Der Rat der EZB hat die nächste Stufe in der Entwicklung des digitalen Euros angekündigt. Nach dem Ende der zweijährigen Untersuchung Ende Oktober 2023 soll am 1. November die Vorbereitungsphase beginnen. Damit wollen die Zentralbanker den Grundstein für den digitalen Euro legen. In der mindestens zweijährigen Vorbereitungszeit sollen ein Regelwerk für das Handling der Digitalwährung ausgearbeitet und Anbieter für die Entwicklung von Plattform und Infrastruktur ausgewählt werden.
Das bislang ausgearbeitete Konzept sieht eine digitale Variante des Bargelds vor, das Bürgerinnen und Bürger im gesamten Euro-Raum einsetzen können. Es soll sich für Zahlungen zwischen Privatpersonen, an Verkaufsstellen, im Online-Handel und für staatliche Transaktionen nutzen lassen. Der digitale Euro wäre allgemein zugänglich und sowohl online als auch offline verfügbar. Die Nutzung wäre grundsätzlich kostenlos, heißt es in einer Mitteilung der EZB.
FAQ Digitaler Euro Alle Fakten zur virtuellen Währung
In den kommenden zwei Jahren will das beauftragte Team herausfinden, wie sich ein digitaler Euro technisch umsetzen lässt. Dabei sollen der EZB zufolge die Anforderungen des Euro-Währungssystems genauso wie die Bedürfnisse der Konsumenten berücksichtigt werden. Das betrifft etwa das Nutzungserlebnis, den Datenschutz, die finanzielle Inklusion und den ökologischen Fußabdruck. Nach der Vorbereitungsphase will der EZB-Rat entscheiden, wie der Weg für eine mögliche Einführung des digitalen Euro aussehen könnte.
Mit den bislang eingeleiteten Vorbereitungen und Planungen sei noch kein endgültiger Beschluss darüber gefallen, ob der digitale Euro wirklich kommen wird, betonen die Zentralbanker. Eine Entscheidung werde der EZB-Rat erst dann fällen, wenn der dafür notwendige Gesetzgebungsprozess der EU abgeschlossen sei.
Euro auf die Zukunft vorbereiten
Christine Lagarde, Präsidentin der EZB, äußerte sich allerdings positiv. "Wir müssen unsere Währung auf die Zukunft vorbereiten", sagte sie und betonte, dass niemand zurückgelassen werde. Ein digitaler Euro würde parallel zum physischen Bargeld bestehen, auf das auch künftig niemand verzichten müsse, versprach Lagarde. Nutzerinnen und Nutzer könnten an Geldautomaten digitale Euro in Bargeld umtauschen und umgekehrt.
Auch sollen höchste Sicherheitsstandards gewährleistet sein. Datenschutz habe oberste Priorität, hieß es bei der EZB. Das Eurosystem werde darüber hinaus keinen Zugriff auf personenbezogene Daten haben und es werde nicht möglich sein, anhand von Zahlungsinformationen Rückschlüsse auf einzelne Personen zu ziehen. Auch bei Offline-Zahlungen soll der digitale Euro einen dem Bargeld vergleichbaren Datenschutz bieten.
Banken warnen vor Eingriffen in den Markt
Wird die digitale Währung beschlossen, soll sie von beaufsichtigten Intermediären wie beispielsweise Banken ausgegeben werden. Vertreter der Finanzinstitute beobachten die Entwicklungen denn auch sehr genau. Grundsätzlich stehe man einer digitalen Währung positiv gegenüber, heißt es bei der Deutschen Kreditwirtschaft (DK). "Ein richtig gestalteter digitaler Euro kann Mehrwerte für Wirtschaft und Gesellschaft bieten", sagte Tanja Müller-Ziegler, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), federführend für die DK.
Allerdings dürfe der digitale Euro nicht übereilt eingeführt werden. "Negative Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft müssen vermieden werden", mahnte Müller-Ziegler. Die Banker sehen offenbar Gefahren für ihr Geschäftsmodell. Ein neues staatliches Zahlungsverkehrssystem würde einen fundamentalen Eingriff in den Markt bedeuten. Die Rollenverteilung zwischen Staat und Privatwirtschaft sowie zwischen Zentralbank und Geschäftsbanken könnte nach Ansicht von Branchenvertretern mit der Einführung eines von der EZB betriebenen neuen Zahlungssystems in Frage gestellt werden. Das werfe grundlegende ordnungspolitische Fragen auf und ginge über das Mandat der EZB hinaus.