Pin ist wesentlich dezenter als ein Smartphone - aber auch ähnlich effektiv?
Foto: Humane

Nachdem die von den ehemaligen Apple-Mitarbeitern Imran Chaudhri und Bethany Bongiorno gegründete Company Humane das Wearable erstmals im April gezeigt hatte, kann der Humane AI Pin ab dem 16. November bestellt werden. Als Preis werden 699 Dollar aufgerufen. Hinzu kommen noch 24 Dollar monatlich für einen T-Mobile-Vertrag. Dieser umfasst eine Telefonnummer, Datenvolumen für den Zugriff auf KI-Modelle von Microsoft und OpenAI sowie Cloudspeicher für Fotos und Videos bietet.

Der Pin selbst besteht aus einer quadratischen Rechner-Einheit mit Qualcomm-Snapdragon-Chipsatz, Kamera, Mikrophon, Lautsprecher und Sensoren sowie einem Akkublock. Die beiden Teile werden magnetisch gekoppelt, wobei auch eine kabellose Stromversorgung durch die Kleidung oder andere Oberflächen gewährleistet sein soll. Der Pin wird mit zwei "Akku-Boostern" geliefert, die sich im laufenden Betrieb austauschen lassen. Das gewährleistet Humane zufolge eine ununterbrochene Nutzung und eine ganztägige Akkulaufzeit.

Der Humane AI Pin wird in drei Farben angeboten.
Der Humane AI Pin wird in drei Farben angeboten.
Foto: Humane

Interaktion ohne Display

Da bewusst auf ein Display verzichtet wurde, erfolgt die Interaktion mit dem Device auf andere Weise. Humane setzt dabei - ähnlich wie beim Star Trek Communicator - primär auf natürliche Sprache. Das KI-Wearable hört dabei nicht ständig mit oder reagiert wie Alexa auf ein Aktivierungswort, sondern muss manuell aktiviert werden. Anschließend zeigt es mit einem Blinklicht an, dass aufgenommen wird.

Daneben gibt es die Möglichkeit, sich Informationen via Laserprojektion auf der Handinnenseite anzeigen zu lassen, mit dem Pin durch Gesten zu interagieren oder Gegenstände an die integrierte Kamera zu halten, um Informationen zu erhalten.

Humane zufolge kann der Pin auch persönlich klingende Nachrichten schreiben, den Inhalt eingegangener Mails zusammenfassen oder Sprachen in Echtzeit übersetzen. Zudem unterstützt der Pin das Tidal-Musikstreaming, bei dem ein "KI-DJ" passende Titel auswählt.

Ob all das in der Praxis so gut funktioniert wie in den Demo-Videos oder auf der Humane-Website dargestellt, wird sich zeigen. Angesichts der Fähigkeiten von GenAI-Tools wie ChatGPT klingen die Funktionen aber längst nicht mehr so utopisch wie noch vor einem Jahr.

AI Pin oder Smart Glasses?

Spannend ist indes, ob die Nachfolge von Smartphones letztendlich Geräte wie der AI Pin oder doch Smart Glasses antreten. So ist der Pin zwar deutlich dezenter und anders als das Google Glass nicht vorbelastet. Wenngleich noch an Details wie Größe, Gewicht und Akku gearbeitet werden muss, sprechen jedoch für Brillen etwa die bessere Position der Kamera und die Möglichkeit, die Informationen direkt ins Sichtfeld einzublenden anstatt auf die Handfläche.

Dies scheint auch Humane bewusst zu sein: Als die Company vor vier Jahren startete, stand noch das etwas holprige Konzept, die Benutzeroberfläche via Laserprojektion und Gestensteuerung zu gestalten, im Mittelpunkt. Mit den inzwischen deutlich gereiften Fähigkeiten von Generative AI und dem Hype um die Technologie erhielt das Startup die Möglichkeit, eine deutlich praktikablere Alternative zu nutzen.