CIO des Jahres

CIO des Jahres 2020 – Public Sector – Platz 2

Der Pionier aus dem Südwesten

26.11.2020
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Ministerialdirektor Stefan Krebs entwickelte als CIO von Baden-Württemberg mit seinem Team binnen kürzester Zeit einen Universalprozess, mit dem Kommunen ihre Verwaltungsleistungen online anbieten können.
Stefan Krebs, CIO von Baden-Württemberg, ermöglichte bis dato schon viele Online-Services für Bürger, wie es der Gesetzgeber bis Ende 2022 verlangt.
Stefan Krebs, CIO von Baden-Württemberg, ermöglichte bis dato schon viele Online-Services für Bürger, wie es der Gesetzgeber bis Ende 2022 verlangt.
Foto: Laurence Chaperon

E-Government lebt. Bottom-up bringt die Verwaltung auf Trab. In diesen Schlagzeilen könnte man die Leistung von Stefan Krebs und seiner Mannschaft im Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg bündeln. Als auch im Südwesten im Zuge der Corona-Pandemie die Bürgerbüros schließen mussten, war schnelles Handeln nötig. Camilo Fautz, Adrian Hardt und Marius Herr, Referenten im Ministerium, klopften mit ihrer Idee gleich bei CIO Stefan Krebs an. Schnell war diesem klar: "Wir sind in der Lage, in kurzer Zeit einen digitalen Eingabeprozess für Bürger-Services zu bauen, da wir ja die Basisplattform schon hatten."

Die Jury sagt:

"Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung, ernst genommen und angepackt. Glückwunsch!"

Wenige Tage später konnte Baden-Württemberg die erste Version des Universalprozesses auf der zentralen E-Government-Plattform service-bw.de bereitstellen. In enger Zusammenarbeit mit einigen Vorreiterkommunen wurde er rasch weiterentwickelt. Ein halbes Jahr später ist der ausgereifte Universalprozess bei weit mehr als 100 Kommunen im Einsatz, die mitunter mehrere Hundert unterschiedliche Dienstleistungen online anbieten - die Spanne reicht von der Beantragung einer Geburtsurkunde bis zur Anmeldung eines Gewerbes.

Insbesondere in kleinen Gemeinden ging die Einführung flott: Götz von Berlichingens Heimatgemeinde Jagsthausen bietet ihren 1.800 Einwohnern bereits mehr als 300 Services digital an. Einige kleinere Gemeinden und Städte, die es Jagsthausen gleichtun, haben in ihrem Zuständigkeitsbereich das OZG bereits heute erfüllt.

In der Landesverwaltung beschleunigt Corona den digitalen Wandel

Anfang März hatten wir 3.000 genutzte VPN-Verbindungen, Mitte Mai bereits 11.000. Virtuelles und verteiltes Arbeiten funktioniert bei uns gerade für die organisatorischen und gestaltenden Funktionen gut.

Der Clou: Jede Kommune kann das vorgeschlagene Eingabeformular übernehmen oder auch nach ihrem Gusto selbst gestalten, langwierige Abstimmungsprozesse über einheitliche Formulare entfallen. Dass in so kurzer Zeit aus einer Corona-Notlösung ein "OZG-Baukasten" für Baden-Württemberg entstehen konnte, ist auch der Arbeitsweise der Mannschaft im Digitalisierungsministerium zu verdanken: agil entwickeln und getreu dem Ansatz "Minimum Viable Product"(MVP) schnell mit dem Basisprodukt rausgehen und kleine Fehler iterativ beheben. "Wir haben am offenen Herzen operiert, aber auf die B-Note kam es dieses Mal nicht an. Wichtiger war, dass Bürger die Dienstleistungen ihrer Gemeinden nutzen konnten, auch wenn die Bürgerbüros geschlossen waren."

Onlinezugangsgesetz (OZG)

Bis Ende 2022 müssen Bürgerinnen und Bürgern sowie den Unternehmen alle Verwaltungsleistungen online zur Verfügung stehen. Der OZG-Katalog umfasst knapp 600 Leistungsbündel, wobei jedes Leistungsbündel einige wenige bis zu mehreren Dutzend einzelne Verwaltungsleistungen umfassen kann. In Baden-Württemberg standen im Frühjahr 2020 neben dem Universalprozess auch die ersten fünf Standardprozesse auf der zentralen E-Government-Plattform service-bw.de bereit. Damit gehört das Land im Bund zu den Pionieren, was die Umsetzung des OZG betrifft.